- Tränen-Meer im Modernen Fünfkampf: Annika Schleu büßt wegen eines verweigernden Pferdes im Springreiten ihre Medaillenchance ein.
- Die Bundestrainerin kritisiert das Regelwerk.
- In den sozialen Netzwerken kommt der Vorwurf der Tierquälerei auf.
- Schleu wehrt sich gegen "diverse Hassnachrichten".
Drama auf dem Rücken von Saint Boy: Fünfkämpferin Annika Schleu musste ihren Traum von einer Medaille bei den Olympischen Spielen nach einem völlig missglückten Reiten begraben. Die auf Goldkurs liegende Olympia-Vierte von Rio bleib am Freitag ohne Punkte und fiel vor dem abschließendem Laser-Run mit 551 Zählern vom ersten auf den 31. Platz zurück. Statt auf dem Podest zu stehen, beendete sie den Wettkampf nach dem Laser-Run auch auf diesem 31. Platz.
Schleu und Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn auf der Tribüne brachen genauso in Tränen aus wie später am Mikrofon der ARD auch Bundestrainerin Kim Raisner: "Annika hätte nur durchkommen müssen und auch mit fünf Abwürfen noch eine Medaillenchance gehabt. Es ist so bitter, dass uns das bei zwei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen passiert."
Lena Schöneborn: "Das ist der Worst Case"
"Es kann keiner besser nachempfinden als ich. Es ist Eins-zu-Eins die Situation, die ich in Rio hatte", sagte die mittlerweile zurückgetretene Schöneborn, die 2016 in Brasilien ihre Medaillenchance auf dem Rücken von "Legende" verloren hatte, in der ARD: "Es ist der Worst Case, der jetzt eingetreten ist. Mit allen anderen Punktzahlen hätte sonst was passieren können, hätte man Annika keine Medaille mehr nehmen können. Das ist sehr erschütternd."
Raisner merkte in der ARD an, dass das Problem, das Saint Boy mit der Arena habe, dem Kampfgericht bekannt gewesen sei. Das folgende Drama habe sich schon auf dem Abreiteplatz angedeutet. Das Pferd habe immer nur "zur Tür" wollen, raus aus der Arena. Ein Wechsel des Pferdes ließen die Regularien jedoch nur nach viermaligem Verweigern oder zweimaligem Abwurf der Reiterin oder des Reiters zu.
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Saint Boy war nicht zum Springreiten zu bewegen
Sportsoldatin Schleu hatte das Reiten mit 24 Punkten Vorsprung auf die ROC-Athletin Juliana Bataschowa in Angriff genommen. Auf dem Rücken von Saint Boy, auf dem Bataschowas Landsfrau Gulnas Gubaidullina vor Schleu bereits ohne Punkte geblieben war, lief dann aber nichts mehr.
Nur mit Mühe brachte Schleu das ihr zugeloste Pferd überhaupt auf den Parcours. Dort verweigerte Saint Boy mehrfach. "Weiter, weiter", rief Raisner - es nützte nichts.
In der Social-Media-Gemeinde lösten die dramatischen Szenen mit Schleu und Saint Boy unter Kritikerinnen und Kritikern des Pferdesports Entsetzen aus. Unter dem Stichwort "Tierquälerei" kam es auf der Plattform Twitter zu einem regelrechten Shitstorm.
Annika Schleu muss sich Hass-Kommentare gefallen lassen
Moderne Tierquälerei" oder "Kein Respekt vor dem Tier" war wenige Minuten nach den ungewöhnlichen Szenen bei Twitter zu lesen. Sie habe schon "diverse Hassnachrichten erhalten", sagte Schleu kurz nach dem Wettkampf selbst. Sätze wie "Holt das Mädchen vom Pferd runter" und sich übergebene Smileys gehörten noch zu den gemäßigten Botschaften. "Das bricht mir halt als tierliebende Person das Herz", sagte Schleu. Sie betonte zudem nach dem Laser-Run in der ARD, die Bilder könnten einen falschen Eindruck vermittelt haben: "Wir deutschen Fünfkämpfer sind als gute, solide und einfühlsame Reiter bekannt."
Schleu war am Donnerstag mit 29 Siegen in 35 Fecht-Duellen glänzend in den Wettkampf gestartet. "Das hatte ich in meinem Leben noch nie. Heute hat irgendwie alles gepasst", hatte sie im Anschluss in der ARD gesagt. Im Bonusfechten am Freitag verlor sie im Tokyo Stadium ihr Duell gegen die Südkoreanerin Kim Sehee. Zuvor hatte sie beim Schwimmen über 200 Meter Freistil nach 2:16,99 Minuten als 24. angeschlagen, ihre Führung aber behauptet. Dann folgte das Reit-Drama.
Rebecca Langrehr fällt ebenfalls weit zurück
Die zweite deutsche Starterin Rebecca Langrehr landete nach dem Laser-Run insgesamt auf Platz 28. Auch Langrehr war als Neunte zuversichtlich in den Finaltag gestartet. Nach einer durchwachsenen Schwimmleistung bockte aber auch ihr Pferd.
Den Olympiasieg holte sich vor dem Laser-Run fünftplatzierte Engländerin Kate French vor Laura Asadauskaite aus Litauen und der Ungarin Sarolta Kovacs. French erzielte mit 1.385 Punkten einen olympischen Rekord. Die Männer gehen am Samstag auf Medaillenjagd.
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(AFP/dpa/hau)
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