Am Ende fehlten nur ein paar Kleinigkeiten, um die sensationelle Woche von Tennis-Profi Jan-Lennard Struff zu krönen.

Ein Porträt
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Als Lucky Loser hatte der 33-Jährige vor gut zwei Wochen doch noch einen Platz im Hauptfeld des Masters-Turniers von Madrid erhalten, nachdem er zuvor in der letzten Qualifikationsrunde an Aslan Karatsev gescheitert war. Es sollte sich lohnen, denn als erster Lucky Loser überhaupt stürmte der Deutsche bis ins Finale eines Masters. Im Endspiel musste er sich dann aber in drei Sätzen dem spanischen Supertalent Carlos Alcaraz mit 4:6, 6:3 und 3:6 geschlagen geben. Auf dem Weg dorthin hatte "Struffi", so der Spitzname des Mannes aus der Bierstadt Warstein, unter anderem Stefanos Tsitsipas und Quali-Kontrahent Karatsev aus dem Weg geräumt.

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Nach seiner Finalniederlage gratulierte Struff aber seinem Kontrahenten fair am Netz per Handshake, und grämte sich am "Sky"-Mikrofon kurzzeitig über den verlorenen ersten Satz. Sein Fazit zum Madrid-Turnier fiel dann deutlich positiver aus. Es sei "absolut etwas Besonderes" für ihn, sagte Struff und sprach vom "besten Turnier meiner Karriere". Denn zuvor war Struff nur einmal in einem Finale auf der ATP-Tour gestanden, 2019 beim Heimturnier in München. Madrid war noch einmal eine andere Dimension – auch im Hinblick auf das Preisgeld, das für ihn als Finalverlierer 580.000 Euro beträgt. Eine solche Summe hat Struff noch nie bei einem Turnier verdient. In der Weltrangliste verbesserte er sich zudem auf Rang 28 und sitzt Deutschlands Nummer eins, Alexander Zverev, aktuell auf Rang 22, im Nacken.

Struffs Manager Corrado Tschabuschnig: "Er weiß jetzt endlich, dass er mächtig ist"

Die (vorübergehende) Wachablösung könnte schon bald erfolgen, schließlich hat Zverev beim Masters-Turnier in Rom und bei den anschließenden French Open jeweils eine Halbfinal-Teilnahme aus dem Vorjahr zu verteidigen, während Struff in diesem Zeitraum mit einer langwierigen Zehenverletzung zwischenzeitlich bis auf Rang 150 in der Weltrangliste zurückfiel und nun befreit aufspielen kann.

Sein Sprung unter die Top 30 ist dabei vor allem auf einen Wandel im Kopf zurückzuführen, wie Struffs Manager Corrado Tschabuschnig, ein deutschsprachiger Italiener, in Madrid im Interview mit "Sky" erklärte. "Er weiß jetzt endlich, dass er mächtig ist", sagte er. "Dass er groß ist auf dem Platz, dass er stark ist. Er empfindet das auch jetzt immer mehr. Er hat sich ab und zu kleingemacht früher, obwohl er immer die Schläge gehabt hat. Aber jetzt merkt man, man kann nicht an ihm vorbeischlagen. Er ist so riesig auf dem Platz."

Immer wieder war in den Tagen von Madrid zu beobachten, wie der 1,93 Meter große Struff sich selbst anfeuerte mit erhobener Faust. Und der außerhalb des Platzes so ruhige Deutsche spielte auch im Sand von Madrid offensiv und ohne Furcht auf. Im Finale gegen den physisch starken Carlos Alcaraz suchte er insgesamt 51-mal den Weg ans Netz, um dort mit Volleys und Stopps dem Spanier das Leben schwer zu machen. Dadurch entstanden spektakuläre Ballwechsel, die Struff insbesondere im zweiten Satz oftmals für sich entscheiden konnte, weil Alcaraz beeindruckt schien vom Serve-and-Volley-Spiel des Deutschen und Fehler einstreute.

Coach Marvin Netuschil pusht Struff lautstark

Unterstützung bekam er dabei auch von Marvin Netuschil. Der frühere Profispieler betreute Struff in Madrid als Coach und feuerte ihn – Coaching ist inzwischen erlaubt – immer wieder aus der Box heraus an. Er brauche diese Energie, meinte Struff in den Tagen von Madrid, der in der Vergangenheit oftmals etwas zurückhaltend agierte und es ab und an seinen Gegnern zu einfach machte, ihn zu schlagen.

Doch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, denn Struff befindet sich mit 33 Jahren in der Form seines Lebens. So gab es auch Lob von Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann nach seinem Erfolg in Madrid. Kohlmann sagte in einer Verbandsmitteilung über Struff: "Diese positive Betrachtungsweise gepaart mit seiner professionellen Einstellung, jede Trainingseinheit mit voller Intensität zu gestalten, und im Spiel immer wieder nur an den nächsten Punkt und den nächsten Satz zu denken, ist elementar wichtig und ein starkes Vorbild für unsere Nachwuchsspieler."

Im Moment passen bei Struff fast alle Puzzleteile zusammen, der erste Turniersieg scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, doch viel wahrscheinlicher ist zunächst der Status als deutsche Nummer eins im Tennis. Eine Entwicklung, die am Sonntagabend in Madrid ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat und gleichzeitig doch mehr sein dürfte als ein One-Hit-Wonder.

Verwendete Quellen:

  • skysport.de: Struff: ''Es hat einfach nur Spaß gemacht''
  • sportschau.de: Bald Wachablösung? Struff nur noch knapp hinter Zverev
  • dtb-tennis.de: Kohlmann: "Das ist ein unglaublich gutes Zeichen"
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