Da hätte man den Zuschauer ruhig einmal vorwarnen können. Hätte man gewusst, dass es RTL bereits in Folge zwei von "Bauer sucht Frau" derart krachen lässt, hätte man sich noch schnell ein Fässchen Klosterfrau Melissengeist für die Nerven besorgt. Mittendrin im Trubel: ein Paar Stöckelschuhe, eine heruntergesprungene Fahrradkette und ein Zug, der am falschen Gleis hält.
Mann liebt Frau. Was hat die Kunstgeschichte nicht alles aus dieser doch recht simplen Grundkonstellation herausgeholt. Eine Familienfehde mit finalem Gift-Suizid aufgrund eines Missverständnisses zum Beispiel. Oder eine herzzerreißende Abschiedsszene zweier Liebenden nach der Eisbergkollision eines Passagierdampfers.
RTL geht die Mann-liebt-Frau-Sache in der zweiten Folge von "Bauer sucht Frau" zwar nicht ganz so virtuos, aber nicht weniger engagiert an. Zur Ausgangssituation: Nach dem "turbulenten Scheunenfest" der Auftaktfolge, müssen die ausgesuchten Damen nun zu ihren Bauern auf deren Grundbesitz reisen wollen. "Hofwoche" nennt RTL das.
Mit Highheels nach Afrika
Zum Beispiel bei Bauer Jörn. Der hat seine Scheunenfest-Bekanntschaften Ilona und Oliwia auf seine Farm nach Namibia bestellt. Dazu werden die beiden Damen erst mit einem Flugzeug nach Namibia und dann mit einem Taxi zum Treffpunkt nach Grootfontein gebracht. Dort sollen die beiden dann auf Farmer Jörn warten – ein erster Gänsehautmoment.
Ilona ist die nagende Ungewissheit bis zu Jörns Ankunft am Treffpunkt nämlich ein wenig unbehaglich: "Man wusste gar nicht, wann er kommt. Ob er gleich kommt, ob's noch zehn Minuten dauert. Man wusste nicht, wie sein Auto aussieht. Man wusste nicht, aus welcher Richtung er kommt."
Ja, das sind die Tücken Afrikas. Auf die war Ilona ohnehin nicht vorbereitet. Denn wie eine Kofferinspektion wenig später ergeben sollte, hat die junge Dame zwar Wanderschuhe, aber eben auch Highheels eingepackt. Highheels! In Afrika! Wo war Ilona nur mit ihren Gedanken? Mehr Aufregung traut RTL seinen Zuschauern erst einmal nicht zu und belässt es in Namibia bei diesem vorläufigen Höhepunkt.
Resi, i hol di mit der Rikscha ab
Zum Durchatmen sollte der Zuschauer aber auch bei den anderen Bauern nicht kommen. Zum Beispiel bei Bauer Claus. Der Ferkelzüchter aus Diepholz freut sich auf seine Heike, die bald mit dem Zug ankommen sollte. "Fürs Abholen hat er sich etwas eher Extravagantes ausgesucht", erklärt
Wenig später sollte sich Claus wünschen, doch auf seine Erstintuition gehört zu haben: "Ich hatte mich am Anfang für einen Leichenwagen entschieden." Dann wäre RTL allerdings der Hauptbestandteil seiner Geschichte abhandengekommen.
Während der Fahrt zum Bahnhof springt Bauer Claus nämlich tatsächlich die Fahrradkette von der Rikscha und das mitten im Berufsverkehr von Diepholz! Es dauert nicht lange, da hat Claus einen veritablen Stau verursacht. Alle beiden Autos der Stadt drängeln und hupen hinter dem die Rikscha schiebenden Claus.
Plötzlich dämmert es ihm, dass er ja auch wieder zurück muss – und dann vollbeladen mit seiner Neuerwerbung vom Scheunenfest. Also hebt Claus die Fahrradkette kurzerhand wieder zurück aufs Kettenblatt. Gut, dass er da nicht gleich drauf gekommen ist, RTL wäre sonst eine komplette Geschichte weggebrochen.
Kathrin verlässt Guy
Seinem Landwirt-Kollegen Bernhard ergeht es da nicht besser. Dessen Tag startet schon gebraucht, als er am Beziehen der Bettdecke für seine Annett scheitert: "Das ist ja nicht unbedingt die Aufgabe vom Mann, dass er die Betten macht", überrascht Bernhard mit seinem Wissen aus dem vorvorletzten Jahrhundert beim Schönreden seiner Niederlage.
Wenig später sollte er für noch mehr Nervenkitzel sorgen. Kaum ist seine Annett angekommen und das Gepäck im Kofferraum verstaut, springt Bernhards Leih-Cabrio nicht an. Doch es kommt noch schlimmer: Ein Gewitter naht, wie die Produktionsfirma durch eingespielte Donnergeräusche deutlich machen will. Fortan treibt alle die Frage um: Wird es Bernhards Kumpel noch vor dem Regen mit dem Überbrückungskabel zum Cabrio schaffen? Ja, es ist eine Folge direkt aus der Hölle.
Der Höhepunkt dieser Höllenfolge sollte aber Bauer Guy aus Luxemburg vorbehalten sein. Ihm hat das Schicksal in Folge zwei besonders übel mitgespielt. Als seine Kathrin nämlich mit der Bahn ankommt, hält der Zug diesmal auf dem Gleis gegenüber, wie Inka Bause erklärt: "Das geht ja gut los für die Beiden". In der Tat, da ist man natürlich so gut wie machtlos.
Man weiß nicht wie, aber irgendwie hat es Kathrin doch noch auf die richtige Seite geschafft. Vielleicht hat sie die Unterführung genommen. Unter derart schlechten Vorzeichen gestartet, überrascht es kaum, dass die Beziehung der beiden nicht mehr so recht auf die Beine kommen mag.
Kathrin ist nach kurzer Zeit von Guys Verhalten enttäuscht, was dieser auch einsieht: "Ich glaube, meine Sprüche sind nicht gut angekommen." Trotz eines unter Tränen flehenden Guys erklärt Kathrin die Hofwoche zum Hoftag und reist kurzerhand wieder ab. Selbst Shakespeare hätte diesen Abgang nicht besser hinbekommen.
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