In der jüngsten Ausgabe der ProSieben-Show "Schlag den Star" treten die Moderatorinnen Jeannine Michaelsen und Charlotte Würdig gegeneinander an. Das ist durchaus unterhaltsam, vor allem aber spannend bis zum Schluss. Doch während Michaelsen den Sieg holt, punktet Würdig mit dem Spruch des Abends.

Christian Vock
Eine Kritik
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Die gute Nachricht gab es schon, als noch keine Frage gestellt und kein Spiel gespielt sind. Dann nämlich, als bekannt wurde, wer denn in der jüngsten Ausgabe von "Schlag den Star" am Samstagabend antreten würde: Jeannine Michaelsen und Charlotte Würdig. Eine gute Nachricht, weil beide Kandidatinnen die Eigenschaften mitbringen, die aus "Schlag den Star" einen unterhaltsamen Abend machen können.

Jeannette Michaelsen ist im Allgemeinen und als "Fernsehkindergärtnerin" von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf im Besonderen für ihre Schlagfertigkeit bekannt und auch Charlotte Würdig weiß, wie man mal einen flotten Spruch raushaut. Dass die beiden auch noch den nötigen Ehrgeiz, nämlich überhaupt welchen, mitbringen, bestätigt der Anhang, den die beiden ins Studio mitgebracht haben: "Sehr ehrgeizig", hört man aus Michaelsens Ecke, "sportlich, schlagfertig" kommt von Würdigs Begleitung.

"Michaela Jeanninsen? Wer ist das?"

Auf dem Papier stimmt also alles, aber auch bei "Schlag den Star" liegt die Wahrheit auf dem Platz. Dass es aber mit den Grundeigenschaften Schlagfertigkeit und Ehrgeiz funktionieren kann, haben in der vergangenen Ausgabe Rapper Materia und Schauspieler Frederick Lau bewiesen. Die beiden kämpften verbissen, aber fair und ohne diese peinliche Breitbeinigkeit, die man bei Männern in Wettbewerbssituationen viel zu oft sieht. Und da ab und an auch mal ein lustiger Spruch durchs Studio flog, wurde auch der Unterhaltung genüge getan – etwas, was bei "Schlag den Star" leider nicht selbstverständlich ist.

Nun ist es also an Charlotte Würdig und Jeannine Michaelsen, um 100.000 Euro Preisgeld, vor allem aber für die Unterhaltung der Zuschauer zu kämpfen. Wie bei "Schlag den Star" so üblich beginnt das Sprücheklopfen schon bei den Einspielfilmchen: "Michaela Jeanninsen? Wer ist das? Ich kenn die nicht", kalauert da Würdig und Michealsen kontert: "Charlotte hat viel so Heimwerkersendungen gemacht, oder? Ich mein: Das ist super. Wenn die hier abends rausgeht, kann die am nächsten Morgen versiert und fachkundig Stück für Stück ihr Ego ganz einfach wieder aufbauen. Sieht man hinterher nix mehr. Kein Kratzer. Vielleicht ein bisschen."

Die beiden Damen waren also zumindest im Vorfeld in Stimmung. Bleibt zu hoffen, dass sie diesen Humor zumindest phasenweise halten können. Denn dass das nicht den ganzen Abend gelingen kann, ist bei einer XXL-Show, die "Schlag den Star" mit weit über vier Stunden auch diesmal wieder ist, sowohl klar als auch verzeihlich. Und in der Tat setzen die beiden Kandidatinnen den einen oder anderen launigen Höhepunkt – was vor allem an Jeannine Michaelsen liegt.

Charlotte Würdig mit dem Spruch des Abends

Zum Beispiel bei Spiel Nummer sechs "Dosenkarussell". Dort müssen Michaelsen und Würdig von einem fahrenden Karussell aus Dosenstapel abräumen. Da witzelt Michaelsen zwischendrin: "Ich muss sagen: Intellektuell wird mir das gerecht." Und als Charlotte Würdig nach zwei Runden Karussellfahrt schlecht wird, fragt Michaelsen: "Was gab’s denn vorher? Nur damit wir wissen, worauf wir uns freuen können."


Und Charlotte Würdig? Die landet, humoristisch gesehen, zumindest einen Volltreffer an diesem Abend. Nach dem Auftritt von Rapper Kontra K kleben nämlich noch ein paar schwarze Reste einer Brennpaste am Boden und als ein Produktionsmitarbeiter versucht, die Reste zu entfernen, lässt Würdig lapidar den Satz fallen: "Rapper hinterlassen halt Spuren. Was soll man sagen?" Zum Verständnis: Würdig war bis vor zwei Jahren noch mit Rapper Sido zusammen, bis sich das Paar 2020 trennte.


Es gibt also durchaus ein paar unterhaltsame Momente und auch in puncto Spannung zeigen sich die beiden Damen großzügig. Denn Würdig und Michaelsen liefern sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ehe es bei Spiel elf zum Höhe- und wohl auch Knackpunkt des Abends kommt. Nach zehn Spielen steht es 28:27 für Michaelsen, nun sollen die beiden Damen beim Spiel "Durchrollen" eine Kugel durch 14 hintereinander aufgestellte Tore rollen lassen. Je weiter die Kugel rollt, desto mehr Punkte gibt es, im Idealfall also 15, wenn die Kugel Tor 14 passiert.

"Schlag den Star": Krimi beim Durchrollen

Es gibt maximal fünf Durchgänge, in jedem Durchgang werden die erzielten Punkte addiert. Wer zuerst drei Durchgänge gewinnt, gewinnt auch das Spiel. Charlotte Würdig legt hier gleich los wie die Feuerwehr, schafft ziemlich schnell sogar zweimal die Maximalpunktzahl von 15. So führt Würdig nach wenigen Minuten bereits mit 2:0, doch dann wendet sich das Blatt.

Während Michaelsen langsam bessere Punkte erzielt, läuft es bei Würdig genau in die andere Richtung. Irgendwann gleicht Michaelsen aus und holt sich mit ihrem allerletzten Wurf sogar noch den Sieg. "Was für ein Krimi war das denn jetzt bitte", fasst Kommentator Ron Ringguth begeistert die Situation zusammen.

Also alles wunderbar? Na ja. Zwar war die jüngste Ausgabe von "Schlag den Star" sicher nicht die beste, aber wirklich auch nicht die schlechteste. Aber wie alle anderen Ausgaben zuvor war auch sie vor allem eines: zu lang. Sich darüber immer noch aufzuregen, wäre vertane Zeit, denn ändern wird sich daran sicher nichts mehr. Trotzdem dürften nicht wenige froh gewesen sein, als Jeannine Michaelsen um 0.46 Uhr endlich den Matchball verwandelt und im Glitzerregen den Koffer mit dem Geld entgegennehmen kann.

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