Einen Tag nach dem knappen Viertelfinal-Aus der deutschen Handball-Frauen gegen Frankreich machen es die Männer gegen den Olympia-Gastgeber besser. Die Partie aber ist nichts für schwache Nerven.
Heldenhaft ins Halbfinale: Deutschlands Handballer greifen nach einer irren Aufholjagd und dramatischer Zugabe nach der ersehnten Olympia-Medaille. Die Mannschaft von Bundestrainer
Mit einer wahren Galavorstellung ließ die junge DHB-Auswahl am Mittwoch den lange Zeit brodelnden Hexenkessel von Lille verstummen. Die rund 27.000 überwiegend französischen Fans im umgebauten Fußballstadion Stade Pierre-Mauroy sahen zunächst, wie Deutschland mit der Schlusssirene ausglich - und dann in der Verlängerung angeführt vom wie entfesselt spielenden Renars Uscins gewann. Kapitän Johannes Golla und Co. hatten den großen Favoriten tatsächlich gestürzt.
Sechs Tore Rückstand zur Pause
Dabei hatte die mit neun Olympia-Debütanten angetretene deutsche Mannschaft in der zweiten Halbzeit schon 14:20 hinten gelegen, ehe sie sich leidenschaftlich zurückkämpfte. Aus einem ganz starken Team ragte auch Torhüter
Während die DHB-Frauen nach einer Niederlage tags zuvor gegen Frankreich (23:26) die Segel streichen mussten, dürfen die Männer nach dem ersten Sieg gegen Frankreich in einem großen Turnier seit elf Jahren mehr denn je vom ersten Olympiasieg im Hallenhandball seit dem DDR-Erfolg von 1980 träumen.
Die deutsche Mannschaft erwischt einen guten Start
Die Stimmung in der Mannschaft, hatte Gislason vor der Partie betont, sei "insgesamt positiv, sehr gut und sehr locker". Dennoch war er sich sicher: "Wir müssen eines der besten Spiele der letzten Jahre – wenn nicht sogar das beste Spiel – zeigen." Wie es funktionieren kann, zeigte sich gleich in der Anfangsphase. Als Knorr und Heymann auf 4:2 stellten, kühlte die aufgeheizte Stimmung erstmal ab.
Dies änderte sich jedoch schnell wieder. Weil die Abwehr nun einige leichte Gegentore über den Kreis kassierte und Andreas Wolff keinen Ball zu fassen bekam, übernahm Frankreich nun das Kommando. Gislason justierte nach, brachte beim Stand von 7:9 nun Späth im Tor. Wirkung zeigte aber auch diese Maßnahme zunächst nicht.
Vincent Gerard steht David Späth in nichts nach
Zwar zeigte Späth direkt einige starke Paraden. Doch weil die deutschen Schützen schon in dieser Phase reihenweise am früheren Kieler Gerard im französischen Kasten scheiterten, enteilte Frankreich zwischenzeitlich bis auf 17:12. Späth brachte Deutschland mit tollen Reflexen bis zur Pause aber zurück ins Spiel.
Und auch vom Blitzstart der Franzosen in Durchgang zwei mit drei schnellen Treffern in Serie (14:20) ließ sich die DHB-Auswahl nicht beeindrucken. Knorr und Co. saugten sich binnen weniger Minuten wieder bis auf 19:21, gingen knapp zehn Minuten vor Schluss in Führung. Es entwickelte sich eine dramatische Endphase, Frankreich führte sechs Sekunden vor Schluss bei eigenem Ballbesitz, doch der bis dahin herausragende Dika Mem verlor den Ball - dann begann die Show von Renars Uscins. (sid/bearbeitet von hau)
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