Stellen Sie sich vor, Sie müssten nur 171 Seiten eines Buches lesen und hätten danach alles nötige Werkzeug an der Hand, um sich einen Millionär zu angeln. Laut der hauptberuflichen Ehefrau und Skandalnudel Irina Beller ist das machbar. Wir wollten wissen, ob sie Recht hat und ihr neues Buch "Hello Mr. Rich" fasziniert gelesen - mit schockierenden Erkenntnissen.
Irina Beller hat ein Buch geschrieben. Als wäre diese Tatsache nicht überraschend genug, gibt die "schillernde Königin des Schweizer Geldadels", wie sie sich selbst betitelt, nun Ratschläge für den Millionärsfang. Richtig gelesen: "Hello Mr. Rich" soll es Frauen weltweit ermöglichen, sich mit einfachen Tipps und Tricks nicht nur den Richtigen, sondern den richtig Reichen zu angeln. Ich wage den Selbstversuch und möchte wissen, ob ich mit diesem mutmaßlichen Meisterwerk der Literatur tatsächlich an Diamanten und Champagner komme.
Bereits auf der ersten Seiten macht Frau Beller klar, was ihr Geheimnis ist: "Sie haben vieles gemeinsam. Er liebt sie und sie liebt sich" ist nicht nur das erste Zitat des Buchs, sondern steht stellvertretend für alles, was mich in diesem Buch erwartet. Das Inhaltsverzeichnis bestätigt diese Theorie: "Besser genießen und nicht bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat", "Seien Sie stolz auf Ihr Alter" und "Warum Sie auf gar keinen Fall gleich mit Mr. Rich ins Bett gehen dürfen" lese ich dort und muss das Buch für einen Moment zur Seite legen. Durchatmen. Ja, Irina Beller hat einen Millionär geheiratet. Irgendwie muss sie es geschafft haben. Ob ihr Weg der meine wird, wird sich zeigen.
Feminismus ist nichts für potenzielle Millionärinnen
Im Vorwort betont Mrs. Rich, dass reich heiraten genau das richtige sei für Frauen, "die von Feminismus, Emanzipierung und ähnlichem Schwachsinn nichts halten, sondern es lieben, ganz Frau zu sein". Klar: Brillanten sind schließlich wichtiger als ein eigenständiges Leben. Durch Emanzipation verliere eine Frau ihre Weiblichkeit. Ich versuche dieser Hypothese standzuhalten. Nach 15 Seiten muss ich das Buch erstmals weg legen. Irina Bellers Tagebuch-Schreibstil und absurde Vermengung schlichtweg wirrer Redewendungen und Tatsachen strapazieren nicht nur meine Nerven, sondern auch meinen Intellekt. Doch wie die russisch-ukrainische Millionärin aus der Schweiz zurecht anbringt: Reich wird man nicht mit Klugheit, sondern mit Verführung. Deshalb schalte ich in den Tussi-Modus. Hirn aus, Hormone an - so dürfte das mit "Mr. Rich" klappen.
Die wichtigsten Erkenntnisse habe ich nach kurzer Zeit im Kopf: Jugend ist - zumindest bei uns Frauen - zwar Türöffner, aber nicht wirklich wichtig. Denn erst im Alter werden wir raffinierter, klüger und besser beim Sex. Glückliche Frauen sind zeitlos schön und Lachen ein ernstzunehmendes Hobby. Eine Frau, die sich selbst am meisten liebt, ist eine paarungswillige Raubkatze. Wer gefährlich und verwirrend ist, ist eine starke Persönlichkeit und somit Millionäre-Magnet. Eine gewisse Kühle statt Nettigkeit macht eine Frau zum Hauptgewinn.
Nach dem Buch ist der Wunsch nach Selbsthilfe groß
Wow. Bin ich gebildet und kultiviert, punkte ich noch längst nicht mit Anmut und Attraktivität. Schließlich setzt Beller Feminismus mit unrasierten Beinen und Selbsthilfegruppen gleich, was mich als Frau tatsächlich auf das Wesentliche reduziert: meinen Körper. "Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist meiner Meinung nach nicht nur ein kolossaler Rückschritt, sondern auch eine gefährliche Sache", schreibt die Millionärsgattin. Ich ziehe daraus eine Lehre: Setze ich meine Körpersprache, meinen Duft und meine Flirtkunst sinnvoll ein, beschert mir mein erotisches Kapital dagegen den perfekten Ehemann. Das muss reichen. Mehr Hinweise in Sachen Liebesdingen, Königinnen-Allüren und Oberflächlichkeiten ertrage ich nicht. Für angeregte Gespräche und wissbegierige Begegnungen werde ich mir einen Buchclub suchen müssen.
Vielleicht fange ich gleich jetzt damit an. Eine Lektüre wird es aber mit Sicherheit nicht in die illustre Runde an ausgewählter Literatur schaffen: Frau Bellers Ratgeber für Verzweifelte.
Meine Erkenntnis: Bellers Zitate sind zusammengefasst besser als das gesamte Buch. Daher eine kleine Auswahl.
Irina Bellers beste Zitate
- "Männer sind einander so ähnlich, da kann man auch gleich den reichsten behalten."
- "Geld zu heiraten ist genauso wie Muskeln zu heiraten, beides schließt die Liebe nicht aus."
- "Wer ohne Liebe lebt, ist lebendig gestorben."
- "Der RICH-tige ist immer ein Mr. Rich; er ist und bleibt das große Los für jede Frau, und wer das nicht kapiert, hat sich wohl den Kopf angeschlagen. In diesem Fall helfen auch keine Ratschläge von Irina Beller mehr, sondern nur die eines Psychotherapeuten."
- "Die Selbstachtung eines Menschen lässt sich daran ablesen, wie er sich um sein Äußeres kümmert."
- "Hinter einer langen und glücklichen Ehe steht immer eine schlaue Füchsin."
- "Geben kann man lernen, nehmen muss man können."
- "Reich genug ist nie reich genug."
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