• Im polnischen Wisla startet der Weltcup-Winter der Skispringer.
  • Dessen Rahmen geben die Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie vor.
  • Die deutschen Fans freuen sich auf die Rückkehr der langzeitverletzten Andreas Wellinger und Severin Freund.
  • Fehlen wird vorerst einer der Team-Weltmeister von 2019.

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Es geht wieder los: Die Skispringer starten nach einer langen Sommerpause in ihren Weltcup-Winter. Die Saison wird nicht nur wegen der Coronavirus-Pandemie eine ganz besondere. Die Deutsche Presse-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Start.

Wie wirkt sich die Coronakrise auf die Skispringer-Saison aus?

Die Auswirkungen auf den Weltcup-Kalender sind derzeit noch erstaunlich gering. Bis auf den Weltcup in Japan wurde bislang kein Wettkampf abgesagt. Die Olympia-Generalprobe in China ist fraglich.

Bei den Abläufen verändert sich für die Springer dagegen einiges: Die Wettkämpfe werden voraussichtlich vor leeren oder nur spärlich besetzten Rängen stattfinden. Zudem will sich der Skisprung-Tross möglichst abschotten. Zu den Weltcup-Stationen in Finnland und Russland sowie zur Skiflug-WM nach Slowenien geht es für Teams und Betreuer mit Charterfliegern. Zudem sind die Mannschaften in eigenen Hotels untergebracht.

Welche Höhepunkte gibt es in diesem Winter?

Die Saison ist vollgepackt mit Highlights und Titelchancen für Markus Eisenbichler, Karl Geiger und ihre Kollegen.

Der erste Höhepunkt ist die Skiflug-WM, die vom vergangenen März auf den Zeitraum vom 10. bis 13. Dezember verschoben wurde. Rund um den Jahreswechsel folgt wie gewohnt die Vierschanzentournee, bevor vom 23. Februar bis zum 7. März die Weltmeisterschaft in Oberstdorf geplant ist. "Die Heim-WM hat den höchsten Stellenwert", sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Sein in der vergangenen Saison bester Springer will sich nicht auf ein Hauptziel festlegen. "Blöd gesagt: Ich will mitnehmen, was geht", sagte Geiger.

Wie sind die deutschen Springer drauf?

Bei den deutschen Meisterschaften im Oktober präsentierte sich Eisenbichler in sehr guter Form. Der 29-Jährige siegte souverän und ist beim Weltcup-Start der größte deutsche Hoffnungsträger.

Eisenbichler habe im Sommer "einen sehr guten Rhythmus gefunden", lobte Horngacher. Geiger, der in der vergangenen Saison Platz zwei im Gesamtweltcup belegt hatte, suchte zuletzt dagegen noch nach seiner optimalen Verfassung. "Es läuft noch nicht alles, wie es letztes Jahr war", sagte er nach seinem dritten Platz bei den Titelkämpfen.

Hinter den beiden Top-Springern stehen viele Fragezeichen. Von Olympiasieger Andreas Wellinger darf man bei seinem Comeback nach 20 Monate langer Kreuzbandriss-Pause trotz aller Vorfreude eher nicht so viel erwarten. Das bestätigte er gegenüber der offiziellen Webseite der FIS, des internationalen Skiverbands, selbst: "Ich muss mich wieder an alles gewöhnen und Punkte gewinnen. Ich kann nicht erwarten, gleich wieder auf dem Podium zu landen." Was aber gleichwohl sein langfristiges Ziel sei.

Das gilt auch für die einstige Nummer eins des Team, Severin Freund. Der 32-Jährige trug sich angesichts seiner Leidenszeit in den vergangenen Jahren mit Gedanken an einen Rücktritt. Dies verriet er der "Passauer Neuen Presse".

Was 2012 mit einem Bandscheibenvorfall, einem anschließenden operativen Eingriff und einer Pause von mehreren Monaten begann, setzte sich seit dem Saisonende 2016 mit einer Hüftoperation und zwei Kreuzbandrissen fort. Unter anderem verpasste Freund die Olympischen Winterspiele 2018, musste sich nach seiner Rückkehr in den Weltcup aber im Februar 2019 am Meniskus operieren lassen. Der Team-Olympiasieger, Einzel-Weltmeister und Sieger des Gesamtweltcups von 2014/15 wolle es "noch einmal wissen". Erst, "wenn wenn es mich nicht mehr kitzelt", wolle Freund aufhören.

Neben Eisenbichler, Geiger, Wellinger und Freund gehören dem deutschen Weltcup-Team vorerst Pius Paschke, Constantin Schmid und Martin Hamann an.

Erstmals seit 2013 ist für Richard Freitag zum Start in die Saison kein Platz mehr in der Weltcup-Mannschaft. Er verlor das interne Duell gegen Wellinger. 2018 noch Zweitplatzierter des Gesamtweltcups - wie zuletzt Geiger - muss sich der Mannschafts-Weltmeister von 2019 im zweitklassigen Kontinental-Cup empfehlen.

"Andreas Wellinger hatte ganz knapp die Nase vorn", sagte Horngacher, der auch auf David Siegel verzichtet, dem Sport-Informations-Dienst. "Das heißt nicht, dass er jetzt immer dabei ist. Er muss die Leistung im Weltcup bringen. Die anderen beiden werden auch ihre Chancen bekommen."

Wer sind die größten internationalen Konkurrenten?

Horngacher rechnet im Kampf um die Podestplätze wieder mit den "üblichen Verdächtigen" - und nennt unter anderen die Polen Dawid Kubacki und Kamil Stoch, sowie die starken Norweger, Österreicher, Slowenen und Japaner.

Die Einschätzung fällt in diesem Jahr jedoch besonders schwer, weil es coronabedingt im Sommer keine gemeinsamen Wettkämpfe und kaum Berührungspunkte gab. "Stefan Kraft und Ryoyu Kobayashi habe ich das ganze Jahr gar nicht mehr gesehen, seitdem in Trondheim alle in den Flieger geflüchtet sind", sagte Geiger über den österreichischen Gesamtweltcupsieger und den Japaner, der 2018/19 die Vierschanzentournee gewonnen hatte. In Trondheim war die vergangene Saison Mitte März abgebrochen worden.

Wo kann man Skispringen im Fernsehen verfolgen?

ARD und ZDF teilen sich wieder die Berichterstattung bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Zudem überträgt Eurosport die Springen. Personell gibt es vor der Kamera und hinter den Mikrofonen ein paar Veränderungen: Der bis dato letzte deutsche Tournee-Sieger Sven Hannawald wechselte nach dem Ausscheiden von Dieter Thoma als Experte zur ARD. Bei Eurosport nimmt der langjährige Bundestrainer Werner Schuster Hannawalds Posten ein.

Hannawald ist guter Hoffnung, was eine baldige Wiederholung seines Tourneesiegs von 2001/02 angeht. Seither gab es in Michael Neumayer, Severin Freund, Andreas Wellinger, Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe und Karl Geiger zwar noch sechs weitere Springer, die es auf das Gesamtpodest schafften, aber keinen Gesamtsieger mehr

"Ich bin der festen Überzeugung, dass es in der Ära Stefan Horngacher den nächsten deutschen Tournee-Sieger geben wird" sagte Hannawald der Deutschen Presse-Agentur. "Vielleicht ist es ja schon dieses Jahr soweit." (dpa/hau)

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