Wer sich angesichts der Überschrift diesmal irgendeine Anzüglichkeit bei "Die Bachelorette" erhofft hat, der sieht sich enttäuscht. Sorry für die Verwirrung. Aber in Folge fünf gibt es keine plumpe RTL-Nackedeierei. Stattdessen kommt ein Überraschungsgast zu Besuch: die Realität.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Von Woche für Woche wird der Kampf um das Herz der Bachelorette intensiver. Das stimmt die Männer nachdenklich", erklärt der Off-Sprecher gleich zu Beginn, wie es um die Gehirnaktivitäten der Männer bestellt ist. Ob die Männer wirklich nachdenken, ist allerdings schwer einzuschätzen. Zwar zeigt RTL in der Tat ein paar nachdenkliche Blicke, aber in Zeitlupe sieht eben jeder Blick nachdenklich aus. Können Sie gerne mal zu Hause mit der Handykamera ausprobieren. Klappt immer.

Dass man sich beim Nachdenken nicht nur auf die Bilder verlassen kann, weiß auch die Produktionsfirma und schickt ein paar Statements zur Unterfütterung der Nachdenk-These hinterher. Zum Beispiel das von Tom: "Wir sind jetzt bei der Halbzeit, es sind zehn Leute noch dabei. Wie ist das denn, wenn sie jetzt den und den geküsst hat? Was macht das jetzt mit mir? Was macht das mit ihr?"

Bei Umut ist die Lage sogar noch dramatischer, er entdeckt im Eifer des Nachdenk-Gefechts sogar eine neue Spezies: "Wenn ich aber auf ein Date gehe, da kommt halt die Freude, da schüttet mein Körper Endolfine aus." Ob sich wirklich Endolfine im Wasser getummelt haben, werden wir allerdings nicht herausfinden, denn beim ersten Gruppendate der Folge geht es zwar an den Strand, Umut muss aber leider zu Hause bleiben.

"Die Bachelorette": "Ratter, ratter, ratter, ratter"

Doch auch für die, die mitdürfen, kommt der Strandtag nicht so recht in Schwung, Endolfine sind erst mal nicht in Sicht. Dass für eine "Bachelorette"-Folge gerade überdurchschnittlich nachgedacht wird, merkt auch unsere Bachelorette Sharon Battiste: "Man blickt dann in diverse Augen und merkt einfach ratter, ratter, ratter, ratter". Es ist also eine ziemliche Ratterei am Strand und da will es Sharon wissen: "Ich hab' einfach gemerkt: Ich frag mal. Was machen eure Gedanken?"

Alexandros rückt als Erster mit der Sprache raus: "Ich freu mich total, dass ich hier sein darf. Mit weniger Männern hätt’s mir auch gut gefallen. Mit dir alleine noch besser." Das mag sein, aber da hätte eine Vorab-Recherche über die Show die Erwartungen sicher nicht so groß werden lassen. Etwas später startet Alexandros eine Fragen-Gegenoffensive. Er will Sharons peinlichsten Moment wissen und verpasst den Gesprächen damit einen Stupser ins Reich der Darmwinde.

Das ist inhaltlich uninteressant, friemelt aber schon einmal den Putz von der Kitsch-und-Romantik-Mauer, von der "Die Bachelorette" seit jeher umgeben ist. Dass Sharon später den Vorschlaghammer rausholt, kann Alexandros da allerdings noch nicht wissen. Steffen auch nicht, aber das muss er auch gar nicht. Er darf erst einmal die Zeit nach dem Gruppendate mit Sharon alleine genießen und das sollte sich für ihn lohnen, weil er erst eine kleine Feuershow- und dann eine Kuss-Einlage bekommt.

Sharon überrascht Lukas mit ihrer Glatze

Damit macht Steffen nicht nur sich, sondern auch Jan eine Freude, denn der hatte "eine Flasche im Club" darauf gewettet, dass sich Steffen und Sharon bei ihrem Date küssen. Ja, auch bei der "Bachelorette" muss man gucken, wo man bleibt. Gucken, wer man ist, will hingegen Sharon beim nächsten Einzeldate. Das bekommt Lukas und Sharon will sich dort dem noch nichts Ahnenden zeigen, wie sie ohne Perücke aussieht. Zur Erinnerung: Sharon ist an kreisrundem Haarausfall erkrankt und hat sich deshalb eine Glatze rasiert.

Das soll Lukas nun als Erster erfahren, denn ihr Bauchgefühl sagt ihr, dass sie sich bei ihm dabei nicht komisch fühlen wird. Genau so kommt es auch. Man fühlt sich wohl, quatscht und küsst sich, doch irgendwann findet Sharon "Es ist Zeit" und hofft: "Bitte lass meine Glatze nichts ins Negative verändern. Bitte finde mich genauso schön und genauso witzig und genauso toll, wie du mich mit Haaren findest."

Mit einem "Ich glaub, wir haben den gleichen Frisör", überrascht sie Lukas mit ihrer Glatze und der antwortet souverän mit "Du siehst gut aus". Sharon zeigt sich erleichtert und gerührt, wie einfühlsam und gelassen Lukas mit der Situation umgeht und mit einem "Glatze an Glatze?" die Druckluft aus dem Ganzen nimmt, bevor die beiden ihre Köpfe aneinanderdrücken.

Sharon Battiste: "Ich zeig mich heute allen Männern ohne Perücke"

Lukas wiederum fühlt sich wegen Sharons Vertrauensvorschuss geehrt: "Das ist für mich einfach was Großes." Aber Lukas ist nur die Generalprobe im kleinen Kreis: "Ich zeig mich heute allen Männern ohne Perücke", beschließt Sharon vor der Nacht der Rosen. "Ich mach mich jetzt nackt – und vielleicht auch verletzlich", ist sich die Bachelorette aber auch der Folgen ihrer Offenheit bewusst – aber offenbar nicht der Folgen für die Show.

Denn seit Jahren setzt man bei "Die Bachelorette" auf eine Heile-Welt-Kulisse. Traumdates, Traumfrauen, Traumvillen, Traumkörper – es gibt hier fast nichts, das nicht irgendwie traumhaft ist. Sorgsam hat man jede Ritze abgeklebt und mit Kitsch zugespachtelt, damit ja kein bisschen Realität reinkommt. Realität spielte sich bisher immer nur in, na ja, der Realität ab. Nun also hat Sharon einen Riss in die Schutzschicht aus Oberflächlichkeiten geklopft und alle können jetzt dabei zusehen, wie sich Realität und "Bachelorette"-Brachial-Romantik vermischen.

"Jetzt sieht die noch geiler aus", findet Kandidat Stas und Dominik meint: "Sie war davor wunderschön und ist danach immer noch wunderschön." Und auch Sharon ist mit der neuen Realität glücklich: "Ich hätte mir diesen Moment nicht besser vorstellen können." Bei so viel Glückseligkeit ist die Realitätsfolge auch für alle "Bachelorette"-Kitsch-Puristen gerade noch mal gutgegangen. Mit einer ganz anderen Realität müssen sich hingegen Stas und Hannes anfreunden, denn die dürfen nach Folge fünf wieder nach Hause fliegen.

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