Sie verputzen gnadenlos die Ernte der Bauern und der Bevölkerung: Am Horn von Afrika wird eine Plage durch Wüstenheuschrecken zu einer Nahrungskatastrophe für Millionen von Menschen. Seit Anfang des Jahres fressen Abertausende Heuschrecken in wenigen Sekunden ganze Äcker und Weiden kahl. Sie werden damit für viele Ost-Afrikaner zu einer größeren Bedrohung als die Corona-Pandemie.

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Seit Anfang des Jahres kämpfen vor allem die Bauern in Äthiopien, Kenia, Somalia, Tansania, Uganda, Sudan und Südsudan gegen hunderte von Millionen kleiner, hektisch umherschwirrender Tierchen, die in Sekundenschnelle komplette Ernten verschlingen,sich unbeirrt fortbewegen und vermehren.

Die Lage ist nach wie vor äußerst alarmierend, denn neue Heuschreckenschwärme haben sich in Äthiopien, Kenia und Somalia gebildet. Wüstenheuschrecken gehören zu den bedrohlichsten Insekten der Welt: Sie können am Tag bis zu 150 Kilometer zurücklegen und vermehren sich über Larven unglaublich schnell. Das führt in den ohnehin stark ernährungsunsicheren Regionen im Osten Afrikas zu noch mehr Hunger und Armut.

Ein Heuschrecken-Schwarm kann an einem Tag die gleiche Menge an Nahrung aufnehmen wie etwa 35.000 Menschen.

Die Kinder in Ostafrika leiden aus vielen Gründen

Familien und Kinder im Osten Afrikas kämpfen gegen die schlimmste Wüstenheuschrecken-Invasion, die die Region seit mehr als 25 Jahren heimgesucht hat. Hinzu kommen Dürreperioden, verheerende Überschwemmungen und die Corona-Krise, die Gesundheits- und Bildungssysteme lähmt.

Über 25 Millionen Menschen sind laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in der Region von Nahrungsmittelknappheit betroffen. Zu den Verlusten der landwirtschaftlichen Ernte, die die Lebensgrundlage für viele Menschen bildet, kommen noch die Weideverluste für viele Viehhirten hinzu. Die Preise für Lebensmittel und Tierfutter sind stark gestiegen.

Die Heuschreckenschwärme breiten sich aus

Die Schwärme tauchen nun auch außerhalb des afrikanischen Kontinents auf und erreichen Südasien. Einige der Schwärme gelangten im Juli und im August nach Indien und Pakistan.

Südasien erlebt bereits jetzt die schlimmste Plage seit Jahrzehnten: Die nepalesische Regierung bietet Landwirten sogar eine Geldprämie für den Fang von Wüstenheuschrecken, die in das Himalaya-Land eindringen. Die Prämie soll ein Anreiz sein, aktiv zu werden und die Schäden möglichst zu begrenzen.

Regenfälle und Überschwemmungen erschweren den Kampf

Schwere Regenfälle haben in Ostafrika zwischen März und Mai zu überlaufenden Flüssen, Seen und Schlammlawinen geführt. Der viele Regen begünstigt die Vegetation und bietet somit den idealen Nährboden für die nächste Generation Wüstenheuschrecken.

Aufgrund der Überschwemmungen wurden in Kenia zusätzlich Hunderttausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Unter diesen Umständen ist es schwer für die Menschen, sich vor dem Coronavirus zu schützen. Sie können nicht zu Hause bleiben, weil die eigene Wohnung weggespült worden ist.

Corona-Krise erschwert die Bekämpfung der Heuschrecken

Um gegen die Heuschrecken-Plage vorzugehen, ist die Bekämpfung der Heuschrecken und ihrer Larven mit Insektiziden aus der Luft das einzig wirksame Mittel. Die Auswirkungen von COVID-19 machen sich jedoch auch hier bemerkbar: Es gibt Schwierigkeiten bei den Lieferketten für Insektizide und Pestizide, der Einsatz von Hilfskräften stockt.

Die Regierungen und verschiedene Hilfsorganisationen tun alles in ihrer Macht stehende, um eine Nahrungskatastrophe abzuwenden. Sowohl um die Ausbreitung der Heuschreckenschwärme zu stoppen, als auch zur Unterstützung der Lebensgrundlagen der Menschen sind dringend finanzielle Mittel erforderlich.

Ernteausfälle durch Heuschreckenplage

UNICEF-Mitarbeiter in Äthiopien sehen bereits eine erste Tendenz: Familien und Kinder aus den Gemeinden, die in den von den Wüstenheuschrecken heimgesuchten Gebieten leben, sind stärker von Unterernährung betroffen. Allein in Äthiopien hat die Heuschreckeninvasion 50 Prozent der verfügbaren Weideflächen in den am schlimmsten betroffenen Gebieten seit Beginn der Plage vernichtet.

Schwere akute Mangelernährung ist eine der verheerendsten Folgeerscheinungen für viele Kinder in Ostafrika. UNICEF geht davon aus, dass die Zahl der Kinder in Äthiopien, die dieses Jahr wegen Mangelernährung behandelt werden müssen, um 24 Prozent und somit auf 570.000 Kinder ansteigen wird.

Außerdem fehlt etwa einer Million Kinder aus den ärmsten Familien durch die Schulschließungen aufgrund von Corona-Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen eine feste Mittagsmahlzeit, die oft die einzige Nahrungsquelle darstellt.

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