Skirennläufer Fritz Dopfer ist mit seiner Silbermedaille im Slalom bei der WM in Vail/Beaver Creek in die Weltspitze gefahren. Neben Felix Neureuther zählt er zu den Spitzenathleten im deutschen Skiverband. Im exklusiven Interview mit unserem Portal spricht Dopfer über die beste Saison seines Lebens und verrät, wie er vor einem Rennen die Nerven behält.
Fritz, nach der Silbermedaille bei der Ski-WM in den USA bist du endgültig in der Weltspitze angekommen. Befindest du dich in der Form deines Lebens?
Deutschland hat – mit dir und
Wir pushen uns gegenseitig. Man hat wirklich gute Jungs um einen herum und weiß, dass man schon im Training extrem gefordert wird. Man darf sich nie auf Erfolgen ausruhen und sich denken: "Ach komm, mach ich mal die nächsten zwei, drei Tage etwas ruhiger und das wird dann schon wieder passen." Das ist auch für die anderen Jungs im Team gut - immer wieder an die Grenzen herangeführt zu werden. Wenn der eine schneller ist, will man aufholen. So pusht man sich gegenseitig und bringt das Trainingsniveau an sich auf ein neues Level. Das zeigen wir in den letzten zwei, drei Saisonen. So, wie das Team aufgestellt ist, sind wir erfolgreich, und das zeichnet uns auch aus.
Wie behältst du vor einem Rennen die Nerven?
Zum einen bin ich in meinem Leben schon so viele Rennen gefahren, da kommt eine gewisse Erfahrung dazu. Zum anderen ist es so, dass ich nervöser bin, wenn ich jemandem beim zweiten Lauf zuschaue und mitfiebere, als wenn ich selber oben stehe.
Ich habe mir feste Abläufe zurechtgelegt, die ich vor jedem Lauf durchgehe. Das sind beispielsweise Aufwärmübungen für den Körper und die gesamte Muskulatur. Je näher der Start rückt, desto mehr konzentriere ich mich darauf, dass ich mich vom Kopf her in die Verfassung bringe, in der Rennzeit - in der es drauf ankommt - voll fit zu sein.
Dann gehe ich den Lauf durch: Wo sind die Schlüsselpassagen, wo kann man Tempo rausnehmen, wo Schwung mitnehmen? Ich sage mir auch technische Feinheiten noch mal vor: Oberkörper stabil halten, auf Zug fahren. Und dann, unmittelbar vor dem Start, pushe ich mich richtig und bringe mich in den Zustand, volle Attacke zu gehen. Das kann ich nur machen, wenn ich voll fokussiert bin, einen Tunnelblick auf mich selber entwickelt habe und alles andere um mich ausblenden kann.
Schaust du dir oben am Start im Fernsehen an, wie sich die anderen Läufer schlagen?
Ja, schon. Beim ersten Lauf habe ich meistens keine Zeit, mir andere Läufer anzuschauen. Aber im zweiten Lauf, wenn ich eine gute Platzierung habe, schaue ich mir schon ein, zwei Läufer an und sehe natürlich die Schlüsselpassagen. Die Besichtigung ist das eine, wie es dann wirklich unter dem Fahren ist, ist wieder was anderes. Und wenn man dann ein paar Jungs anschaut, kriegt man neue Erkenntnisse, gerade wenn es etwas Spezielles in der Kurssetzung gibt.
Hast du ein Lieblingsrennen, auf das du dich jedes Jahr aufs Neue freust? Und umgekehrt, gibt es ein Rennen, dass du nicht so gern magst?
Beim Riesenslalom in Beaver Creek ist seit drei Jahren der Wurm drin. Dort habe ich meinen ersten Podiumsplatz im Weltcup eingefahren, von dem her habe ich eigentlich richtig gute Erinnerungen an Beaver Creek. Aber seit dem Rennen, bei dem ich Dritter geworden bin, habe ich keine guten Ergebnisse mehr gebracht. Keine Ahnung warum, aber das ist auch wieder ein Ansporn für die neue Saison.
Grundsätzlich gibt's Klassiker-Rennen wie Adelboden, Wengen, Kitzbühel, Schladming: Das sind Slalom-Leckerbissen. Da freut man sich das ganze Jahr drauf, fit am Start zu stehen und seine Leistung zu bringen. Wenn du in Schladming vor rund 50.000 Leuten fährst, ist das eine Stimmung, die sonst wahrscheinlich nur Fußballer erleben. Das ist schon genial.
Wie schaffst du es, dich nach Verletzungen immer wieder neu zu motivieren?
Ich habe bisher - bis auf meine Rückenprobleme vor der WM – keine größeren Probleme mit meinem Körper gehabt. Ich habe Gott sei Dank noch nie wirklich schwere Verletzungen gehabt, bin eigentlich immer verletzungsfrei durch die Vorbereitungszeit und die Saison gekommen. Es war etwas Neues für mich, vor dem wichtigsten Event der Saison, nämlich der WM, wirklich mal eineinhalb Wochen nicht auf Ski stehen zu können. Da hilft die Gewissheit, dass man gut in Form ist. Außerdem hatte ich großes Vertrauen in die medizinische Abteilung, die in Beaver Creek dabei war. Grundsätzlich muss man dem Körper die Ruhepausen, die er braucht, auch wirklich geben.
Du bist ein "halber Österreicher" und in Innsbruck geboren, hast beide Staatsbürgerschaften. Warum bist du nicht zum ÖSV, sondern zum DSV gegangen?
Ich war in Stams in Tirol in der Schule von 2002 bis 2007, habe da auch die ganzen Kader des Tiroler Skiverbandes durchlaufen und war bis zum Europacup im ÖSV. Im Jahr 2007 war speziell das österreichische Technik-Team richtig stark. Da hast du als junger Athlet wenig bis gar keine Chance gehabt, dich entsprechend zu entwickeln.
Der Weg zum DSV war eine Chance, die Aussichten auf eine Einsetzung im Weltcup waren größer. Zudem bin ich in Oberbayern aufgewachsen, da liegen auch meine Wurzeln. Diese beiden Gründe haben die Entscheidung für mich auch leichter gemacht. Natürlich bin ich sehr dankbar - auch dem Skigymnasium in Stams für die Ausbildung. Die war wirklich gut, und die Zeit hat mich geprägt.
Glaubst du, dass der Skisport in Deutschland durch die WM und deinen Erfolg an Popularität gewinnt?
Ich hoffe schon, dass die öffentliche Wahrnehmung speziell in Deutschland - was den Skisport betrifft - höher wird. Wir haben gezeigt, dass wir erfolgreich sind - und das ist das Wichtigste und Interessanteste für den Zuschauer, wenn es sich lohnt, einzuschalten. Wir liefern guten Sport, sind konstant vorne dabei und der Skisport an sich ist ja im Endeffekt auch populär. Es gibt extrem viele Deutsche, die in den Skiurlaub fahren und einen gewissen Bezug zum Skisport haben. Deswegen glaub ich eben auch, dass durch die Erfolge und die verschiedenen Typen, die der Sport auch in Deutschland zu Tage bringt, der Trend hoffentlich in die richtige Richtung geht.
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