- Das Pferd Saint Boy erlangte bei den Olympischen Spielen in Tokio traurige Berühmtheit.
- Das verängstigte Tier verweigerte beim Modernen Fünfkampf und wurde daraufhin von Reiterin und Trainerin mit Schlägen malträtiert.
- Der Dachverband des Sports hat nun ein Update zum Zustand des Pferdes gegeben.
Eine in Tränen aufgelöste Reiterin drischt auf ihr unwilliges Pferd ein, wird dabei von ihrer Trainerin mit den Worten "Hau drauf!" angespornt, die auch selbst Hand an das Tier legt - und Sportfans in aller Welt schauen mit Entsetzen zu.
Die dramatischen Szenen, die sich bei den Olympischen Spielen in Tokio abspielten, haben nicht nur eine Debatte über den Reitsport ausgelöst, sondern auch Konsequenzen für die unmittelbar Beteiligten: Trainerin Kim Raisner und Reiterin Annika Schleu sehen sich dem Vorwurf der Tierquälerei ausgesetzt, werden massiv angefeindet. Raisner wurde sogar von den Olympischen Spielen ausgeschlossen.
Wie aber geht es dem malträtierten Pferd, Saint Boy? Diese Frage wurde auch vielfach auf Twitter gestellt. Die Sorge, dass Saint Boy für seinen Widerstand bestraft oder sogar eingeschläfert werden könnte, ist unter Tierfreunden groß. Der Hashtag #Saintboy schaffte es am Sonntag sogar zeitweise in die Twitter-Trends.
Saint Boy "vom Wettkampf erschöpft"
Mittlerweile hat der Dachverband des Modernen Fünfkampfs ein Update zu Saint Boy gegeben. Die Organisation teilte zwei Fotos des Pferdes auf Twitter und erklärte, das Pferd sei in seinem Zuhause, der japanischen Präfektur Shiga. Saint Boy sei "vom Wettkampf erschöpft", ansonsten aber bei guter Gesundheit.
Ob Saint Boy an weiteren Wettkämpfen teilnehmen wird, ist unklar. Er hatte bei den Olympischen Spielen nicht nur völlig verängstigt der deutschen Reiterin Annika Schleu den Dienst verweigert, sondern bereits zuvor dreimal der Russin Gulnas Gubaidullina. Der Tierarzt hatte Saint Boy dennoch für einsatzfähig erklärt.
Fünfkampf-Weltverband will am Reiten festhalten
Seit dem Vorfall häufen sich Stimmen, die einen Ausschluss von Pferden bei olympischen Sportarten fordern. Zentraler Kritikpunkt ist auch, dass Mensch und Tier beim Modernen Fünfkampf nur wenig Zeit haben, um sich aneinander zu gewöhnen – gerade einmal 20 Minuten dauert das Kennenlernen, nachdem die Pferde den Sportlern zugelost wurden. Der Weltverband hat den Forderungen aber bereits eine Absage erteilt: Reiten solle ein fester Bestandteil des Wettbewerbs bleiben.
Änderungen wird es bei den Olympischen Spielen in Paris trotzdem geben, da das Format auf fernsehtaugliche 90 Minuten komprimiert wird. Das Regelwerk sei bereits überarbeitet. "All das, was jetzt kritisiert wird, [haben wir] schon längst zu Papier gebracht", sagt Weltverbands-Präsident Klaus Schormann. Was genau beschlossen werden soll, um das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier zu verbessern, blieb allerdings unklar. (jwo/dpa)
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