Horst Lichter: "Man sieht, wie es dem Herrn Kümmel peinlich ist"

"Man sieht so richtig, wie es dem Herrn Kümmel peinlich ist", grinst Horst Lichter, als er den "Bares für Rares"-Experten um die nackte Schaufensterpuppe herumschleichen sieht. Auch im Händlerraum sorgt die Figur für Aufsehen ...

"Wo habt ihr das Püppchen her?", fragt Lichter Inge und ihre Schwiegertochter Patrizia aus St. Ingbert. "Wir hatten einen sehr guten Bekannten, der war Auktionator. Und der hat mir zu Lebzeiten ganz viele Sachen geschenkt, unter anderem diese Puppe", erzählt Inge.

Kümmel nennt die Puppe "Hildegard": "Hildegard besteht aus mehreren Teilen" und lässt sich in selbige zerlegen. "Das Ganze ist aus einem Materialmix hergestellt", der unter anderem Kunstharz und Gips enthält, erläutert der Experte.

Der linke Arm weist deutliche Risse auf. Kümmel rät: "Man sollte sich hier jetzt dringend dran zu schaffen machen und versuchen, das Ganze zu festigen."

"Die Finger hatten mal Fingernägel. Die sind abgekaut beziehungsweise im Laufe der Zeit verloren gegangen", zeigt der Experte auch die Beschädigungen an der Hand. Als Hersteller nennt er die Firma Siégel aus Paris.

Wespentaille, Frisur und Make-up deuten auf die 1950er-Jahre hin. Als Wunschpreis gibt Inge hoffnungsvoll 1.000 Euro an.

"Hier sind wir eher tatsächlich um die Hälfte rum", verweist Detlev Kümmel auf die Beschädigungen. "Wir sind so bei 400, 500 Euro, weil wir haben eine Menge Arbeit, die gemacht werden muss." Inge will die Puppe trotzdem verkaufen.

Angesichts der unbekleideten Schaufensterpuppe lachen die fünf Händler: "Wir sind sprachlos!" Anaisio Guedes (r.) startet mit 20 Euro, Julian Schmitz-Avila (3.v.l.) sieht ebenfalls nicht mehr: "Man muss halt sagen: Sie ist schon ziemlich malad."

Wolfgang Pauritsch (r.) bietet 100 Euro: "Es ist genau meine Ware." Steve Mandel (l.) hält sie jedoch für zu anzüglich: "Ich komme aus Monschau, das ist sehr katholisch. Ich kann sowas nicht ins Fenster stellen." Pauritsch lacht: "Du kannst ihr was anziehen." Doch Mandel bleibt dabei.

"Man müsste halt wirklich noch was investieren", will Fabian Kahl (l.) wegen des Zustands maximal 350 Euro ausgeben. Doch Inge hätte gerne 450 Euro. "Komm Fabian, nicht jedes Geschäft kann ein gutes werden", stachelt Schmitz-Avila seinen Kollegen an.

Bei 400 Euro werden sich beide einig. "Ich kann die Restaurierungskosten hier nicht einschätzen", begründet Kahl seinen Preis. Dafür verspricht er: "Vielleicht bekommt sie auch mal wieder was an."

Ebenfalls verkauft wird die auf 150 Stück limitierte und signierte Druckgrafik von Charles Wilp zur Wiedervereinigung aus dem Jahr 1990 mit Unterschriften von Politikern und anderen Prominenten. Schätzwert: 300 Euro.

Anaisio Guedes erkennt einen persönlichen Bezug und kauft das Bild für 200 Euro: "Am 3. Oktober 1990 bin ich knapp 15 geworden."

Das Relief "Die geflügelte Nike" aus Bronze von Paul Wunderlich aus dem Jahr 1977 wird auf 1.400 bis 1.700 Euro geschätzt.

"Es ist ein großer Name, und die Nike ist eine tolle Darstellung", erklärt Wolfgang Pauritsch, weshalb er 1.700 Euro investiert.

Der Goldring mit grünen Glassteinen aus der Zeit um 1950 hat einen Wert von 150 Euro.

"Die Farbe, das könnten durchaus Turmaline sein", überlegt Steve Mandel und kauft das Schmuckstück für 140 Euro.

Das Collier aus Weißgold mit thailändischen Saphiren und Diamanten aus den 1970er- oder 80er-Jahren bewertet die Schmuckexpertin mit 2.500 bis 3.000 Euro.

Da der Wunschpreis von 6.500 Euro jedoch weit darüber liegt und die Verkäuferin nur im Auftrag einer Freundin da ist, kann ihr Horst Lichter keine Händlerkarte geben.

Das Glasgefäß von Lalique wurde zwischen 1950 und 1978 gefertigt und hat einen Wert von 900 bis 1.200 Euro.

Julian Schmitz-Avila bezahlt immerhin 800 Euro, ein toller Gewinn für einen Garagenfund.