• Ex-Skirennläuferin Viktoria Rebensburg spricht im exklusiven Interview mit unserer Redaktion über die neue Ski-Saison und hat dabei einen Wunsch ans deutsche Team.
  • Außerdem hofft die 33-Jährige auf einen guten Winter und sieht Michaela Shiffrin gestärkt nach den Enttäuschungen der Vorsaison.

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Frau Rebensburg, am Wochenende fand bereits das erste Rennen bei den Männern in Sölden statt. Ließen sich daraus für Sie bereits erste Erkenntnisse ableiten?

Viktoria Rebensburg: Natürlich konnte man bei den Männern bereits einiges sehen. So war spannend zu sehen, wie das Material des Norwegers Henrik Kristoffersen funktioniert. Er fährt seit dieser Saison mit den Skiern von Marcel Hirscher. Das hat bereits sehr gut ausgesehen. Vorjahresgesamtweltcupsieger Marco Odermatt konnte seine Form halten und gleichzeitig dem hohen Erwartungsdruck trotzen. Das war eine sehr starke Leistung.

Was erwarten Sie für eine Saison im alpinen Ski-Weltcup?

Zuallererst hoffe ich natürlich, dass wir einen guten Winter bekommen mit viel Schnee, um von dieser Seite gute und faire Rennen zu ermöglichen. Auch auf die Weltmeisterschaft in Courchevel/Meribel freue ich mich aufgrund des gegebenen Rahmens dort besonders. Im Gesamtweltcup erwartet uns eine Menge Spannung, die Saison hat gerade erst begonnen und es stehen viele Rennen in den unterschiedlichen Disziplinen an. Das Top-Niveau in allen Disziplinen zu halten, ist extrem schwierig. Ich bin gespannt und freue mich sehr, dass der Ski-Weltcup nun endlich wieder begonnen hat.

Wen haben Sie bei den Frauen für den Gesamtweltcup besonders auf der Rechnung?

Eine Mikaela Shiffrin muss man immer auf der Rechnung haben. Sie hat in der vergangenen Saison eine schwierige Zeit erlebt, insbesondere bei den Olympischen Spielen. Doch ich kann mir gut vorstellen, dass sie daraus gestärkt hervorgeht. Auch Petra Vlhova habe ich wieder auf meinem Zettel und es könnte ein interessantes Duell um die große Kristallkugel werden.

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Und wie sieht es bei den Männern aus?

Dort ist natürlich Marco Odermatt, als Titelverteidiger, der große Favorit. Aber auch für ihn beginnt die Saison wieder bei null und seine Verfolger wie Aleksander Aamodt Kilde und Henrik Kristoffersen schätze ich sehr stark ein.

Viktoria Rebensburg über deutsches Ski-Team: "Wieder häufiger Podestplatzierungen"

Wie sehen Sie das deutsche Team für den Ski-Winter aufgestellt?

Generell würde ich mir wünschen, dass es wieder häufiger zu Podestplatzierungen reicht. Bei den Männern ist Thomas Dreßen wieder dabei. Ich bin sehr gespannt, wie es ihm ergehen wird und ich hoffe natürlich sehr, dass er wieder in die Erfolgsspur vor seinen Verletzungen zurückfindet. In Sölden konnte man bereits sehen, dass Alexander Schmid richtig gut drauf ist. Er hatte zwar etwas Pech mit den Bedingungen im zweiten Lauf kann aber durchaus um das Podium im Riesenslalom mitfahren. Im Slalom ist mit Linus Strasser nach der letzten erfolgreichen Saison sowieso immer zu rechnen. Bei den Damen wäre es schön, wenn sich in meiner Lieblingsdisziplin Riesenslalom etwas weiterentwickelt. In den Speed-Disziplinen hoffe ich, dass Kira Weidle richtig den Turbo zünden kann und konstant vorne mit dabei ist, insbesondere in der Abfahrt. Im Slalom hat Lena Dürr eine tolle letzte Saison hingelegt und sie kann definitiv um die Podestplätze mitfahren – vielleicht klappt es in der kommenden Saison auch mit einem Platz ganz oben.

Erstmals findet in diesem Jahr parallel die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Welche Auswirkungen erwarten Sie dadurch für den Ski-Weltcup?

Die Überseerennen, die in Europa am Abend stattfinden, überschneiden sich mit der Gruppenphase der WM, was sicherlich Einfluss auf die Einschaltquoten haben wird. Aber wie genau der Ski-Weltcup von der WM beeinflusst wird, zeigt sich erst mit Beginn des Turniers. Es ist aber definitiv etwas Neues für alle Beteiligten. Ich bin sehr gespannt.

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Rebensburg über Energiekrise: "Kindern weiterhin normales Sportangebot ermöglichen"

In Europa gibt es derzeit eine große Energiekrise, die durch den Ukraine-Krieg entstanden ist. Was sind die Auswirkungen auf den professionellen Skisport?

Derzeit ist das für mich schwer abzuschätzen. In meiner Heimatregion am Skizentrum Sonnenbichl ist es so, dass die Höhe des Strompreises noch bis Ende des Jahres gleich bleibt und dementsprechend der Skibetrieb bis dahin sichergestellt ist. Darüber freue ich mich sehr, denn ich finde es enorm wichtig unseren Kindern weiterhin ein normales Sportangebot zu ermöglichen. Sie mussten bereits durch Corona enorme Einschränkungen hinnehmen.

Über die Person: Viktoria Rebensburg ist Olympiasiegerin und zweimalige Vizeweltmeisterin im Riesenslalom. Die gebürtige Bayerin gewann außerdem in dieser Disziplin dreimal die Gesamtwertung und beendete im September 2020 ihre Karriere. Inzwischen arbeitet sie als TV-Expertin für Eurosport.
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