Oliver Pocher wollte mit seinen Kindern ins Kino, doch die Mitarbeiter ließen ihn nicht herein. Das lässt ihn in seinem Podcast: "Die Pochers - Frisch recycelt" am gesamten deutschen Rechtssystem zweifeln.
"Menschen sind soziale Wesen. Wenn Menschen mit anderen zusammenleben, nennen wir das: Leben als Gemeinschaft. Damit dieses Zusammenleben funktionieren kann, brauchen wir Regeln. Sie sagen uns, wie wir uns verhalten sollen." So heißt es in der Broschüre des Rundfunks Berlin-Brandenburg [PDF] aus dem Jahr 2022 zur Themenwoche der ARD "Wir gesucht. Was hält uns zusammen?"
Eigentlich ganz einfach, oder? Wer miteinander auskommen will, braucht Regeln, die alle akzeptieren, damit dieses Miteinander funktioniert. Oder er heißt
Davon berichtet der Komiker in dieser Woche in seinem Podcast "Die Pochers - Frisch recycelt". Es beginnt relativ harmlos. Oliver Pocher,
Sandy Meyer-Wölden kann das toppen: Ihre Kinder laufen bei der Copa América mit den Spielern der argentinischen Nationalmannschaft ein. Organisiert hat das der Vater der beiden, ein argentinischer Geschäftsmann, nicht ohne den Söhnen vorher einzutrichtern, dass sie nicht sieben, sondern acht Jahre alt sind. Das Mindestalter der Einlaufkinder.
Kinopersonal verweigert Pochers Kindern den Eintritt
Die perfekte Überleitung zu Oliver Pochers Kinobesuch in dieser Woche. Mit seinen Kindern wollte der Komiker "Bad Boys: Ride or die" mit Will Smith sehen. Wohl wissend, dass der Film erst ab 16 Jahren freigegeben ist, seine Kinder aber jünger sind. Falls es auffällt, briefte er sie, sollten sie sagen, sie hätten den Ausweis im Auto.
Das nützt den Pochers nichts: Der Angestellten an der Kinokasse fällt sofort auf, dass die Kinder zu jung sind, und sie verweigert freundlich den Eintritt. Das will Oliver Pocher nicht hinnehmen und beginnt zu argumentieren, dass heutzutage doch jeder alles im Internet sehen könne. "Die Antwort bleibt: 'Kann ich nicht machen.'"
Ein weiterer Angestellter kommt hinzu, doch auch der sagt: "Kann ich nicht machen." Er bekomme sonst Ärger mit dem Ordnungsamt. Pocher schlägt vor, sie könnten sich doch im Dunkeln hereinschleichen und das Personal schaue in dem Moment nicht hin. Keine Chance, am Ende bekommt Pocher die Tickets und das gekaufte Essen ersetzt. Sauer ist er trotzdem.
Es beginnt eine Tirade, wie sie so in seinem Podcast in den letzten Wochen immer wieder vorkommt. "Hab doch ein bisschen Empathie, der hat nur seinen Job gemacht", versucht Sandy Meyer-Wölden zu vermitteln. Pocher entgegnet: "Ich hab gerade 'Die Wannseekonferenz' gesehen, die haben auch alle nur ihren Job gemacht."
Ein Witz, der selbst für die Verhältnisse des Komikers geschmacklos ist. Da setzt einer das Treffen von Nazis im Jahr 1942 zur "Endlösung der Judenfrage" mit Kino-Mitarbeitern gleich, die die Pochers nicht ins Kino lassen will, weil der Film von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) nicht für ihr Alter freigegeben ist.
Von der Kinokasse zur Wannseekonferenz
Egal, Empathie in der Öffentlichkeit war nie Oliver Pochers Stärke, und so vollzieht er einen harten Schwenk vom Einlassverweigern im Kino zu dem tätlichen Angriff auf ihn während eines Boxkampfes im März 2022, bei dem es in diesem Jahr zu keiner Haftstrafe für den Angeklagten kam. Die Logik: Bei Lappalien werden die Regeln befolgt (und bestraft), bei wichtigen Dingen wird weggesehen.
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Wem das noch nicht abwegig genug ist, für den legt Pocher noch einen drauf und zieht die Verbindung von sich zum großen Ganzen: "Das sorgt für viel Frustration in Deutschland, dass viele wirkliche Straftaten einfach so durchgehen", sagt er und meint Messerattacken und sexuelle Übergriffe. "Aber wir in Deutschland haben einen Riesenspaß dabei, wenn einer sechs Kilometer die Stunde zu schnell fährt oder wenn ein Film ab 16 ist und du da mit Fünfzehneinhalb bist", sagt er.
Es ist verständlich, dass Pocher sauer ist, seine Argumentation ist aber rein emotional und vermischt Dinge, die nichts miteinander zu tun haben: die Ermordung von Millionen Juden, eine Ohrfeige bei einem Boxkampf und der grundsätzliche Zweifel am deutschen Justizsystem. Und das alles nur, weil Oliver Pocher mit seinen Kindern einen Kinofilm nicht sehen konnte, von dem er genau wusste, dass sie ihn (noch) nicht sehen dürfen.
Da kann man sich als Zuschauer eigentlich nur seiner Ex-Frau Sandy Meyer-Wölden anschließen, die in dieser Woche überrascht war, dass im Englischen Garten in München so viele nackte Menschen herumlaufen. Sie schlägt vor: Das solle Oliver Pocher auch mal probieren. Seinen ganzen Frust nackt wegtanzen. Einfach so. Dann wird das wieder mit dem Kino. Und vielleicht auch dem deutschen Justizsystem.
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