Seit 1979 gibt es "Die drei ???" als Hörspiel. Und genau so lange sind die drei Sprecher Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich als Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews zu hören. Aus den damaligen Teenagern sind inzwischen gesetzte Herren geworden, deren Stimmen man auch aus zahlreichen Filmen und TV-Serien kennt. Wir haben die drei vor ihrem Live-Auftritt in der Münchener Olympiahalle getroffen.
Über 30 Jahre sprechen Sie jetzt "Die drei ???". Wie schafft man es, so lange in der Popkultur präsent zu sein?
Andreas Fröhlich: Das hat in erster Linie mit den Fans zu tun. Wir haben unglaublich treue Fans. Dieses Phänomen lässt sich nicht so ohne Weiteres erklären. Wir wissen nicht, wie es dazu gekommen ist. Es ist ein Geschenk, dass wir heute immer noch da stehen dürfen.
Es ist ja eigentlich ganz praktisch: Die Fans waren damals zahlreich und sind heute zahlungskräftig. Sind das vor allem noch die alten Fans oder sind da viele nachgerückt?
Jens Wawrczeck: Es ist sehr gemischt, fast schon Family Entertainment. Viele Fans haben unser Alter oder sind etwas jünger. Es geht runter bis acht, neun Jahre.
Kommen auch die jungen Fans zu Ihren Auftritten?
Oliver Rohrbeck: Teilweise. Die Auftritte sind ja erst abends um acht, da sind es schon hauptsächlich Erwachsene, die zu den Auftritten kommen – aber es sind immer wieder welche dabei, die ihre Kinder mitbringen.
Das heißt, die Geschichten bleiben auch eher an Kinder gerichtet?
Rohrbeck: Das ist ja ein Kinderhörspiel. Also bleibt es nach wie vor eher an Kinder gerichtet als an Erwachsene. Sonst müsste man die Geschichte ja fortsetzen und die älter werden lassen – und das hat kein Mensch vor. "Die drei ???" sind Jugendliche und das bleibt auch so.
Wawrczeck: Wir spielen natürlich mit dem Bewusstsein, dass wir nicht mehr jung sind. Die Liveauftritte sind durchzogen von selbstironischen Kommentaren, die die Kinder nicht verstehen. Das verstehen eher die Fans der ersten Stunde. Insofern kann man kaum sagen, ob es noch ein Kinderprodukt ist.
Fröhlich: Es ist eher ein "Kindheitsprodukt".
Was erwartet das Publikum denn bei dem aktuellen Hörspiel, mit dem Ihr jetzt auf Tournee seid?
Fröhlich: Eine Weiterentwicklung vom "seltsamen Wecker" und auch von "Master of Chess", mit dem wir vor 12 Jahren angefangen haben. Wir haben festgestellt, dass wir jetzt in den großen Hallen auch mehr mit dem Platz, den wir haben arbeiten müssen. Wir haben die Möglichkeit, dass sich der Ton verbessert hat. Der Sound ist extra für die Tour designt worden. Auch das Bühnenbild ist wesentlich opulenter geworden. Und trotzdem müssen wir schauen, dass das Publikum nicht von der Technik erschlagen wird.
Rohrbeck: Und wir wollten natürlich auch schauen, dass es kein Theater wird, sondern ein Hörspiel bleibt. Für die Leute in der Halle wäre es ja langweilig, wenn wir zwei Stunden nur ablesen. Wir müssen dem Publikum etwas bieten, ohne konkrete Bilder vorzugeben.
Fröhlich: Auf der Bühne herrschen natürlich andere Gesetzmäßigkeiten. Es ist eine klassische "Die drei ???"-Geschichte, die von uns getragen wird. Wir sind nie im Off, sondern immer präsent. Und wir arbeiten dieses Mal ohne einen Erzähler. Wir haben bei dieser speziellen Geschichte festgestellt, dass mehr Spannung entsteht, wenn wir auf den Erzähler verzichten. Weil wir die Geschichte dadurch zügiger erzählen. "Phonophobia" zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie quasi in Echtzeit erzählt wird. Eine Situation, die sich Brian-de-Palma-mäßig durchzieht bis zum Ende.
Nun sitze ich hier ja nicht nur mit den "Drei ???" sondern unter anderem auch mit
Rohrbeck: Beim Synchronsprechen ist es natürlich etwas anderes, da begeben wir uns vollständig in den Dienst der Figur, des Films und des Schauspielers. Da muss alles genau nachgespielt werden. Beim Hörspiel kann man viel mehr in die Figur reinlegen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass Justus wahnsinnig viel von Oliver Rohrbeck hat, aber es obliegt meiner Kunstfertigkeit, dass ich ihm verschiedene Facetten gebe, die im Buch auch nicht immer beschrieben sind. Das macht natürlich mehr Spaß, als "nur" zu synchronisieren.
Dann nehmen Sie also durchaus Einfluss auf die Entwicklung der Rollen?
Fröhlich: Auf die Haltung der Figuren auf jeden Fall. Das ergibt sich natürlich auch aus der Geschichte. Es gibt schon mal Situationen, in denen wir etwas umstellen, aber ganz großen Einfluss auf das Script nehmen wir nicht – und müssen wir auch nicht.
Nehmen Sie sich dafür viel Zeit? Eine Folge einzusprechen dauert ja normalerweise nicht länger als zwei oder drei Tage ...
Rohrbeck: Es ist ja nicht so, dass wir ein Manuskript groß umschreiben müssen. Es gibt immer wieder einzelne Punkte, bei denen wir sagen "Das passt so nicht, da müssen wir was ändern", dafür haben wir aber immer genug Zeit und darauf bereiten wir uns ja auch vor.
Wawrczeck: Oft sind auch die Autoren puristischer als wir. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit einem Autoren, der sagte "Das würde Peter jetzt aber nicht so sagen" Ich habe ihm dann geantwortet: "Ich bin Peter und ich würde das so sagen." Diese kleinen Privatismen, die auch die Energie der Figuren ausmachen, die kommen schon auch von uns.
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