- Der interne Konflikt beim Publisher ActivisionBlizzard infolge einer Sexismus-Klage eskaliert.
- Mitarbeiter drohen mit Streik - der CEO verspricht Sofort-Maßnahmen und will Köpfe rollen lassen.
- Auch Spiele werden auf "unpassende Referenzen" geprüft.
Beim Publisher ActivisionBlizzard überschlagen sich die Ereignisse: Tausende Mitarbeiter wenden sich gegen das Unternehmen, drohen mit Streik, lassen die Arbeiten an Titeln wie "World of Warcraft", "Overwatch" und Co. zum Erliegen kommen.
Auslöser sind die unterschiedlichen Reaktionen ihres Arbeitgebers auf eine Klage der kalifornischen Behörde California Department of Fair Employment and Housing (DFEH) wegen sexueller Übergriffe und Diskriminierungen im Unternehmen.
Während Blizzard-Präsident J. Allen Brack die Vorwürfe der DFEH als "extrem beunruhigend" empfindet, sich ausführlich für Fehlverhalten entschuldigt und verspricht, mit den Betroffenen Gespräche zu führen, halten viele die interne E-Mail der leitenden Vizepräsidentin, Frances Townsend, sowie die Stellungnahme eines Unternehmenssprechers für "abscheulich und beleidigend".
Zwar versicherten auch diese, die Vorwürfe ernst zu nehmen und zu untersuchen, gleichzeitig bezeichneten sie das Verhalten der Behörde als "beschämend und unprofessionell". Die Klageschrift zeichne ein "verzerrtes und unwahres Bild von dem Unternehmen", so Townsend.
Eine "Unternehmensatmosphäre, die Opfern keinen Glauben schenkt"
"Die Aussagen, die gemacht wurden, als 'verzerrt, und in vielen Fällen falsch' zu bezeichnen, schafft eine Unternehmensatmosphäre, die Opfern keinen Glauben schenkt. Das bringt außerdem Zweifel darüber auf, ob unsere Organisation fähig ist, Missbraucher für ihre Taten verantwortlich zu machen und ein sicheres Arbeitsumfeld für Opfer aufzubauen", heißt es in einem offenen Protestbrief, den mittlerweile über 2.600 der rund 9.500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterschrieben haben.
Darin wird auch die Offenlegung von Gehältern, Boni und Beförderungsraten aller Mitarbeiter, Geschlechter und ethnischer Gruppen gefordert. Am 28. Juli wollen die Mitarbeiter geschlossen aus der Arbeit (oder dem Homeoffice) marschieren, um den Druck auf den Publisher zu erhöhen, Sexismus und Ungleichbehandlung von Frauen und Minderheiten ein Ende zu setzen. Der passende Twitter-Hashtag #ActiBlizzWalkout wurde bereits zehntausendfach geteilt, um Unterstützung zu bekunden.
"Die ersten Antworten waren unpassend"
Mittlerweile fand auch CEO Bobby Kotick in einem offenen Statement an alle Mitarbeiter deutliche Worte zu den Geschehnissen. "Unsere ersten Antworten auf die Probleme, mit denen wir uns gemeinsam auseinandersetzen, waren - frei gesprochen - unpassend. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass wir alle Perspektiven und Erfahrungen anerkennen und die Gefühle von denjenigen respektieren, die in irgendeiner Form misshandelt wurden. Es tut mir leid, dass wir nicht die richtige Empathie und das richtige Verständnis gezeigt haben."
Zudem verspricht Kotick, selbst nicht unumstritten, sofortige Maßnahmen, "um das mitfühlende, fürsorgliche Unternehmen zu sein, für das ihr arbeiten möchtet, und um eine sichere Umgebung sicherzustellen. In unserem Unternehmen gibt es keinen Platz für Diskriminierung, Belästigung oder ungleiche Behandlung in irgendeiner Form." Man werde alles Mögliche tun, "um sicherzustellen, dass wir uns gemeinsam verbessern und den inklusiven Arbeitsplatz schaffen, der essenziell ist, um Kreativität und Inspiration zu fördern".
Das Ziel sei es, langanhaltende Veränderungen herbeizuführen. Unter anderem soll es "Listening Sessions" geben, in denen die Mitarbeiter ihre Ideen zur Verbesserung der Unternehmenskultur vorbringen können. Zudem wolle man zusätzliche Mitarbeiter und Ressourcen abstellen, um jede Anschuldigung umfangreich zu untersuchen. Gleichzeitig stellte Kotic "Änderungen am Personal" in Aussicht - aktuell würden alle Manager- und Führungspositionen "neu bewertet", um herauszufinden, wer die "Integrität des Prozesses zur Auswertung von Anschuldigungen" gestört und Konsequenzen im Wege gestanden habe.
Spiele werden überprüft
Auch Inhalte in Spielen sollen geprüft und abgeändert werden. Das "Warcraft"-Team bestätigte bereits, "unpassende Referenzen" zu entfernen, "die nicht in unsere Welt passen". Kenner vermuten, das damit Ingame-Elemente mit Bezug auf Alex Afrasiabi gemeint sind. Dem ehemaligen Creative Director wird in der aktuellen Klage vorgeworfen, sich besonders respektlos und übergriffig gegenüber Mitarbeiterinnen verhalten zu haben. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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