Bier, Stripperinnen oder Hochsommer: Dem verstorbenen Joe Cocker verdanken wir Songs, die wir – willkürlich oder unwillkürlich – mit bestimmten Situationen assoziieren. Oder wer hat bei "Sail Away" nicht sofort ein kaltes Bier vor Augen? Diese Songs von Joe Cocker werden uns auch nach seinem Tod weiterhin begleiten.
"Sail Away": Mmh, Bier
Es ist wohl die Bier-Werbung schlechthin: Ein mächtiges Schiff segelt auf dem weiten Meer. Das Wasser ist ruhig, das Abendrot glüht am Horizont. Idyllisch. Wie kann man diesen Tag noch perfekter ausklingen lassen? Genau, mit einem kräftigen Schluck Bier. Ein Beck's-Pils wird eingeblendet. Dieses scheint schön kalt zu sein, ein Wassertropfen rinnt die Flasche herunter. Im Hintergrund läuft rockige Musik, gesungen von einem Mann mit einer Reibeisenstimme. Der Song vermittelt ein Gefühl von Freiheit: "Sail away, you can fly, on these wings of freedom you can reach the sky" (Deutsch: "Segel los, du kannst fliegen, auf diesen Flügeln der Freiheit kannst du den Himmel erreichen").
Der Song "Sail Away" untermalt bereits seit 1991 die Beck’s-Werbespots. Seitdem haben mehrere Künstler das Lied für die Werbung interpretiert. Doch Joe Cockers Version aus dem Jahr 1995 ist und bleibt die prägendste. Seine Stimme verleiht dem Song eine Seele. Wenn ich das nächste Mal ein Beck’s in Händen halte, werde ich leise "Sail away" vor mich hinsingen und an Joe Cocker denken – wie viele andere Menschen auch.
"You Can Leave Your Hat On": Stripclub
Es gibt Songs, bei denen denkt man bereits nach wenigen Sekunden an eine bestimmte Situation. Und bei "You Can Leave Your Hat On" vom Joe Cocker ist es eine besonders schlüpfrige. Der Song steht in einer Reihe mit "Sexbomb" von Tom Jones oder "After Dark" von Tito & Tarantula – und wird täglich in Stripclubs dieser Welt gespielt.
Joe Cockers Interpretation von "You Can Leave Your Hat On" ist zu einer Art Hymne der Stripszene geworden. Der Song ist auch der Soundtrack des Films "9 ½ Wochen" (1986). Darin strippt Kim Basinger auf unglaublich sexy Art und Weise für Mickey Rourke.
Im Alltag sollte Mann sich diesen Song lieber nicht anhören. Sonst läuft ihm – in Gedenken an eine nackte Frau - unfreiwillig der Sabber aus dem Mund. Ähnlich wie beim Pawlowschen Hund, bei dem der Speichelfluss einsetzt, sobald er eine Klingel hört.
"Summer In The City": Schwitzen im Hochsommer
Eine Großstadt. 30 Grad. Die Sonne brennt gnadenlos auf die Menschen herunter, die schlechte Luft scheint wegen der Abgase der Autos zu stehen. Kein Song vermittelt dieses Gefühl besser als "Summer In The City" von Joe Cocker. Schon die ersten Zeilen des Texts sagen alles: "Hot town, summer in the city, back of my neck gettin' dirty and gritty. Been down, isn’t it a pity, doesn’t seem around a shadow in the city" (Deutsch: "Heiße Stadt, Sommer in der Stadt. Mein Nacken wird schmutzig. Ist es nicht ein Jammer, dass es keinen Schatten in der Stadt zu geben scheint?").
Eins ist klar: Im Frühling, Herbst und Winter gerät dieser Song in Vergessenheit. Aber kaum ist es Sommer, wird "Summer In The City" wieder zum Dauerbrenner auf allen großen Radiosendern. Und das wird auch nach Joe Cockers Tod so bleiben.
"Up Where You Belong" und "You Are So Beautiful": Liebeslieder - auch für Männer
Eigentlich ist ein Widerspruch: Ein Mann mit rockiger, dreckiger Reibeisenstimme singt einige der berührendsten Liebeslieder dieser Welt. "Up Where You Belong" und "You Are So Beautiful" sind nur zwei Beispiele aus dem Schnulzenrepertoire von Joe Cocker. Das Gute an ihnen: Für diese Songs müssen sich nicht einmal Männer schämen, wenn sie sie ihrer Angebeteten vorträllern. Schließlich hat diesen Song ein ganzer Kerl wie Joe Cocker interpretiert. Das fühlt sich schon ein wenig männlicher an, als eine Schnulze von Take That oder Elton John für die Liebste zu singen.
Noch nicht überzeugend genug? Dann sehen Sie sich einmal die Schlussszene aus dem Film "Ein Offizier und ein Gentleman" (1982) an. Darin schreitet Richard Gere in eleganter Offizierskleidung in eine Fabrik, um seine Geliebte auf Händen herauszutragen, während alle anderen Frauen dahinschmelzen. Im Hintergrund läuft der Song "Up Where You Belong" - das nenne ich mal einen Abgang.
"Woman to Woman" – Basismelodie vieler Hip-Hop-Songs
Auf Joe Cockers Album "Joe Cocker" (1972) befindet sich ein eher unscheinbarer Song namens "Woman to Woman". Er zählt zwar nicht zu den bekanntesten des Sängers, trotzdem haben ihn vor allem Hip-Hop-Fans schon des Öfteren gehört. Viele Rapper haben Teile von "Woman to Woman" in ihre Songs hineingesampelt. "California Love" (1995) von 2Pac featuring Dr. Dre und Roger Troutman oder "We Keep It Rockin'" (2010) von Maino sind nur zwei Beispiele.
Somit übte der Rocker Joe Cocker überraschenderweise sogar Einfluss auf die Hip-Hop-Szene aus.
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