• Felix Neureuther ist seit seinem Karriereende als Skirennfahrer TV-Experte in der ARD.
  • In dieser Funktion schreckt der 36-Jährige auch nicht vor Anrufen bei der Rennleitung zurück.
  • Neureuther ist auch außerhalb Deutschlands sehr beliebt.
Eine Analyse

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Felix Neureuther war außer sich. Mehrfach hatte sich der ARD-Experte und ehemalige Skirennläufer über die Kursetzung im Parallel-Wettbewerb bei der Ski-Weltmeisterschaft in Cortina geärgert. Nicht nur für Felix Neureuther war ersichtlich, dass der blaue Kurs im Vergleich zum daneben liegenden roten Kurs deutlich benachteiligt war.

Doch der ehemalige Ski-Rennläufer beließ es nicht bei seiner verbalen Kritik via Mikrofon. Noch während er den Wettbewerb kommentierte, versuchte er Rennchef Markus Waldner zu kontaktieren, um ihn auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen.

Neureuther legt sich mit Rennchef bei Ski-WM an

Als Neureuther telefonisch nicht durchkam, schrieb er Waldner eine Nachricht, in der er die unfaire Kurssetzung anprangerte. Der Rennchef antwortete Neureuther tatsächlich, war aber anderer Meinung und erklärte, dass eine Kursveränderung in einem laufenden Wettbewerb nicht möglich sei. Neureuther war davon hörbar nicht überzeugt.

Der 36-Jährige hat in seiner Karriere als aktiver Ski-Rennläufer zahlreiche Erfolge feiern können. Dabei lieferte sich Neureuther immer wieder packende Duelle mit vermeintlich überlegenen Konkurrenten wie Ted Ligety oder Marcel Hirscher. Insgesamt fünf Medaillen gewann der Slalom- und Riesenslalom-Spezialist während seiner aktiven Karriere und musste bei allen Erfolgen auch immer wieder bittere Rückschläge hinnehmen.

Erinnert sei an seinen Autounfall, unmittelbar vor dem Abflug in Richtung Sotschi 2014, wo er bei den Olympischen Winterspielen seine erste Medaille einfahren wollte. Gehandicapt von Rückenproblemen reichte es nur zu Rang acht im Riesenslalom, im Slalom schied Neureuther aus. Zudem wurde der Partenkirchener von Beginn an mit seinen Eltern Christian Neureuther und Rosi Mittermaier verglichen, die im Skirennsport eine Art Legendenstatus genießen.

Neureuther pflegt Freundschaften mit größten Rivalen

Neben seinen hart erkämpften Erfolgen zeichneten Neureuther aber vor allem seine Bodenständigkeit und seine Hingabe für den Skisport aus. Immer wieder prangerte er in Interviews Missstände im Ski-Weltcup an, gleichzeitig war er aber bemüht um eine gute Stimmung über alle Landesgrenzen hinweg. Zu seinen ärgsten Rivalen Ligety und Hirscher pflegt und pflegte der Bayer eine enge Freundschaft, trotz aller Rivalität.

Dadurch wurde Neureuther auch außerhalb Deutschlands zu einem der beliebtesten Skifahrer im Weltcup. Selbst in Österreich hätte man Neureuther eine Goldmedaille bei einem Großereignis gegönnt. Eine Seltenheit im nationenfixierten Skizirkus.

Neureuther bei Olympia 2018 für Eurosport tätig

Doch schon während seiner aktiven Laufbahn kristallisierte sich heraus, dass der 36-Jährige auch als TV-Experte glänzen kann. Bei Olympia 2018 war er für Eurosport tätig, nachdem ihn ein Kreuzbandriss die Olympia-Teilnahme kostete, und analysierte dort die technischen Wettbewerbe für den Sportkanal. Dabei wurde schnell klar, dass Neureuther sein Wissen über den Sport, gepaart mit Eloquenz und einem gewissen Humor, auch den TV-Zuschauern näher bringen kann.

So war es nur wenig verwunderlich, dass Neureuther, nach seinem Karriereende im März 2019, die Seiten wechselte. Erneut trat er dabei in die Fußstapfen eines Familienmitglieds. Denn bereits sein Vater Christian war als TV-Experte bei der ARD tätig, hatte seinen Posten dann aber abgegeben, als sein Filius dauerhaft im Weltcup fuhr. Auch Mutter Rosi hatte früher ab und an die Läufe im TV mitkommentiert.

"Jetzt kommt der Bua": Neureuther folgt Vater Christian bei ARD

"Und jetzt kommt der Bua", verkündete Neureuther in der Pressemitteilung, die ihn als neuen TV-Experten vorstellte. BR-Christoph Netzel erklärte damals die Stärken von Neureuther auf den Punkt: "Wenn der Begriff Publikumsliebling auf jemanden zutrifft, dann auf Felix Neureuther: Er begeistert den Siebenjährigen genauso wie dessen 77-jährige Oma. Er ist sympathisch, humorvoll, schlagfertig, meinungsstark, ehrlich, glaubwürdig und bodenständig.“

Spätestens die Weltmeisterschaften in Cortina d‘ Ampezzo dürften Neureuthers Beliebtheitswerte innerhalb der skinteressierten Bevölkerung, sprichwörtlich, noch höher katapultiert haben. An der Seite von Kommentator Bernd Schmelzer und Moderator Markus Othmer war es vor allem Neureuther, der den Zuschauer in den Bann zog.

"Des war gewaltig", war wohl einer der meistgesagten Sätze des Ex-Skirennläufers. Beim Super-G der Männer, gefahren auf einer komplett neuen Strecke, war Neureuthers Anspannung bis auf das heimische Sofa zu spüren und zog einen mit in den Bann der Faszination Skirennen. Besonders mit den deutschen Läufern, die der 36-Jährige natürlich noch allesamt persönlich kennt, fieberte Neureuther mit. Allerdings nicht komplett mit der "deutschen Brille" auf den Augen, sondern immer mit einer realistischen Einschätzung im Vergleich zur internationalen Konkurrenz.

Neureuther der beste Ski-Botschafter in Deutschland

Nur die eine Hundertstel Sekunde Unterschied bei der Abfahrt zwischen Sieger Vincent Kriechmayer und dem Zweitplatzierten Andreas Sander schmeckte Neureuther nicht so richtig. Aber selbst in diesem Mikrobereich von Unterschied erklärte er den Zuschauern die unterschiedlichen Linien, die dann am Ende möglicherweise für diesen Abstand gesorgt haben.

Der Skisport in Deutschland kann sich keinen besseren Botschafter als den 13-maligen Weltcup-Sieger wünschen. Denn selbst wenn Neureuther einmal sauer ist, er handelt und äußert sich immer im Sinne des Skisports und möchte dessen Besonderheiten herausstellen.

Dass auch der 36-Jährige dabei herausragt, ist wohl mit das Unwichtigste für Neureuther selbst.

Verwendete Quellen:

  • TV-Übertragungen Ski-WM ARD
  • Presseportal.de: Felix Neureuther wird neuer Experte im Ersten und beim BR
  • dpa
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