Show must go on? Nach dem Attentat von Halle haben Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf auf ihre Siegprämie, die 15 Minuten Sendezeit, verzichtet. In der jüngsten Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben" verlieren die beiden diesmal das Duell gegen ihren Sender. Wie schade.

Christian Vock
Eine Kritik
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Es gibt Momente, da kann man eigentlich nur das Richtige tun. In der vergangenen Woche gab es einen solchen Moment und um genau dieses Richtige zu tun, haben Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf wegen des Attentats auf eine Synagoge in Halle mit zwei Toten auf ihre 15 Minuten Sendezeit verzichtet.

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"Es hat heute etwas stattgefunden, was uns zumindest das Gefühl nimmt, heute Abend um Viertel nach acht groß inszenierten Blödsinn aufzuführen", erklärte Klaas Heufer-Umlauf den Verzicht auf die Siegersendezeit. Angesichts der Unfassbarkeit der Tat konnte es hier keine Alternative geben, business as usual war unmöglich.

Joko und Klaas verlieren das Duell

Eine Woche später, bei der nächsten Ausgabe von "Joko & Klaas gegen ProSieben", stellt sich die Frage, wann und ob es wieder Zeit ist, "groß inszenierten Blödsinn aufzuführen". Die Antwort, so viel sei verraten, fällt am Dienstagabend maximal minimal aus.

"Wir werden noch jede Menge Gelegenheiten haben, diese Ideen umzusetzen", versprachen Joko und Klaas nach ihrer Verzichtserklärung, doch weil die beiden ihr Duell gegen ProSieben verlieren, werden diese Ideen erst einmal in der Schublade bleiben.

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Joko & Klaas: Schafe treiben in Bayern

Stattdessen müssen Winterscheidt und Heufer-Umlauf nun zur Strafe ein Liedchen komponieren und das ist nicht nur wenig originell, sondern vor allem schade, schließlich sind die 15 Minuten freie Sendezeit der eigentliche Kern der Show. Als die beiden seinerzeit ihre 15 Minuten drei Menschen überließen, "die mehr zu sagen haben", gehörte das jedenfalls zu den schöneren Momenten der jüngeren TV-Geschichte.

Nach der Show am Dienstagabend bedarf es allerdings viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass Joko und Klaas dieses Highlight toppen werden. Die beiden müssen nämlich als Strafe für ihre Niederlage bis zum kommenden Freitag eine neue Pro7-Hymne texten, produzieren und einsingen. Da gab es selbst bei "Wetten, dass ..?" spektakulärere Wetteinsätze. We don't love to entertain you.

Was ProSieben beim Wetteinsatz nicht gelang, das klappte auch während der Show nur selten. Gerade die Studiospielchen zeigten allenfalls durchschnittliches Unterhaltungsniveau: TV-Werbe-Jingles erraten gegen Collien Ulmen-Fernandes und Adel Tawil, Gegenstände erraten gegen Rebecca Mir und Christian Düren oder Dinge zurück in die Verpackung friemeln gegen Influencerinnen – Winterscheidt und Heufer-Umlauf haben es schon einmal deftiger krachen lassen.

Pro7-Hymne am Freitag bei "taff"

Das ist zwar immer noch mehr, als man sonst so im Formatfernsehen bekommt, für Joko-&-Klaas-Verhältnisse aber vergleichsweise harmlos. Deutlich lustiger war da schon die Aufgabe, im bayerischen Böbing eine Schafherde von der Weide in den Stall zu treiben. "Das sind doch keine Harvard-Studenten. Das sind Schafe", erkennt Klaas blitzschnell, als es um den Plan geht, die Schafe entlang der Straße zu treiben.

Im Finalspiel dann, als es um die berühmten 15 Minuten Sendezeit geht, steht Klaas auf einer Stele, während ihm Joko von einem Laufband aus 30 von 40 Gegenständen, von einer Tüte Salzstangen bis zum Kleiderständer, zuwirft.

Als nach wenigen Versuchen bereits eine stattliche Anzahl der Gegenstände auf dem Boden liegt, ist wohl allen Beteiligten klar, dass das Finalspiel nicht zu gewinnen ist – und so kommt es dann auch.

Nun also müssen Joko und Klaas eine neue Pro7-Hymne kreieren, am Freitagnachmittag soll sie bei "taff" vorgestellt werden. Es wäre interessant gewesen, was die beiden nach dem Attentat in Halle mit ihren 15 Minuten Sendezeit gemacht hätten. Man kann ja auch zweimal das Richtige tun.

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