Niemand ist so grausam wie Lord Voldemort - oder etwa doch? Ist Rumpelstilzchen nicht hundertmal durchgeknallter als der "Joker"? Wir haben fünf Bösewichte aus Filmen mit klassischen Märchen-Fieslingen verglichen - und die Kontrahenten in drei Kategorien gegeneinander antreten lassen.
Was macht einen Bösewicht aus? Ein finsteres Aussehen, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt? Oder doch eine perfide Vorgehensweise, um sein abscheuliches Ziel zu erreichen? Wir haben uns anlässlich der Berliner Märchentage moderne Bösewichter angesehen und sie mit den Fieslingen aus klassischen Märchen verglichen. Wer schneidet böser ab?
Der Joker vs. Rumpelstilzchen
Das erste Duell lautet der Joker aus "The Dark Knight" gegen Rumpelstilzchen. Das winzige Rumpelstilzchen hat es faustdick hinter den Ohren, ebenso wie der psychopatische Anarchist Joker.
Aussehen
Die verschiedenen Versionen des Märchens der Gebrüder Grimm zeichnen unterschiedliche Bilder vom Aussehen des Männleins Rumpelstilzchen. Am ehesten ist es als ein kleines, koboldartiges Wesen mit Kapuze zu beschreiben. Das klingt allerdings nicht fies, eher niedlich. Doch Vorsicht: Hinter der wenig bedrohlichen Fassade verbirgt sich ein heimtückisches Wesen.
Ganz anders dagegen der Joker aus "The Dark Knight" von 2008.
Ziel
Das Ziel des Jokers ist simpel: Batman aus dem Weg räumen und Gotham City ins Chaos stürzen.
Das Rumpelstilzchen zielt weit niedriger. Es will das erste Kind einer Müllerstochter als Belohnung, weil es für das Mädchen Stroh zu Gold spann. Dabei lässt er der Müllerstochter sogar noch eine Chance: Falls sie den wahren Namen des Männchens innerhalb von drei Tagen herausfindet, darf sie ihr Kind behalten. Der Joker übernimmt sich, das Rumpelstilzchen ist zu leichtsinnig - ein klares Unentschieden.
Vorgehensweise
Sowohl Rumpelstilzchen als auch der Joker sind kalt und berechnend. Während der Joker mit Explosionen und Morden versucht, Bruce Wayne alias Batman aus der Reserve zu locken, verhält sich das Rumpelstilzchen unauffälliger.
Das Rumpelstilzchen hat sein Unternehmen von Anfang bis Ende durchgeplant. Es nutzt die Notsituation der Müllerstochter schamlos aus, um als Belohnung für seine Hilfe das Erstgeborene des Mädchens zu erhalten. Das Rätsel, dessen Lösung letztlich zur Rettung des Kindes führt, war von Rumpelstilzchen nie als ernsthafte Chance gedacht. Dass die Müllerstochter schlussendlich doch den Namen des kleinen Wesens herausfindet, war ein unvorhersehbarer Zufall. Wir finden Rumpelstilzchens unscheinbare Herangehensweise klüger - Punkt für das Märchenwesen.
Fazit
Der erste Vergleich ergibt keinen klaren Gewinner. Von den Punkten her trennen sich Rumpelstilzchen und der Joker unentschieden. Hinsichtlich Brutalität hat allerdings der Joker klar die Nase vorn - daher ist der Batman-Antagonist für uns der fiesere Bösewicht.
Nächste Seite: Das Alien aus der "Alien"-Reihe vs. Der Wolf aus "Rotkäppchen"
Das Alien aus "Alien" vs. Der Wolf aus "Rotkäppchen"
Sie wollen nur eines: Fressen, einfach fressen. Das legendäre Alien aus den gleichnamigen Filmen von Ridley Scott oder der böse Wolf aus "Rotkäppchen". Wer ist das schrecklichere Monster?
Aussehen
An wen der Punkt in der Kategorie Aussehen geht, darüber dürfte es wohl keine zwei Meinungen geben: Selbst der größte Wolf in der Geschichte aller großen Wölfe könnte nie an das gruselige Äußere des Aliens heranreichen. Punkt für das Alien.
Ziel
Über das Ziel des Aliens können wir nur mutmaßen. Schließlich bringt es seine Opfer offenbar wahllos um oder macht sie zu Wirten für Alien-Babys. Höchstwahrscheinlich will die Kreatur nur überleben und muss dafür nun mal andere opfern.
Der Wolf hat dasselbe Ziel, er will überleben und fressen. Da das Alien aber nicht nur töten, sondern sich auch fortpflanzen will und hierfür Menschen ein Alien-Baby einpflanzt, geht der Punkt an die dunkle Kreatur.
Vorgehensweise
In diesem Punkt unterscheiden sich der böse Wolf und das Alien stark. Auf der Suche nach Futter schleicht das Alien auf einem Raumschiff durch Lüftungsschlitze und dunkle Ecken, um in einem unachtsamen Moment zuzuschlagen. Dabei hätte es das aufgrund seiner enormen Stärke eigentlich gar nicht nötig.
Der Wolf äußert seine Hinterlist auf eine andere Art. Er bringt das Rotkäppchen dazu, sich auf dem Weg zur Großmutter mehr Zeit zu lassen und frisst die alte Frau. Anschließend tarnt er sich als Großmutter, um auch noch das kleine Mädchen zu töten. Das Vorhaben klappt zwar - zumindest in der Gebrüder-Grimm-Version - nicht, ist aber äußerst trickreich. Die Alien-Variante ist zwar spektakulärer, der Wolf macht sich aber viel mehr Mühe. Der Punkt geht an den haarigen Gesellen.
Fazit
Auch wenn wir den fiesen Wolf aus "Rotkäppchen" mögen und ihm einen Punkt für seinen schlauen Plan geben - in der Endabrechnung liegt das Alien vorn.
Nächste Seite: Sauron aus "Der Herr der Ringe" vs. Der König aus "Das tapfere Schneiderlein"
Sauron aus "Der Herr der Ringe" vs. Der König aus "Das tapfere Schneiderlein"
Sie wollen ihre Macht behalten und stellen Herausforderer vor unmöglich erscheinende Prüfungen. Wer ist der größere Bösewicht? Sauron aus "Der Herr der Ringe" oder der König aus "Das tapfere Schneiderlein"?
Aussehen
Schon bevor Sauron zum allseits bekannten, rot glühenden Auge wurde, sah er furchterregend aus. Nach seinem Untergang wurde er zum furchteinflößenden, lidlosen Auge.
Der König aus "Das tapfere Schneiderlein" sieht weniger schrecklich, mit seiner königlichen Robe und der Krone auf dem Kopf aber dennoch Respekt einflößend aus. Der Punkt geht aufgrund gleich zweier fürchterlicher Erscheinungen an Sauron.
Ziel
Saurons Ziel in der "Herr der Ringe"-Saga war die Herrschaft über gesamt Mittelerde. Der machtsüchtige Schöpfer des "Einen Rings" wollte die Menschen, Zwerge, Elben und Hobbits unterjochen.
Dem sanfteren König ging es dagegen "nur" darum, die Herrschaft über sein eigenes, kleines Reich zu sichern - und darum, das Schneiderlein in die Pfanne zu hauen.
Vorgehensweise
Darin unterscheiden sich unsere beiden Kontrahenten nicht einmal so sehr. Um ihr Ziel zu erreichen, versuchen beide durch unlösbar erscheinende Herausforderungen die Helden einzubremsen.
Die Hindernisse, die Sauron Frodo und den Gefährten in den Weg stellt, sind natürlich spektakulärer als die, die das Schneiderlein zu überwinden hat. Was sind schon zwei Riesen gegen eine Armee von Orks? Ein weiterer Punkt für Sauron.
Fazit
Tut uns leid, lieber König: Wie du dein Königreich an das tapfere Schneiderlein verloren hast, ziehst du auch bei unserem kleinen Vergleich den Kürzeren. Sauron hat eindeutig mehr drauf.
Nächste Seite: Darth Vader aus "Star Wars" vs. die Stiefmutter aus "Aschenputtel"
Darth Vader aus "Star Wars" vs. die Stiefmutter aus "Aschenputtel"
Beide sind grausame, zynische Monster, die man nicht in der Verwandtschaft haben will: Aber wer ist der schlimmere Bösewicht - Darth Vader oder Aschenputtels Stiefmutter?
Aussehen
Trotz seines schwarzen Anzugs und der finsteren Maske: In punkto Aussehen hat Darth Vader gegen Aschenputtels Stiefmutter das Nachsehen. Der Grund: Es gibt einfach nichts Gruseligeres als die Stiefmutter im Märchen.
Ziel
Die böse Stiefmutter und Darth Vader wollen beide nur das Beste für ihre Kinder. Die Stiefmutter versucht, ihre Töchter mit dem Prinzen zu verkuppeln, Darth Vader will mit seinem Sohn Luke Skywalker für die dunkle Seite der Macht kämpfen.
Während die Stiefmutter aus reinem Hass auf das Aschenputtel heraus agiert, wurde Darth Vader durch die dunkle Seite verdorben: Der Star-Wars-Bösewicht kann gar nicht anders, als so verdorben zu handeln. Daher haben wir Mitleid mit dem Sith-Lord und geben ihm diesen (Gnaden)-Punkt.
Vorgehensweise
Darth Vader zeichnet sich vor allem durch seine Unbarmherzigkeit aus. Seit er vom Sith-Lord Sidious verdorben wurde, brachte er unzählige Jedi-Ritter um, aus Angst, seine Frau Padme könnte durch deren Hand sterben. Um dies zu verhindern, tut er alles, was Sidious ihm sagt. Vader führt also Befehle aus.
Aschenputtels Stiefmutter handelt aus Kalkül. Die psychologische Folter, der sie Aschenputtel unterzieht, ist unmenschlich. Auch dass sie ihre eigenen Töchter dazu bringt, sich die Füße zu verstümmeln, um in einen Schuh zu passen, ist absolut grausam. Dieser Punkt geht an die Stiefmutter.
Fazit
Kaum zu glauben, aber wir würden eine Begegnung mit Darth Vader einem Treffen mit Aschenputtels Stiefmutter vorziehen.
Nächste Seite: Lord Voldemort aus "Harry Potter" vs. die Hexe aus "Hänsel und Gretel"
Lord Voldemort aus "Harry Potter" vs. die Hexe aus "Hänsel und Gretel"
Der dunkle Lord Voldemort oder die menschenfressende Hexe - wer ist fieser?
Aussehen
Die Hexe aus "Hänsel und Gretel" sieht - anders als in dem 2013 erschienenen Actionfilm "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" - wohl kaum wie ein Monster aus. Eher wie die unfreundliche Version einer Uroma.
Lord Voldemort verbreitet alleine schon durch sein gruseliges Äußeres Angst und Schrecken. Die fehlende Nase, die düsteren Augen und die blasse Haut machen aus dem Zauberer ein wahres Monster. Punkt für Voldemort.
Ziel
Das Ziel des dunklen Lords ist die grenzenlose Macht und die Unterwerfung der nichtmagischen Menschen. Außerdem natürlich der Tod Harry Potters. Die Hexe aus "Hänsel und Gretel" will sich "nur" mal wieder richtig satt essen. Dafür sollte der gemästete Hänsel als Mahlzeit dienen. Wir finden beide Ziele abscheulich - unentschieden.
Vorgehensweise
Lord Voldemort handelt mit Bedacht, er will die Zauberwelt nicht wissen lassen, dass sie in Gefahr ist und agiert aus dem Verborgenen heraus. Seine Aktionen sind ausgeklügelt und bis ins kleinste Detail durchdacht.
Die Hexe dagegen versagt schon bei den einfachsten Aufgaben: Sie hat nicht daran gedacht, Gretel erst anzuketten, bevor sie vor den offenen Ofen tritt. So hat sie ihr eigenes Ende herbeigeführt. Punkt für Voldemort also.
Fazit
Damit würde wohl auch jeder Nicht-"Harry Potter"-Fan einverstanden sein: Lord Voldemort ist eindeutig fieser als die Hexe, die beim Versuch, andere in den Ofen zu stopfen, selbst verbrannte.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.