Der "Tatort: Angst im Dunkeln" schickt die Kommissarinnen Moormann und Selb tief in den Wald und den Dschungel nachbarschaftlicher Verstrickungen in einem Bremer Nobelviertel. Lohnt sich das Einschalten?
Im Ostermontagskrimi "Tatort: Angst im Dunkeln" (1.4., 20:15 Uhr, Das Erste) muss sich das Bremer Ermittler-Team Liv Moormann (
Darum geht's im "Tatort: Angst im Dunkeln"
Die drei Nachbarinnen Ayla Ömer (Pegah Ferydoni, 40), Viola Klemm (Sophie Lutz, 42) und Marlene Seifert (
Mit verbundenen Augen werden sie von den Kids in die Bremer Schweiz, ein mooriges Forstgebiet am Rande Bremens, verfrachtet und dort ihrem experimentellen Schicksal überlassen. Um den Krimi-Plot ans Laufen zu kriegen, läuft auf diesem Trip natürlich alles schief, was schieflaufen kann. Die drei Bürgersfrauen finden nicht nur von Anfang keine geografische Orientierung, sondern verstricken sich schon nach kurzer Zeit in Streitereien, die sich bald nicht nur um bereits bestehende Zwistigkeiten drehen, sondern auch um das Problem, dass ihnen das Trinkwasser ausgeht, nachdem der mitgenommene Sekt ausgetrunken ist. Rund 36 Stunden später weilt eine der drei Damen, die dominante Denkmalschutzdezernentin Marlene Seifert, nicht mehr unter den Lebenden.
Um die Hintergründe ihres Ablebens aufzuklären, begeben sich die herbeigerufenen Kommissarinnen Moormann und Selb vom moorigen Fundort der Leiche in das vornehme Bremer Villenviertel Schwachhausen, um den dort residierenden familiären Anhang der drei Katastrophen-Camperinnen genauer unter die Lupe zu nehmen. Bei den straff hintereinandergeschalteten Verhören der Ehemänner und Kinder kommen bald zahlreiche Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten ans Licht, die sich erst im weiteren Verlauf der Geschichte sukzessive aufklären. Über den tragischen Verlust der Ehefrau, Freundin und Nachbarin scheint niemand der Beteiligten wirklich traurig zu sein.
Weitere Einblicke in das intrigante Gefüge der wohlhabenden Nachbarschaft bietet die zufälligerweise in derselben Straße wohnende Tante der Kommissarin Linda Selb, Johanna Selb (Claudia Geisler-Bading, 58), die mit exzellenten Klatschqualitäten aufwarten kann. Wie sich herausstellt, hat Kommissarin Selb aus unbekannten familiären Gründen ein Jahr ihrer Kindheit bei dieser Tante verbracht und keine sonderlich guten Erinnerungen an ihre Zeit im Schwachhausener Jugendstil-Soziotop.
Während ziemlich bald fast alle verhörten Kinder und Ehemänner zu Verdachtsfällen werden, weiten sich die Ermittlungen noch in eine weitere Richtung aus. Auch der mysteriöse "Handy-Mann", der vor Jahren Wald-Camperinnen heimlich beim Schlafen fotografierte und mutmaßlich eine davon ums Leben brachte, könnte wieder zugeschlagen haben ...
Lohnt sich das Einschalten?
Nun ja ... Für Zuschauer, die es am Ostermontag nicht auf einen frühlingshaften Waldspaziergang geschafft haben, bietet dieser Tatort eine schöne Möglichkeit, dies zumindest visuell nachzuholen. Einen wirklich packenden Outdoor-Thriller, der die im durchaus interessanten Grundplot angelegten Erzählmöglichkeiten ausschöpft und ein wenig Hänsel-und-Gretel-Grusel aufkommen lässt, darf man dabei jedoch nicht erwarten.
Die originelle Figurenkonstellation und ambitionierte Erzählstruktur (die tragischen Geschehnisse im Wald werden in mehreren Rückblenden als Countdown bis zum Ableben Marlene Seiferts in den Ermittlungsstrang eingewoben) verheddern sich allzu sehr im Dickicht blutleerer und beeindruckend schlecht inszenierter Verhörsituationen. Der Regisseurin Leah Striker (50), einer renommierten Kamerafrau, die mit diesem Tatort ihr Regie-Debüt absolvierte, gelingt es leider nicht, die verschiedenen Charaktere und ihre sozialen Verwerfungen untereinander mit psychologischem Tiefgang zu inszenieren.
An der mangelnden Figurenführung und den von der Drehbuchautorin Kirsten Peters entwickelten hölzernen Dialogen tragen die beteiligten Schauspieler keine Schuld. Selbst ein hundertkarätiger Charakterkopf, wie der aus "Der letzte Bulle" bekannte Henning Baum (51), der in der Folge den Ehemann der im Forst Verblichenen verkörpert, bleibt dabei mit seinem Talent hoffnungslos im Erzählmorast stecken. Immerhin sorgen die dialogfreien Naturimpressionen aus der Bremer Schweiz, mit denen der Kameramann Stefan Unterberger (50) die Bildebene bereichert, für ein wenig Ablenkung von diesem dramaturgischen Trauerspiel, das auszog, ein furchteinflößendes Thriller-Märchen zu werden. Zumindest in dieser Hinsicht kommen verirrte Feiertags-TV-Spaziergänger bei "Tatort: Angst im Dunkeln" am Ende doch noch auf ihre Kosten. (tj/spot) © spot on news
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