Fans von Schlagermusik eilt häufig ein schlechter Ruf voraus. Zu Unrecht, wie nun eine Studie beweist: Schlagerliebhaber sind demnach weder unintelligenter noch emotionaler als Fans anderer Musik.

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Immer wieder versucht die Wissenschaft, einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Musikgeschmack und dem Intelligenzquotienten herzustellen. 2014 etwa behauptete ein US-amerikanischer Softwareprogrammierer, dass studierende Beyoncé-Fans weniger schlau seien als jene ihrer Kommilitonen, die Klassik bevorzugen. Eine 2019 in Kroatien durchgeführte Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis.

Doch gilt das auch für deutschsprachige Hörer? Schlagerfans jedenfalls können aufatmen: "Schlagerhörer*innen sind nicht dümmer", stellte der Musikwissenschaftler Felix Christian Thiesen nun im Gespräch mit dem NDR klar. Auch andere Vorurteile habe eine Studie, die Thiesen mit dem Kommunikationswissenschaftler Holger Schramm durchgeführt habe, widerlegt: "Sie sind nicht emotionaler, sie neigen nicht dazu, sich stärker in andere Realitäten zu flüchten, als das Hörer*innen anderer Genres tun."

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Es sei demnach völlig unbegründet, Fans von Schlagermusik als weniger intelligent abzutun: "Das ist etwas, das man häufig unterstellt hat - und das ist eben nicht der Fall", erklärte Thiesen. Er verwies auf ein Zitat des berühmten Musikpsychologen Klaus Ernst Behne. Dieser habe gesagt: "'Schlagerhörer*innen wenden sich ihrer Form der Musik zu, weil sie nicht imstande sind, die Bach'sche Polyphonie zu verstehen."

Um derartige Irrtümer aus der Welt zu räumen, sei es wichtig, dass der Schlager mehr Beachtung in der Wissenschaft fände. "Je weiter weg die Musik von unserem Kunstmusik-Begriff ist, desto weniger erforscht ist sie in der Regel auch", monierte Thiesen. Aber: "Forschende sind viel offener geworden, was das vermeintlich Triviale angeht."


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