• Die Duelle zwischen Boris Becker und Andre Agassi gehören zu den Klassikern der Tennis-Geschichte.
  • Anfangs hatte noch Becker die Oberhand. Doch dann fiel Agassi etwas Entscheidendes auf. Es wendete das Blatt.
  • Als Becker bei einem Bier davon erfuhr, haute es ihn beinahe um.

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Die ersten drei direkten Duelle gewann noch Boris Becker - von den restlichen elf aber nur noch eines: Der damalige Newcomer Andre Agassi avancierte im Laufe seiner glanzvollen Karriere vor 30 Jahren zu einem der Angstgegner des besten deutschen Tennisspielers der Geschichte.

Das hatte einen Grund, den Agassi anlässlich seines 51. Geburtstags am 29. April in einem Interview mit dem Streaming-Portal "Tennis.tv" der ATP-Serie verriet: Agassi entschärfte Beckers Aufschlag.

Dessen stärkste Waffe hatte dem damals erst 17-jährigen Wimbledonsieger 1985 den Beinamen "Bum-Bum-Becker" eingetragen. Sie ließ seine Kontrahenten reihenweise verzweifeln - und zunächst auch Agassi.

"Solch einen Aufschlag hatte die Tenniswelt zuvor noch nicht gesehen", erinnert sich Agassi in dem Interview. Er habe begonnen, Beckers Service mittels Video-Aufzeichnungen zu studieren. "Und ich stand ihm drei Mal gegenüber." Diese ersten drei Begegnungen in den Jahren 1988 und 1989 gewann jeweils Becker.

Andre Agassi entschlüsselt Boris Beckers Zungen-Botschaft

Plötzlich aber fiel Agassi etwas auf: Becker hatte einen Tick. Der deutsche Tennisstar sendete seinem Widersacher unbewusst eine Botschaft. Beckers Aufschlag wurde entschlüsselt - und der bis dahin für Agassi Unbezwingbare schlagbar.

"Immer, wenn er kurz davor war, den Ball zu treffen, kam seine Zunge zum Vorschein", führt Agassi aus. Sie zeigte dem Gegenüber die Richtung an, in die Becker seinen Aufschlag platzieren würde. "Immer, wenn seine Zunge mittig zwischen seinen Lippen zu sehen war", sei der Ball mittig "oder auf den Körper" gekommen. Ein Verschieben der Zunge Beckers in den linken Mundwinkel, bedeutete laut Agassis Beobachtung einen weit nach außen platzierten Aufschlag.

"Das Schwierigste war nicht der Return", erklärte Agassi, "sondern ihn nicht wissen zu lassen, was ich wusste." Er habe sich darauf konzentriert, "der Versuchung zu widerstehen" und Beckers Aufschlag nicht die ganze Zeit zu lesen, sondern die wichtigen Punkte im Match abzupassen.

Bis 1999 feierte Agassi, der zum besten Returnspieler auf der Tour avancierte, so in elf weiteren Matches zehn Siege über Becker.

Agassi bringt Becker auf dem Oktoberfest bei einem Bier zum Staunen

Letzten Endes behielt der heutige Ehemann Steffi Grafs sein Geheimnis nicht für sich. "Wir waren zusammen auf dem Oktoberfest und tranken ein Bier, da konnte ich nicht anders und fragte ihn: 'Weißt du eigentlich, dass du das gemacht hast und so verraten hast, wohin dein Service geht?'", schildert Agassi.

Becker sei in diesem Moment beinahe vom Stuhl gekippt. Er habe Agassi geantwortet: "Ich bin immer nach Hause gekommen und habe meiner Frau gesagt, dass es sich anfühlte, als lese Agassi meine Gedanken." Über 20 Jahre später weiß nun nicht nur der deutsche Tennis-Held, dass es beinahe so war.

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