Sebastian Fitzek ist bei Krimis so etwas wie der Mann der Stunde. Ein Bestseller jagt den nächsten und am Donnerstagabend lief nun mit "Passagier 23" erneut eine Verfilmung eines Fitzek-Krimis bei RTL. Wir haben ihn gesehen und uns ein Bild dazu gemacht.

Eine Kritik

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Das Thema: Auf einem Kreuzfahrtschiff verschwinden Passagiere. Doch auch, wenn Autor Sebastian Fitzek selbst mit dem Film zufrieden ist: bei der Spannung hätte es durchaus ein bisschen mehr sein dürfen.

Nun kann man es natürlich pietätlos finden, dass RTL mit "Passagier 23" einen Krimi über verloren gegangene Kreuzfahrtpassagiere sendet, nachdem vor wenigen Wochen der ehemalige "DSDS"-Kandidat und Sänger Daniel Küblböck von einem eben dieser Schiffe unter mysteriösen Umständen verschwunden ist.

Man kann aber auch genauso gute Gründe finden, einen solchen Thriller trotzdem auszustrahlen oder aber erst gar keinen Zusammenhang zwischen beidem herzustellen.

Sebastian Fitzek schrieb den Thriller jedenfalls bereits 2014, gedreht wurde die Verfilmung im Frühjahr dieses Jahres.

Diese beginnt kurz nach einem Einsatz für den Polizeipsychologen Martin Schwartz (Lucas Gregorowicz) mit dem Anruf einer Unbekannten: "Ich habe Neuigkeiten. Über Ihre Familie. Sie müssen an Bord kommen!"

"Sie", das ist Martin Schwartz. "An Bord", das ist das Kreuzfahrtschiff Sirius und die "Neuigkeiten" beziehen sich auf Schwartz' Familie. Schwartz hat fünf Jahre zuvor während eines Urlaubs auf der Sirius seinen Sohn und seine Frau aus ungeklärter Ursache verloren.

Nun also behauptet die Stimme am Telefon, Beweise für das Schicksal seiner Familie zu haben. Auf der Sirius seien nämlich wieder Mutter und Kind verschwunden. Der entscheidende Unterschied, wie Martin Schwartz erfährt: Diesmal ist das Mädchen wieder aufgetaucht.

Wie dämlich darf man sein?

Die Spannung saugt der Krimi aus drei Elementen: Der Spurensuche von Martin Schwartz, der Perspektive der entführten Mutter und einem Krimi-Klassiker – dem Exklusiv-Wissen des wieder aufgetauchten Mädchens.

Von dem muss Martin Schwartz nämlich erfahren, was an Bord der Sirius vor sich geht und er hat dafür nur sechs Tage Zeit.

Zu diesem Wettlauf gegen die Zeit kommt noch die persönliche Tragödie von Martin Schwartz und zwei Nebenhandlungen um einen Suizid gefährdeten Teenager und eine alte Dame, die allerlei Seemannsgarn über Kreuzfahrtschiffe spinnt.

Was davon richtig ist, konnte man in der Dokumentation "Traumreise ohne Wiederkehr" sehen, die RTL direkt im Anschluss an "Passagier 23" zeigte.

Sebastian Fitzek selbst verriet in einem Interview, dass ihm die Verfilmung sehr gut gefallen habe. Nun weiß man natürlich nicht, was Sebastian Fitzeks Ansprüche an eine Verfilmung seines Werkes sind, aber bei "Passagier 23" wäre noch ein bisschen Luft nach oben gewesen. Vor allem in puncto Spannung.

Erst nach über eineinhalb Stunden nimmt der Thriller etwas an Fahrt auf, auf voller Leistung laufen die Maschinen aber nie.

Die Figuren bleiben zu blass, als dass man irgendwelche Sympathien aufbauen könnte, eine richtige Filmmusik, die Spannung zumindest herbeifiedeln könnte, fehlt fast völlig.

Dazu kommen Menschen, die selbst für Krimi-Verhältnisse ungewohnt dämlich handeln. So zum Beispiel die Teenager-Mutter, die nach Kenntnis der Suizid-Pläne so lange mit einem Gespräch wartet, bis es zu spät scheint.

Ein "Bermuda-Deck?"

Dabei ist eigentlich alles für einen spannenden Thriller angerichtet: Ein persönliches Schicksal, verknüpft mit einem Verbrechen, Rätsel auf verschiedenen Ebenen und die schweigsame Überlebende, die Auskunft über das Verbrechen geben könnte.

Das funktioniert eigentlich auch ganz gut, wird aber allzu oft durch eine bizarre Story und Dialoge wie diesen zunichtegemacht: "Menschen die nicht über Bord gehen, müssen ja irgendwo sein. Ein Bermuda-Deck. Ein geheimnisvolles Zwischen- oder Unterdeck", orakelt die alte Dame hölzern, als für den Zuschauer eigentlich schon alles klar scheint.

Erst ziemlich genau eine halbe Stunde vor Schluss geht es dann aber doch los, nimmt die Handlung Wendungen, die wirklich überraschend, aber auch ganz nah an hanebüchen sind.

Das alles macht die Verfilmung von "Passagier 23" zu einem ordentlichen, wenn auch wirklich nicht herausragenden TV-Thriller.

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