Auf der einen Seite der Skandal um Mette-Marits Sohn Marius Borg Høiby, auf der anderen die Hochzeit von Prinzessin Märtha Louise und ihrem Schamanen: Was ist da los im norwegischen Königshaus?
Während der Skandal um Mette-Marits Sohn
Seit dem 4. August, also jenem Tag, an dem Marius Borg Høiby (27) in Oslo wegen des Vorwurfs der Körperverletzung und der Sachbeschädigung festgenommen wurde, konzentriert sich die mediale Berichterstattung im Königreich nahezu ausschließlich auf den Sohn der norwegischen
Borg Høiby ist seit dem Folgetag wieder auf freiem Fuß und hat mittlerweile eingeräumt, nach einem Streit unter Alkohol- und Kokaineinfluss seiner Freundin gegenüber gewalttätig geworden zu sein. Auserzählt ist diese Geschichte allerdings noch lange nicht, der Skandal und die bisherigen Reaktionen darauf werfen Fragen auf.
Was ist also los im norwegischen Königshaus, das sich in den vergangenen Jahren eigentlich ein gutes Image aufgebaut hat, als sehr herzlich und volksnah gilt? Nach Einschätzung von Adelsexperte Begasse ist der "Fall Marius" ein "royales PR-Desaster für die Königsfamilie".
Begasse stellt fest: "Die Monarchie gerät ins Wanken. Und damit meine ich nicht den altersschwachen König Harald, der mit seinen 87 Jahren tatsächlich wankt. Ich meine vor allem Mette-Marit, die selbst unter einer schweren Krankheit (chronische Lungenfibrose; Anm. d. Red.) leidet, und ich meine den künftigen König. Wie kann es sein, dass die Kokainabhängigkeit und die psychischen Erkrankungen von Haakons 'Bonus-Sohn' erst so spät behandelt worden sind?"
Der Adelsexperte erinnert sich noch gut an den herzzerreißenden Auftritt des "süßen, kleinen Marius'" bei Mette-Marits und Haakons "Traumhochzeit" 2001: "In den vergangenen Jahren ist dieser 'süße, kleine Marius' jedoch zwischen zwei Welten verloren gegangen. Die Öffentlichkeit fragt sich nun: Wieso hat das niemand gemerkt? Und wieso hat niemand frühzeitig gehandelt, bevor einer Frau körperliche und psychische Gewalt angetan wurde?"
Pluspunkte dank royaler Transparent: Das Königshaus müsste wissen, wie es geht…
Begasse geht davon aus, dass die Entwicklung des 27-Jährigen sehr wohl aufgefallen, jedoch hinter den Schlossmauern zurückgehalten worden sei – in der Hoffnung, das Problem irgendwie in den Griff zu bekommen. "Ein Fehler", wie der Adelsexperte glaubt: "Meiner Meinung nach haben die Familie und das Königshaus zu spät reagiert und ihm nicht früh genug geholfen. Es bedurfte nicht erst einer Gewalttätigkeit gegenüber einer Frau, damit endlich die Fakten auf den Tisch kommen." Zwar sei jeder Mensch in gewisser Weise für sich selbst verantwortlich, doch für den Sohn der künftigen Königin gelten andere Regeln.
"Auch wenn er natürlich eine Privatperson ist, hat sein Verhalten direkte Auswirkungen auf seine Mutter, auf seinen Stiefvater und somit letztlich auch auf die Krone", erklärt der Royal-Experte, der sich über die Vorgehensweise des Königshauses wundert.
Zumal die Vergangenheit gezeigt hat, dass royale Transparenz bei den Norwegerinnen und Norwegern gut ankommt. Diesen Eindruck teilt auch Michael Begasse – und nennt zwei Beispiele: "Als damals Haakons Verlobung mit Mette-Marit bekanntgegeben worden ist, hat sie proaktiv ihre eigene Drogenvergangenheit offenbart. Auch mit der Art und Weise, wie sie später ihre Lungenkrankheit öffentlich gemacht hat, hat sie die Herzen des Volkes erreicht. In beiden Fällen ist es der Familie erfolgreich gelungen, ein privates Thema öffentlich zu machen. Solch einen Umgang – anstelle der Veröffentlichung einer lieblosen Pressemitteilung – hätte ich mir auch diesmal gewünscht."
Begasse: "Mitfühlende, fürsorgliche und unterstützende Worte für Opfer wären wichtig gewesen"
Der Adelsexperte hat eine Vermutung, warum so lange gezögert wurde: "Ich kann mir vorstellen, dass Mette-Marit schlicht und einfach Angst hatte. Angst davor, dass Parallelen zu ihrer eigenen Geschichte gezogen werden könnten. Genau das hat die Öffentlichkeit ja nun auch getan – nach dem Motto 'Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm'. Nicht nur Marius' Mutter, sondern auch sein leiblicher Vater haben eine Drogenvergangenheit. Morten Borg ist sogar wegen Kokainbesitzes vorbestraft. Vermutlich haben diese Erinnerungen Mette-Marit hoffen lassen, das Problem hinter verschlossenen Türen lösen zu können."
Das ist offensichtlich nicht gelungen. Und auch, was die Aufarbeitung des "Falls Marius" angeht, hält sich die Königsfamilie noch relativ bedeckt. Bis dato hat sich lediglich Haakon öffentlich zu der Causa geäußert. Am Rande der Olympischen Spiele sprach der Kronprinz laut des norwegischen Senders "TV 2" von einer "ernsten Angelegenheit".
Die bisherigen Reaktionen reichen Begasse nicht aus: "Man hätte in einem Statement ganz deutlich zum Ausdruck bringen müssen, dass das, was in der besagten Nacht passiert ist, ganz schrecklich ist. Wir dürfen nicht vergessen, worüber wir hier sprechen: Marius hat eine Frau geschlagen und stranguliert. Daher wären mitfühlende, fürsorgliche und unterstützende Worte für das Opfer wichtig gewesen. Es geht nicht darum, in die Polizeiermittlungen einzugreifen. Aber dass das Opfer bisher nicht einmal erwähnt worden ist, halte ich PR-mäßig für bedenklich."
Während seine Familie zu der Angelegenheit weitestgehend schweigt, hat sich Marius selbst geäußert und seine Taten eingestanden – allerdings "nicht freiwillig", wie Begasse beteuert: "Es war die berühmte Flucht nach vorne. Da von ihm eine Blutprobe genommen worden ist, hätte die Staatsanwaltschaft das Ergebnis so oder so öffentlich gemacht."
Was der Adelsexperte jetzt von der Königsfamilie erwartet
Ob die dunklen Wolken über dem Königlichen Schloss in Oslo vertrieben werden können, ist maßgeblich davon abhängig, wie das Königshaus ab sofort reagiert. Nur mithilfe einer ehrlich gemeinten Anteilnahme gegenüber dem Opfer könne der Schaden laut Begasse noch abgewendet oder zumindest eingedämmt werden.
Der Adelsexperte fordert: "Die Königsfamilie muss meines Erachtens gemeinsam mit ihrem Sohn vor die Öffentlichkeit treten. Natürlich käme das einem Spießrutenlauf gleich. Aber dieser Familiengedanke ist der Schlüssel. Denn natürlich fragt sich die Bevölkerung: Wenn es Haakon und Mette-Marit nicht einmal schaffen, ihre eigene, kleine Familie in Ordnung zu halten, wie sollen sie es dann als König und Königin schaffen, unser Land zu repräsentieren?"
Der "Fall Marius": Ist die norwegische Monarchie in Gefahr?
Die Monarchie in Norwegen sieht Begasse dennoch nicht in Gefahr – unabhängig von den weiteren Entwicklungen in diesem Skandal. Die republikanischen Kräfte seien in dem skandinavischen Land nicht so stark.
Neuen Meinungsumfragen zufolge, hätten sich 70 Prozent dafür ausgesprochen, dass König Harald nicht zurücktreten solle. "Der 'Fall Marius' stellt die Existenz der Monarchie nicht infrage. Aber er stellt die Menschen in dieser Monarchie infrage", urteilt Begasse.
Vor diesem Hintergrund bereiten dem Experten die neuen Fotos Sorgen, die die norwegische Zeitung "Seg or Hør" veröffentlicht hat. Sie zeigen, wie Marius Borg Høiby in seinem weißen Mercedes – angeblich nach der Tat und mutmaßlich mit dem Opfer auf dem Beifahrersitz – ins Schloss fährt.
"Es scheint also einen Kontakt zu geben. Auch Mette-Marit soll mit dem Opfer, dessen Identität merkwürdigerweise immer noch nicht klar ist, wobei jeder weiß, dass es sich natürlich um Marius' Freundin Rebecca handelt, schon telefoniert haben. All das sollte das Königshaus aus meiner Sicht öffentlich machen. Andernfalls liegt die Vermutung nahe, dass versucht wird, das Opfer hinter den Palastmauern sanft zu stimmen."
Hochzeit von Märtha Louise und Durek Verrett überschattet
Es besteht kein Zweifel, dass der "Fall Marius" weiterhin seine Schatten auf das norwegische Königshaus werfen wird und auch die Hochzeit von Prinzessin
Michael Begasse erwartet einen "medialen Ellbogenkampf um die besten Bilder". Doch anders als bei bisherigen royalen Vermählungen werden es die Fotografen nicht in erster Linie auf romantische Impressionen des Hochzeitspaares abgesehen, sondern "die Marius-Geschichte im Gepäck" haben.
"Jedes Mitglied der Royal Family wird sich darauf einstellen müssen, zuallererst zu dem Skandal befragt zu werden. Die Frage 'Wo ist Marius?' wird voraussichtlich die am häufigsten gestellte sein", sagt der Adelsexperte, der an diesem Tag vor Ort sein und für RTL berichten wird.
Vor allem für die Tochter von König Harald V. und Königin Sonja dürfte diese Aussicht nur schwer zu ertragen sein: "Nach dem dramatischen Suizid ihres ersten Mannes (Ari Behn; Anm. d. Red.) hat sie endlich den Mann an ihrer Seite gefunden, den sie abgöttisch liebt – und dann sowas! Wäre ich Märtha Louise, würde ich meinem 'Bonus-Neffen' – um es noch zurückhaltend auszudrücken – die Ohren langziehen."
Wie König Harald zu der Hochzeit seiner einzigen Tochter steht
Dass der zukünftige Ehemann der 52-Jährigen, ein US-amerikanischer Schamane, nicht so wirklich ins Bild des norwegischen Königshauses passen mag, wird nach Einschätzung Begasses weder am Tag der Hochzeit noch in der Zukunft ein Thema sein: "König Harald will nur eines: das Beste für seine einzige Tochter. Er weiß, wie sehr Märtha Louise in der Vergangenheit gelitten hat und er weiß, dass sie eine ganz spezielle Person ist. Die Prinzessin hat ganz deutlich gemacht, dass sie in diesem Mann ihr Glück gefunden hat. Mit ihm bewegt sie sich auf Augenhöhe."
Der König und die Königin seien absolut an der Seite ihrer Tochter. "Ich gehe auch fest davon aus, dass Harald und Sonja der Hochzeit beiwohnen werden. Ob Haakon und Mette-Marit dabei sein werden, bleibt abzuwarten."
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