Benedikt Doll atmet tief durch, schluckt seinen Ärger nach dem Zieleinlauf der deutschen Biathlon-Staffel der Männer daheim in Ruhpolding aber nicht ganz herunter. Ohne seine Aussetzer am Schießstand hätten die Gastgeber wohl gewonnen.

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Die Fortsetzung der Staffel-Erfolgsserie tröstete Benedikt Doll über seinen verkorksten Auftritt am Schießstand hinweg. "Sonst hätte ich mich deutlich mehr geärgert", sagte der Ex-Weltmeister nach Platz zwei beim Heim-Weltcup in Ruhpolding.

Ausgerechnet der zweimalige Saisonsieger leistete sich gleich zwei Strafrunden und vergab so den möglichen ersten Sieg für das Team seit fast drei Jahren. "Es ist verrückt, dass so etwas nach so vielen Jahren im Biathlon noch passiert", sagte Doll und konnte seinen Aussetzer vor 12.000 Zuschauern selbst kaum fassen.

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Wegen Benedikt Dolls Fehler geht es von Platz eins auf sieben zurück

Der Fauxpas beim Stehendschießen warf das deutsche Quartett nach langer Führung zwischenzeitlich bis auf Platz sieben zurück. Einer ganz starken Vorstellung von Schlussläufer Philipp Nawrath war es schließlich zu verdanken, dass nur Olympiasieger Norwegen früher im Ziel ankam. Justus Strelow, Johannes Kühn, Doll und Nawrath hatten nach 4 x 7,5 Kilometern 45,0 Sekunden Rückstand auf die Skandinavier, Rang drei sicherte sich Italien. Für die DSV-Skijäger war es im vierten Staffelrennen des Winters der vierte Podestplatz. Am 10. Januar hatten die deutschen Frauen zum Auftakt Rang drei belegt.

Der deutsche Biathlet Benedikt Doll kämpft sich über die Strecke in Ruhpolding
Der deutsche Staffelläufer Benedikt Doll führt ein Trio beim Weltcuprennen am 11. Januar 2024 in Ruhpolding an. © AFP/Tobias Schwarz

"Ich muss einen Tick langsamer machen", sagte Doll. Er habe sich zu einem zu schnellen Schießen verleiten lassen, sagte der 33-Jährige im ZDF: "Das ist nicht so meins und das ärgert mich. Aber umso beeindruckender ist, was die drei anderen so veranstaltet haben." Das befand auch Nawrath und lobte gut einen Monat vor dem wichtigen WM-Rennen in Tschechien seine Teamkollegen: "Es zeugt von unserer Mega-Verfassung, dass es trotzdem zum Podest reicht."

Famoser Start dank Justus Strelow

Startläufer Strelow übernahm schon kurz nach dem Start die Führung und hielt sich auch mit einem Nachlader im ersten Schießen weit vorn. Bei erneut perfekten Bedingungen mit wenig Wind und guter Sicht bejubelten 12.000 Fans kurz danach, wie Strelow nach einem perfekten Stehendschießen erneut an die Spitze stürmte. "Es war das Ziel, mit der Führungsgruppe zu übergeben. Das ist uns gelungen", sagte Strelow.

Kühn ging mit 0,3 Sekunden Vorsprung vor Frankreich auf die Strecke, es folgte eine ganze Reihe an Verfolgern. Dazu gehörten auch die Norweger, die zuvor alle drei Staffelrennen des Winters gewonnen hatten. Allerdings verzichteten die Olympiasieger auf einen Einsatz des etwas schwächelnden Johannes Thingnes Bö, der freiwillig pausierte. Weil auch Kühn alle fünf Scheiben abräumte, ging Favorit Norwegen weiter nicht in Führung, das übernahm Johannes Dale-Skjevdal aber vor dem nächsten Gang an den Schießstand.

Schlussläufer Philipp Nawrath rettet Platz zwei

Nach drei Extrapatronen verlor er Platz eins aber schnell wieder, Kühn festigte mit einem Nachlader den Platz in der Spitzengruppe und konnte trotz eines kurzen Strauchlers als Erster vor den Franzosen an Ex-Weltmeister Doll übergeben. Der zweimalige Saisonsieger war zunächst mit allen fünf Schüssen erfolgreich, bevor der Schwarzwälder alle Siegchancen vergab. Gleich zwei Strafrunden im Stehendschießen warfen das Team bis auf Platz sieben zurück, während Routinier Tarjei Bö souverän die Führung übernahm.

Biathlet Philipp Nawrath verlässt in Ruhpolding den Schießstand
Der deutsche Schlussläufer Philipp Nawrath verlässt am 11. Januar 2024 den Schießstand und sichert der DSV-Staffel Rang zwei beim Heimrennen in Ruhpolding. © dpa / Sven Hoppe

Der deutsche Schlussläufer Nawrath startete mit einer Minute Rückstand auf Norwegen als Siebter, kämpfte sich vor dem finalen Schießen aber wieder bis auf Rang drei - und schaffte es schließlich mit einem Kraftakt sogar noch weiter nach vorn. (dpa/hau)

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