Sie gilt in der Schlagerbranche als "Party-Anna" und "Gute-Laune-Anna", die mit ihren Songs Stimmung verbreitet und Menschen glücklich macht. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern – und doch zeigt Anna-Maria Zimmermann mit ihrer neuen Single "Kein Wort" eine andere Seite von sich. Unsere Redaktion hat mit der 34-jährigen Sängerin über den "langen Prozess" nach dem Hubschrauberabsturz vor 13 Jahren gesprochen.
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Anna-Maria Zimmermann (lacht): Das stimmt sogar. Das gibt es bei mir eher selten – und "Kein Wort" schon gleich gar nicht. Zumindest gefühlt ist das so. Die meisten Menschen denken über mich, dass ich immer etwas zu erzählen und immer gute Laune hätte. Doch das stimmt so gar nicht. Ich kann auch ganz ruhig, andächtig und nachdenklich sein.
Spielen Sie nur eine Rolle, wenn Sie als Anna-Maria Zimmermann auf der Bühne gute Laune und Party-Atmosphäre verbreiten?
Nein, auf keinen Fall. Meine gute Laune ist keine Fassade, denn das würde ja bedeuten, dass ich mich verstelle. Und das tue ich nicht. Im Gegenteil: Ich bin sehr gerne die Party-Anna, die gute Stimmung verbreitet. Unser Alltag ist schon anstrengend und ernst genug. Daher sollten wir auch mal eine Party feiern und uns selbst hin und wieder ein bisschen auf die Schippe nehmen.
Das klingt nach einem "Aber" …
Genau. Aber jetzt traue ich mich, etwas zu präsentieren, das es so von mir bisher noch nicht gegeben hat. Nie zuvor habe ich einen Song geschrieben, der so persönlich ist wie "Kein Wort". Insofern war es für mich kein einfacher Schritt und auch eine Herausforderung, Gefühle zuzulassen und über meine Gefühle zu sprechen.
Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt?
Speziell in diesem Jahr hat mich in verschiedenen Interviews gestört, dass ich immer als die Gute-Laune-Anna, die nie Probleme hat, dargestellt werde. Als eine Person, bei der grundsätzlich alles super ist und bei der es kein Chaos gibt. Beim Lesen dachte ich mir dann häufig: Sprecht ihr gerade wirklich über mich? Auch ich bin nur eine ganz normale Mama, die mitunter in ihrem Haushaltschaos zu versinken droht. Würde man mir eine Kamera um den Kopf binden, hätte man einen Bestseller. Es kommt noch etwas anderes hinzu: Wenn wir im Alltag Menschen begegnen, lautet unsere erste Frage: "Hi, alles gut bei dir?" Und was antworten wir darauf?
"Ja, alles gut bei mir!" – oder so ähnlich …
Richtig. Häufig übertreiben wir sogar und sagen: "Mir könnte es nicht besser gehen." Natürlich stimmt das meistens überhaupt nicht. Manchmal wollen andere Menschen aber auch nicht hören, dass es einem mal nicht so gut geht. Genau darum geht es in meinem Song – und natürlich um die Frau, die ich im Spiegel sehe und die ich mit der Frage "Wie geht es dir eigentlich wirklich?" konfrontiere. Dennoch wurde der Song bewusst in der "Du"-Form geschrieben, weil ich unbedingt wollte, dass sich möglichst viele Menschen mit diesem Lied auseinandersetzen. Schließlich hat jeder sein Päckchen zu tragen. Von daher ist es wichtig, dass man sich von Zeit zu Zeit auch mal zurückzieht und gewisse Dinge verarbeitet, um wieder gestärkt zurückzukommen – auch wenn einem das nicht immer gelingt.
Sie sagen selbst, dass Menschen manchmal gar nicht hören wollen, wenn es dem Gegenüber mal nicht so gut geht. Trifft das für Sie als Partysängerin umso mehr zu und haben Sie Angst vor den Reaktionen?
Das eigentlich weniger. Ich möchte ja dazu beitragen, dass die Leute ihr Bild, das sie von uns Künstlern haben, etwas überdenken. Zum Beispiel gehen manche Menschen davon aus, dass wir ganz viel Unterstützung im Haushalt und in der Betreuung unserer Kinder bekommen. So nach dem Motto: "Die muss sich doch um nichts kümmern." All das trifft nicht zu. Auch bei mir gibt es Momente des Haderns.
An welche Momente denken Sie gerade?
Vor allem an die Zeit nach meinem Unfall. Ich habe Ewigkeiten damit gehadert, warum mir dieser Scheiß passieren musste. Wie jeder andere Mensch auch musste ich in meinem Leben oft kämpfen und mich mit Ungerechtigkeiten auseinandersetzen. Ich möchte den Leuten einfach nur zu verstehen geben, dass diese Gefühle völlig normal sind. Diese schwierigen Zeiten gehören zum Leben dazu. Jetzt, seit ungefähr fünf Jahren, kann ich vor dem Spiegel stehen und sagen: Ja, ich bin diese Frau, die ich da sehe.
Welche Frau sehen Sie heute, rund 13 Jahre nach ihrem Hubschrauberabsturz, wenn Sie in den Spiegel schaut?
Eine Frau, die – wenn sie sich auszieht – 35 Narben am Körper hat. Es gibt nicht ein Körperteil, an dem nicht herumgeschnitten oder -geschraubt worden ist. Aber ich bin heute vollkommen fein damit. Es war ein langer Prozess. Ich möchte den Leuten übrigens gar nicht das Gefühl mitgeben, dass es die Anna auch nicht leicht hat im Leben. Nein, ich möchte nur, dass ich als ganz normale Frau mit ganz normalen Alltagssorgen wahrgenommen werde. Uns allen werden immer wieder kleine Steine in den Weg gelegt.
Im Partyschlager gibt es kein Sommerloch, aber vielleicht ein Winterloch. Welches Fazit ziehen Sie mit Blick auf die Mallorca-Saison 2023?
Es war eine tolle Saison, denn die Insel war so voll wie lange nicht mehr. Und es war auch die gefühlt längste Saison. Dass ich Mitte/Ende Oktober kurz vor dem Closing noch Auftritte hatte, empfand ich schon als überraschend. Ich dachte eigentlich, dass kaum noch Gäste da sein würden. Doch da hatte ich mich getäuscht: Die Hütte war voll. Man muss dazu sagen, dass das Wetter im Oktober auf Mallorca erstaunlich gut war.
Besteht bei Ihnen denn die Gefahr, in ein Winterloch zu fallen?
Eigentlich ist es bei mir immer das Gleiche: Die Saison ist zu Ende und ich freue mich gerade, ein paar Wochen zu Hause sein zu können. Doch spätestens im Frühjahr scharre ich schon wieder mit den Hufen und kann es kaum abwarten, wieder auf die Insel zu fliegen.
Mit Michelle hat eine der bekanntesten Schlagersängerinnen – nicht zum ersten Mal – ihr Karriereende bekannt gegeben. Wie denken Sie darüber und hoffen Sie auf ein weiteres Michelle-Comeback?
Mir war zunächst gar nicht bewusst, dass es nicht ihr erster Rücktritt war. Grundsätzlich gehört
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Michelle ist Mutter von drei Töchtern, Sie von zwei Söhnen. Wie haben Matti und Sepp Ihren neuen Song "Kein Wort" und das dazugehörige, unter die Haut gehende Musikvideo aufgenommen?
Für Sepp, der erst drei Jahre alt ist, ist das einfach nur ein Song. Ich glaube nicht, dass er so genau realisiert, worüber ich da singe. Bei Matti, der bald sechs wird, verhält es sich ganz anders. Dass seine Mama in einem Musikvideo nachdenklich ist und auch mal eine Träne verdrückt, gehört zu den Dingen, die er gar nicht mag. Meiner besten Freundin, die auch in dem Video mitspielt und eine sechsjährige Tochter hat, geht es ähnlich. Wenn sie das Video zu Hause abspielt, heulen immer alle. Das zeigt aber, dass uns offensichtlich ein Musikvideo gelungen ist, dass die Menschen – unabhängig vom Alter – berührt.
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