Seit Februar dieses Jahres ist bei Amazon Prime Video die Dramaserie "Hunters" verfügbar, in der Al Pacino einen Nazijäger mimt. Doch nur wenige Tage nach dem Start der Serie sorgt diese nun für Aufruhr.
Die Szene in der neuen Amazon-Serie "Hunters" ist nur schwer erträglich: In einem Waldstück im Außenbereich des Konzentrationslagers Auschwitz haben die Nazis ein riesiges, begehbares Schachfeld anlegen lassen. Auf den einzelnen Feldern stehen lebende Figuren - KZ-Häftlinge, mit Rasiermessern in den Händen.
Ein NS-Sadist in SS-Uniform spielt gegen einen jüdischen Gefangenen. Immer wenn eine Figur vorrückt, muss sie der, deren Platz sie einnimmt, die Kehle durchschneiden.
So schildert "Hunters", in der Hollywood-Star Al Pacino die Hauptrolle spielt, unter anderem die Gräuel des Holocausts. Doch dieses entsetzliche Schachspiel hat in der Realität nie stattgefunden, es ist eine Erfindung des amerikanischen Serienschöpfers David Weil.
Scharfe Kritik an Amazon-Serie: Holocaust keine "lockere Unterhaltung"
Die Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz kritisiert die sadistische Darstellung scharf. "Auschwitz war, wie es die Überlebenden dokumentierten, ein Ort schrecklicher Qualen und des Leids", schreiben Vertreter der Gedenkstätte bei Twitter.
"Ein fiktives menschliches Schachspiel für 'Hunters' zu erfinden ist nicht nur eine gefährliche Dummheit und Karikatur. Es öffnet Tür und Tor für zukünftige Leugner. Wir ehren die Opfer, indem wir bei den Fakten präzise bleiben", ist in dem Statement weiter zu lesen.
Karen Pollock, die Chefin des Holocaust Educational Trust, kritisiert gegenüber der "BBC" zudem, dass durch solche erfundenen Darstellungen von Folter und Sadismus die Serie den Charakter einer "lockeren Unterhaltung" bekomme. "Wir haben eine echte Verantwortung, die Wahrheit des Holocaust zu bewahren."
Der Serienschöpfer von "Hunters" in Erklärungsnot
Serienschöpfer Weil hat zu den Vorwürfen bereits Stellung bezogen. Wie ihn unter anderem "Variety" zitiert, sei "'Hunters' keine Dokumentation" und habe auch niemals den Anspruch daran gehabt.
Der Macher verteidigt die Szene, bei der die lebendigen Schachfiguren dem Spielverlauf entsprechend getötet werden. Sie sei ihm "wichtig" vorgekommen, da die Szene einer Weißwaschung der Nazis entgegenwirke.
Sie würde "die extremste - und gegenständlich wahrheitsgemäße - Ausprägung des Sadismus und der Gewalt darstellen, die von den Nazis an Juden und anderen Opfern verübt wurde". (ln/cos) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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