Ein Sportwagen von Aston Martin, Belvedere im Wodka Martini, eine Omega-Uhr: James Bond ist im neuen Film "Spectre" wieder mit zahlreichen Markenprodukten ausgestattet. Die Filmemacher holten sich über die Produktplatzierungen einen gewaltigen Teil der Produktionskosten wieder herein. Sind sie diesmal zu weit gegangen?
Angefangen hat es schon 1964: In "Goldfinger" stieg mit
Für den neuen Bond-Streifen "Spectre" hat sich Aston Martin etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Die britischen Autobauer haben mit dem DB10 ein eigenes Modell entworfen, von dem nur zehn Exemplare gebaut wurden.
Für Fans von James Bond brachten sie eine Sonderedition mit 150 Exemplaren zu je 220.000 Euro auf den Markt, die sofort ausverkauft war – ein schönes Zusatzgeschäft für die Hersteller.
Doch nicht nur Aston Martin, auch Jaguar und Land Rover können sich darüber freuen, dass ihre Fahrzeuge über die Leinwände brausen. So heizt etwa Mr. Hinx (Dave Bautista) in einem Jaguar C-X75 durch Rom.
Neben Autos spielt auch das Outfit des Top-Agenten eine große Rolle in "Spectre". Hauptdarsteller
Die Bond-Uhr stammt seit "Skyfall" nicht mehr von Rolex, sondern von Omega – in "Spectre" baut Waffenmeister Q sogar eine besonders trickreiche Version zusammen. Und damit man auch noch Werbung für die Unterwäsche von Sunspel im Film platzieren kann, muss Daniel Craig eben die Hüllen fallen lassen.
James Bond mit verführerisch glatten Wangen
Und natürlich sind auch Bonds Gadgets mit Bedacht gewählt. Beim Handy des Top-Agenten handelt es sich um ein Xperia Z5 von Sony – ein anderer Hersteller kam nicht infrage, schließlich heißt die Produktionsfirma Sony Pictures. Der Rasierer von Gilette sorgt – entgegen dem gegenwärtigen Barttrend – für verführerisch glatte Wangen. Und Globe-Trotter hat eine eigene James-Bond-Koffer-Edition entwickelt.
Die Auto- und Ausstattungsfrage hätten wir damit geklärt. Was fehlt noch? Genau: der Alkohol. Klar, Wodka Martini – geschüttelt, nicht gerührt – gehört schon seit jeher zu James Bond.
Doch kein 007 trinkt so viel wie Daniel Craig: Die Untersuchung der britischen Lebensmittelzeitung "The Grocer" hat ergeben, dass Craig im Schnitt 20 Alkohol-Einheiten pro Film runterkippt, während es bei Pierce Brosnan noch durchschnittlich zwölf pro Film waren. Kein Wunder, denn neben dem Wodka von Belvedere genießt Bond in "Spectre" auch Bier von "Heineken" und Champagner von "Bollinger".
Es soll Fans geben, die einen 007 mit Bierflasche in der Hand als unverzeihlichen Stilbruch empfinden – doch die Filmemacher stört das nicht. Muss es auch nicht, sagen die Branding-Experten Bastian Lindberg und Adrian Burton: Ihnen zufolge ist die Marke James Bond so stark, dass sie die Regeln selbst ändern kann.
James Bond, ein 148-minütiger Werbefilm?
Doch nicht nur Produkte werden in "Spectre" beworben: Die US-amerikanische Steuerthemen-Webseite "Tax Analysts" deckte im März dieses Jahres auf, dass die Produktionsfirmen Sony Pictures und MGM Steuererleichterungen und Filmfördergelder in Höhe von 14 Millionen US-Dollar vom Drehort Mexiko-Stadt angenommen hätten.
Im Gegenzug sind angeblich Änderungen an dem Film vorgenommen worden, mit denen das Negativ-Image des Landes bekämpft werden soll. So bekam mit Stephanie Sigman eine Schauspielerin aus Mexiko eine Rolle als Bond-Girl; ein mexikanischer Bösewicht ist dagegen nicht (mehr) im Skript zu finden.
Und Daniel Craig jagt im Hubschrauber über Mexiko-Stadt. "Tax Analysts" zufolge kam es zu dem Deal, weil die Produktionskosten von "Spectre" mit etwa 300 Millionen Dollar so immens hoch waren.
Über die genaue Höhe der Einnahmen durch Product Placement in "Spectre" hüllen sich die Macher in Schweigen. Ein Experte, den die FAZ zitiert, schätzt jedoch, dass zwei Drittel der Produktionskosten durch Produktplatzierungen gedeckt werden – also knapp 200 Millionen Euro.
Sicher: Zu einem 007 gehört auch die Ausstattung mit Markenprodukten. Die Marke James Bond erzeugt Emotionen, und die Begeisterung der Fans kann sich durchaus auf die Lieblingsprodukte des Top-Agenten übertragen. Wer im Kino den Eindruck bekommt, einen 148-minütigen Werbefilm zu sehen, fühlt sich jedoch eventuell als anspruchsvoller Zuschauer nicht ernst genommen.
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