Der eigentliche Kampf bei diesen Olympischen Spielen wird neben dem Ring ausgetragen: Das IOC und der Box-Weltverband vertreten in der Geschlechter-Debatte um zwei Boxerinnen gegensätzliche Meinungen. Das IOC greift den Weltverband scharf an.
Der offene Disput zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee und dem bei Olympia ausgeschlossenen Box-Weltverband IBA geht in die nächste Runde. Nach einer chaotischen Pressekonferenz der IBA-Spitze zur Geschlechter-Debatte um zwei Boxerinnen sieht sich das IOC in seiner Haltung bestätigt. "Diese Farce beschreibt alles, was man wissen muss. Es zeigt, warum Boxen unbedingt einen neuen Weltverband braucht", sagte IOC-Sprecher Mark Adams.
Im Zuge der Diskussion um die Olympia-Zulassung für Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-Ting aus Taiwan hatte die IBA-Spitze am Montag das IOC scharf attackiert. Die beiden Boxerinnen waren im Vorjahr von der WM ausgeschlossen worden, weil sie laut IBA "die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllten und im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile" gehabt hätten.
Chaotische Pressekonferenz des Weltverbands
Der per Video zugeschaltete IBA-Präsident Umar Kremlew warf dem IOC bei der Pressekonferenz vor, den Boxsport zu zerstören. Bei der Veranstaltung, die wegen organisatorischer Probleme fast eine Stunde später begann, kam es immer wieder zu Pannen und tumultartigen Szenen.
"Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass die IBA nicht in der Lage ist, den Boxsport zu organisieren, schauen Sie sich nur die Führungspersonen an, die bei dieser Farce dabei waren", sagte IOC-Sprecher Adams. Er hoffe, dass die Geschehnisse bei der Pressekonferenz weitere Nationalverbände ermutigen, einen neuen Weltverband zu formen.
IOC: "Wir brauchen einen neuen Weltverband"
Das IOC erkennt die IBA nicht an und organisiert das Boxturnier bei Olympia wie schon 2021 in Tokio selbst. Seit Tagen wird das Turnier von der Debatte um Khelif und Lin überschattet. "Sie wurde als Frau geboren, ist als Frau aufgewachsen, hat einen Pass als Frau und hat als Frau Wettbewerbe bestritten", rechtfertigte IOC-Chef Bach wiederholt die Teilnahme-Erlaubnis für Khelif, die aus selben Gründen auch für Lin gelte: "Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind."
"Das Traurige ist, dass Boxen ein toller olympischer Sport ist. Eine dieser Sportarten mit einem echten sozialen Aspekt", sagte Adams. Das Ziel des IOC bleibe es, Boxen auch ins Programm der Spiele 2028 in Los Angeles aufzunehmen. "Aber wir sind kein Weltverband, wir brauchen unbedingt einen neuen Weltverband", fügte der IOC-Sprecher hinzu. (dpa/ska)
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