- Gold und Silber für die deutschen Dressurreiterinen.
- Jessica von Bredow-Werndl gewinnt vor Isabell Werth.
- Es ist der erste deutsche Doppelsieg in Tokio.
Mit der Hand auf dem wild pochenden Herzen starrte
Einen Tag nach dem Sieg mit der Mannschaft zauberte die 35-Jährige mit ihrer Stute Dalera eine fabelhafte Dressur-Kür aufs Viereck und entthronte Werth in einem hochklassigen Duell. Die nahm es mit der Gelassenheit aus 30 Jahren Weltklasse, konnte aber ihre Enttäuschung doch nicht ganz verbergen. "Bella war fantastisch, ich weiß nicht, was ich hätte besser machen können", sagte Werth am ZDF-Mikrofon: "Am Ende hab ich wirklich kurz gedacht, ich hab's, aber dann hat es eben doch nicht gereicht."
Jessica von Bredow-Werndl vollführt einen "Feuertanz" zum Gold
Von Bredow-Werndl gab zu, sie habe das Gefühl gehabt, "einen Feuertanz zu reiten, auf Messers Schneide", sagte die Olympia-Debütantin nach ihrem Ritt zu den Klängen von "La La Land". Mit fulminanten 91,732 Prozentpunkten verwies sie Dressur-Königin Werth (89,657) mit ihrem Traumpferd Bella Rose auf den Silberrang.
Bronze ging an die dreimalige Olympiasiegerin Charlotte Dujardin (Großbritannien/88,543) auf Gio. Dorothee Schneider und Showtime landeten nach einer ungewohnt fehlerhaften Kür nur auf einem enttäuschenden 15. Rang.
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Werth verpasste es indes, in der Liste der erfolgreichsten deutschen Olympia-Teilnehmer zu Spitzenreiterin Birgit Fischer (Kanu-Rennsport) aufzuschließen. Die 52-Jährige steht mit siebenmal Gold und fünfmal Silber weiterhin auf Rang zwei.
Die Nacht war schon über Tokio hereingebrochen, als von Bredow-Werndl als Erste des deutschen Erfolgs-Trios auf das Viereck ging. Und Dalera tanzte auch in der Kür so wunderschön, wie sie es schon im Grand Prix Special mit einem olympischen Rekord getan hatte. Das Duo zeigte keinerlei Nervosität, bot eine Darbietung wie aus einem Guss und erhielt Weltklasse-Noten.
Von Bredow-Werndl zittert wegen der eigenen Teamkollegin um ihren Sieg
"Es war mein Ziel, die 90 Prozent zu knacken", sagte "JBW" und analysierte: "Es gab keine groben Schnitzer und ganz viele Highlights." Doch da Werth ihr nachfolgte, begann erstmal das große Zittern. "Jetzt bin ich richtig nervös", sagte sie, als sie gebannt Werth und Bella Rose verfolgte: "Puh, ist das anstrengend."
Nach der furiosen Vorlage ihrer 17 Jahre jüngeren Teamkollegin war die "Queen of Dressage", wie Werth vom Weltverband FEI gerne bezeichnet wird, immens gefordert. Auch sie lieferte eine traumhafte Kür ab, doch von Bredow-Werndl konnte sie nicht mehr vom obersten Treppchen stoßen.
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Am Vorabend hatte das Erfolgstrio noch gemeinsam den überlegenen Erfolg in der Mannschaftswertung bejubelt - weil aber eben der große Showdown in der Kür nur eine kurze Nacht entfernt war, wurde nicht vollkommen ausgelassen gefeiert. "Die ein oder andere Nation hat noch einmal mit angestoßen, und wir haben noch ein wunderbares Essen mit Sushi und Pizza gehabt", erzählte Werth. (AFP/hau)
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