Mit "Random Access Memories" veröffentlichen Daft Punk am Freitag eines der meisterwarteten Alben des Jahres. Die Spannung bei den Fans ist seit Monaten auf dem Siedepunkt – dank der geheimnisvollen Marketingaktionen und Puzzlespiele des Elektronikduos.
Erste Hinweise auf die Veröffentlichung des vierten Albums von Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter kamen 2012 ans Licht. "Chic"-Gitarrist Nile Rodgers und US-Songwriter Paul Williams verrieten in Interviews, dass sie mit den beiden Franzosen an Songs für ein neues Daft-Punk-Album arbeiten. Die Kollaboration mit den beiden 70er-Jahre-Legenden ließ die musikalische Neuorientierung hin zum klassischen Discosound erahnen - zumal wenig später auch die Beteiligung von Discolegende Giorgio Moroder durchsickerte. Dass sie ihre Feature-Gäste als erstes über das Album reden ließen, passt zu den öffentlichkeitsscheuen Musikern, die selten Interviews geben und ihre Gesichter stets unter Helmen verbergen.
Ein weiterer Hinweis dann im Februar 2013: Auf der Daft-Punk-Homepage erschien ein neues Helmsymbol der Musiker, neben dem das Logo des Labels Columbia prangte. Damit signalisierte das Duo seinen Wechsel zu Sony Music. Dasselbe Motiv tauchte daraufhin als Plakat in verschiedenen Großstädten weltweit auf – wohlgemerkt ohne einen einzigen weiteren Hinweis auf das Album oder gar einen Veröffentlichungstermin. Im März dann das nächste Puzzlestück: In einer Werbepause der US-Show "Saturday Night Live" platzierte die Band einen mysteriösen 15-Minuten-Spot, der nichts weiter umfasste als das animierte Logo der Band - musikalisch unterlegt durch einen neuen Song mit der unverkennbaren Gitarre Nile Rodgers'. Selbst ein Standarddokument der Musikwirtschaft wurde im Fall Daft Punk zum wichtigen Indiz: Ein Fan postete eine Liste mit 13 neuen Daft-Punk-Titeln, die Sony Music bei der Verwertungsgesellschaft PPL eingereicht hatte. Was die Vorfreude bei den Fans steigerte: Das neue Album hat mit fast 75 Minuten offenbar eine überdurchschnittliche Länge.
Weltpremiere in der australischen Provinz
Anfang April ließen Daft Punk ihre Mitmusiker in der Videoserie "The Collaborators" noch einmal ausführlich zu Wort kommen. Neben den bereits bekannten Größen erzählten darin auch Künstler wie Pharrell Williams, Todd Edwards und Chilly Gonzalez über ihre Arbeit an dem Album. Am 19. April konnten Fans das nächste Häppchen des neuen Daft-Punk-Werks erhaschen: Die erste Single-Auskopplung "Get Lucky" erschien. Zu diesem Zeitpunkt war der Hype bereits auf dem Höhepunkt, wie sich beim Streamingdienst Spotify zeigte: Bisher wurde dort kein Song innerhalb eines Tages so oft gestreamt wie "Get Lucky". Nur zwei Tage später stand der Disco-Ohrwurm bereits auf Rang drei der britischen Charts und stieg eine Woche später bis an die Spitze. Am 13. Mai machten Daft Punk mit einem Clip auf ihrem offiziellen Videokanal ihren Fans den Mund wässrig. Darin inszenierten sie das Auspacken und Auflegen der Vinyl-Fassung des Albums inklusive der ersten Sekunden Musik. Auf iTunes war das Werk am selben Tag zeitlich begrenzt im Vorab-Stream zu hören.
Als nächstes werfen Daft Punk das Schlaglicht kurioserweise auf ein 1.700-Seelen-Nest in Australien namens Wee Waa. Ausgerechnet dort soll das Album am 17. Mai seine Weltpremiere feiern. Tausende Fans werden in dem acht Autostunden von Sydney entfernten Ort erwartet, wo sie sich "Random Access Memories" in voller Länge anhören können. Die Tickets für das exklusive Pre-Listening waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Wer keines ergattert hat, kann sich das Album aber ab 17. Mai nach Monaten der Spannung und des Wartens endlich nach Hause holen. Das Beruhigende daran: "Random Access Memories" scheint dem Hype nach allem, was bisher zu hören war, auch musikalisch gerecht werden.
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