Tatort: Der Stelzenmann": Wie oft gibt es Kindesentführungen?

Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter, r.) kümmert sich im "Tatort: Der Stelzenmann" um Ellen Wagner (Lisa Hofer), deren achtjähriger Sohn entführt wurde. Besonders beklemmend für die Eltern: Es trifft keine Lösegeldforderung ein. Es herrscht einfach Schweigen. Wie oft geschieht so etwas in Deutschland?

Johanna Stern und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, r.) analysieren den Tatort. Eine Zeugin hat gesehen, wie der Junge in ein Auto gezerrt wurde - danach wurde die Frau überfahren und dabei getötet. Tatsächlich gibt es statistisch etwa 80 Entführungen in Deutschland pro Jahr, von denen allerdings 20 schon beim Entführungsversuch scheitern.

Lena Odenthal mit dem besorgten Vater, Jan Wagner (Reza Brojerdi). Die Eltern im "Tatort" sind nicht wohlhabend, was für ein psychologisch motiviertes Verbrechen spricht. Die Aufklärungsquote von Entführungsfällen in Deutschland ist hoch. Sie liegt bei 90 Prozent. Am häufigsten sind Kapitalentführungen, bei denen es den Tätern ums Geld geht.

Nicht in dieser Statistik enthalten sind "Kindesentführungen mit internationalem Bezug", wenn ein Elternteil ohne behördliche Erlaubnis und/oder Absprache mit dem anderen Elternteil das Kind ins Ausland entführt. Diese Fälle sind sehr viel häufiger als die genannten 60 bis 80 Entführungen: 2023 waren es 236 Fälle in Deutschland, im Jahr davor 257.

Der wohl bekannteste europäische Entführungsfall ist jener der Natascha Kampusch, die acht Jahre lang, von 1998 bis 2006, in einem österreichischen Keller gefangen gehalten wurde. In Deutschland war die Entführung der Nina von Gallwitz ein besonderer Fall. 1981 wurde die Achtjährige in Köln entführt und 149 Tage lang festgehalten.

Der Fall Nina von Gallwitz ist bis heute nicht aufgeklärt. 1981, nach 149 Tagen, in denen das Mädchen verschwunden war, kam sie nach Zahlung eines Lösegelds frei. Den oder die Täter kennt man bis heute nicht. Die Betroffenen von damals äußern sich öffentlich nicht zum Fall und legen großen Wert auf den Schutz ihrer Privatsphäre.

Tatsächlich gruselig ist im Film die kurze Szene mit einer Vision des Stelzenmannes. Dazu Drehbuchautor Harald Göckeritz: "Der Stelzenmann geht auf eine angsteinflößende Kindheitserinnerung des Regisseurs Miguel Alexandre zurück. Mehrere Momente im Film erinnern an ein böses Märchen. Die Szene mit dem Stelzenmann ist eine davon."

Früh bekommt der Fall - neben dem entführten Kind - eine zweite Erzählebene rund um den 18-jährigen Swen (Samuel Benito). Den kennt man bereits aus der ersten Szene als verängstigten Jugendlichen mit seltsamen Angewohnheiten. Kommissarin Stern schafft es, ein Vertrauensverhältnis zu dem Jungen aufzubauen.

Doch wer spielt diesen Swen, der wunderbar ambivalent zwischen "Psycho" und einem normalen jungen Mann pendelt, der seine erste eigene Wohnung und Beziehung mit Freundin Aylin (Meryem Ebru Döndü Öz) genießt? Der Berliner Jungschauspieler Samuel Benito ist wohl gerade eine der heißesten Schauspiel-Aktien seiner Altersgruppe.

Woher kennt man Samuel Benito? In "Dezember", einer bewegenden Episode der Serie "Zeit Verbrechen" (RTL+) nach dem True Crime-Blockbuster-Podcast, trägt sein Spiel die gesamte tragische Erzählung. In der Coming-of-Age-Serie "Almost Fly" (2022, aktuell bei Netflix verfügbar) verkörperte er einen von drei HipHop-Entdeckern im Deutschland des Jahres 1990.

Dann ist da noch der Täter, der dem Publikum ungewöhnlicherweise schon in der Mitte des Films präsentiert wurde: Ulrich Brandhoff spielt jenen Mann, der in seinen Machtspielen ein Kindheitstrauma aufarbeitet. Der 39-jährige Mime aus Thüringen ist bisher ein Mann der zweiten Reihe, den man aber immer wieder in unterschiedlichsten Rollen sieht.

Ulrich Brandhoff spielte den Psychotherapeuten in der Zeitschleifen-Serie "Another Monday" oder den Vergewaltiger im MeToo-Drama "So laut du kannst". Privat ist der Schauspieler mit der deutsch-französischen Schauspielerin Morgane Ferru ("Haus aus Glas", "Transatlantic") liiert - und lebt in Berlin.

Zwei junge Talente haben sich offenbar den Ludwigshafener Assistenten-Platz hinter den Ermittlerinnen Odenthal und Stern gesichert: Nico Langenkamp (Johannes Scheidweiler) und Mara Hermann (Davina Chanel Fox) - in der letzten Folge eingeführt - bereichern die Ludwigshafener Dienststelle. Man wird sie auch in der nächsten Folge wiedersehen ...

Schauspielerin Davina Chanel Fox ist 1997 in Texas geboren, aber in der Nähe von Kaiserslautern aufgewachsen - weshalb sie die pfälzische Mundart beherrscht. Ihr Vater ist Amerikaner, die Mutter Deutsche. Fox lernte ihr Handwerk an einer privaten Schauspielschule in Hamburg, wo sie auch schon auf Theaterbühnen stand.

Wie geht es nun in Ludwigshafen weiter? Im Sommer 2024 wurde der "Tatort: Mike und Nisha" gedreht. Mittzwanziger Mike (Jeremias Meyer) und seine Freundin Nisha (Amina Merai), die heiraten wollen, töten im Streit Mikes Eltern in deren Eigenheim. Sie wollen ihre Tat vertuschen. Die Eltern sind angeblich verreist. Doch eine Nachbarin ist skeptisch ...