Doping und Sport werden schon lange in einem Atemzug genannt. Die unfaire Leistungssteigerung schadet dem Ruf sportlicher Wettkämpfe nachhaltig.
Leichtathletik, Radrennen, Schwimmen und Reitsport: Einige Sportarten scheinen prädestiniert für Doping zu sein – und wie der Reitsport beweist, trifft es nicht immer nur den Menschen. Und längst wird Doping auch außerhalb des Profibereichs bei Amateuren genutzt. Um ihre Leistung zu steigern, greifen selbst Normalbürger im Freizeitsport, im Studium oder für den Job immer häufiger zu Dopingmitteln.
Doping – was ist das überhaupt?
Die ausführliche Berichterstattung der vergangenen Jahre erweckt manchmal den Eindruck, Doping sei ein neues Problem. Dabei wird gegen Doping schon seit den 1960er-Jahren vorgegangen. Damals war Dopen im Profisport gang und gäbe, was aber in der Öffentlichkeit lange Zeit kaum Notiz fand. Doch durch Dopingmittel verursachte Todesfälle unter Spitzensportlern wirkten als Alarmsignal. Die daraufhin folgenden Doping-Kontrollen und Antidoping-Maßnahmen sensibilisierten schließlich die breite Öffentlichkeit für das Thema. Gerade die gesundheitlichen Risiken und Spätfolgen waren zuvor vielen nicht bewusst.
Doping liegt laut Regularien der WADA (Welt-Anti-Doping Agentur) vor, wenn dem Sportler eine direkte Anwendung eines verbotenen Stoffes nachgewiesen werden kann bzw. in einer Probe (Blut-, Urin- oder Haarprobe) solch ein verbotener Wirkstoff entdeckt wird. Auf die Dopingliste der verbotenen Stoffe setzt die WADA solche Mittel, die zu einer künstlichen Leistungssteigerung des Sportlers führen.
Auch Maskierungsmittel – also Stoffe, die den medizinischen Nachweis solcher leistungssteigenden Mittel erschweren sollen, stehen auf dieser Dopingliste. Die anderen Anti-Doping-Agenturen und die Sportverbände orientieren sich an dieser Liste.
Der Begriff „dop“ stammt aus der Sprache südafrikanischer Ureinwohner, der Kaffer. Als Dop bezeichneten sie ein hochprozentiges alkoholisches Getränk, das während religiöser Zeremonien zum Stimulieren eingesetzt wurde. Niederländische Kolonisten in den Vereinigten Staaten übernahmen den Begriff für jedes stimulierendes Getränk.
So verbreitet sich der Begriff über die Jahre und entwickelte sich im Englischen zur Bezeichnung für anregende Substanzen im Allgemeinen.
Doping außerhalb des Spitzensports
Um besser zu sein als die Konkurrenz, wird Doping vor allem im Profisport eingesetzt. Natürliche Leistungsgrenzen sollen auf diese Weise überwunden werden. Und das ist längst nicht nur im Profisport so. Auch im Amateurbereich wird gedopt. Häufig sind eigene Trainingsziele oder ein sportlicheres, muskulöseres Aussehen Grund für die Einnahme von Medikamenten.
Immer häufiger wird neben dem sportlichen Doping auch vom sogenannten Brain Doping gesprochen. Um den Anforderungen von Schule, Universität oder Job gerecht zu werden, wird auch in diesen Bereichen immer mehr gedopt. Gerade Menschen, die hohen intellektuellen, psychischen oder körperlichen Belastungen ausgesetzt sind, greifen zu Psychopharmaka. Diese haben sowohl auf die emotionale wie auch auf die kognitive Ebene Einfluss. Sie sollen die Konzentration, die Gedächtnisleistung und geistige Ausdauer steigern bzw. positiv beeinflussen.
Das Antidepressiva Prozac® wird beispielsweise zur Verbesserung der Stimmung eingesetzt, das Medikament Ritalin® für eine längere Konzentration und Provigil® um länger wach zu bleiben. Alltagsdoping steht bei weitem nicht so in der Kritik wie das Doping im Leistungssport. Doch sich für den Job und die Freizeit zu dopen, um sich insgesamt intelligenter, glücklicher, fitter und beliebter zu fühlen, ist zu einem gefährlichen Lifestyle geworden.
Mittel und Methoden
Wen man über Doping spricht, muss man zwischen Mitteln und Methoden unterscheiden. Verbotene Substanzen gibt es zahlreiche – wie unter anderem Antibiotika, Amphetamine und Wachstumshormone. Die Verbotsliste der WADA ist lang und wächst stetig. Trotz Doping-Kontrollen und Antidoping-Kampagnen scheint die Nachfrage nach Doping-Mitteln nicht abzubrechen.
Neben dem Einwerfen klassischer Doping-Substanzen wird der Einsatz von Doping-Methoden wie Blut- oder Gen-Doping populärer, die körpereigene Mittel nutzen, um die Leistung steigern. Während Testverfahren verbotene Substanzen sichtbar machen, lassen sich diese Doping-Methoden kaum nachweisen. Vielfach sind die Fahnder hier auf die Hinweise Dritter angewiesen.
Blut-Doping
Beim Blut-Doping wird dem Sportler entweder Vollblut oder eine Zubereitung, die rote Blutkörperchen enthält, verabreicht. Dafür wird circa ein Liter Blut als Eigenbluttransfusion abgenommen, konserviert und gekühlt. Im Labor werden die roten Blutkörperchen von anderen Bestandteilen im Blut getrennt. Wenn das Blutvolumen nach vier bis sechs Wochen wieder einen normalen Wert erreicht hat, wird dem Athleten das Konzentrat verabreicht.
Die erhöhte Anzahl der Blutkörperchen verbessert den Transport von Sauerstoff im Blut. Gerade bei Ausdauersportarten in der Leichtathletik und beim Radsport führt Blutdoping zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit. Bei klassischen Doping-Kontrollen lässt sich die Methode nicht nachweisen. Nur ein DNA-Abgleich mit einer gefundenen Blutkonserve bietet Gewissheit.
Gen-Doping
Beim Gen-Doping wird wie beim Blutdoping auf körpereigene Mittel zur Leistungssteigerung im Sport gesetzt. Hierbei wir ein gentherapeutisches Verfahren aus der Medizin eingesetzt, bei dem die Erbsubstanz verändert wird. Dadurch wird der Körper dazu angeregt, körpereigene leistungssteigernde Substanzen zu bilden. Eigentlich sind die Behandlungen für Patienten mit genetisch bedingten Erkrankungen gedacht.
Durch das Gen-Doping lässt sich beispielsweise das Eiweiß Myostatin ausschalten. Dieses hemmt den Muskelaufbau. Wird es ausgeschaltet, können die Muskeln theoretisch immer weiter wachsen. Diese Art des Gen-Dopings befindet sich allerdings noch in der Versuchsphase. Bis jetzt gibt es keine Erkenntnisse darüber, inwieweit man es beim Menschen gezielt einsetzen kann.
Anabolika, Hormone & Co.
Weit verbreitet, sind Stimulanzien, sogenannte Aufputschmittel wie Amphetamine, Kokain oder Ecstasy. Die habe eine anregende Wirkung auf den Körper. Dadurch werden beispielsweise Hemmungen abgebaut, das natürliche Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung unterdrückt und die Aggressivität gesteigert.
Anabole Wirkstoffe werden unter anderem für den Muskelaufbau eingesetzt, um dadurch bessere sportliche Leistung zu erreichen. Das gleiche wird versucht, mit Hormonen zu erreichen. Dagegen stehen bei der Gruppe der Narkotika nicht alle auf der Verbotsliste. Voltaren und Aspirin sind beispielsweise erlaubt, während morphinartige Narkosemittel verboten sind. Sie werden eingesetzt, um Schmerzen zu unterdrücken.
Mit Erythropoetin, besser bekannt als EPO, soll der gleiche Effekt wie mit Blutdoping erreicht werden. Die Gesamtzahl der roten Blutkörperchen wird erhöht, um den Sauerstofftransport im Blut zu steigern.
Diese drei Arten des medikamentösen Dopings sind einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Die Liste der verbotenen Doping-Substanzen ist aber bei weitem länger und nicht überschaubar. Der Markt floriert und die WADA warnt in ihren Antidoping-Kampagnen vor den gesundheitlichen Folgen.
Risiken und Schäden
Die Risiken, die ein Sportler beim Doping in Kauf nimmt, sind nicht zu unterschätzen. Im schlimmsten Fall riskiert er lebenslang gesperrt zu werden und seine Existenzgrundlage zu gefährden. Doch während man beruflich oft noch umsatteln kann, gibt der Körper einem selten eine zweite Chance. Die Schäden durch Doping können massiv sein und sogar zum Tod führen.
Sportler, die des Dopings überführt werden, bekommen in der Regel eine sofortige Sperre für zwei Jahre. Außerdem können zuvor erlangte Preise und Rekorde aberkannt werden. Neben den sportlichen sind auch die finanziellen Folgen für Spitzensportler massiv. Preis- und Sponsorengelder fallen als Einnahmequelle weg. Der geschädigte Ruf bei überführten Doping-Sündern verhindert zudem häufig eine erfolgreiche Wiederkehr in den Leistungssport.
Schwerwiegender sind die möglichen gesundheitlichen Schäden. Doping kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Weit verbreitet sind vor allem Kreislaufkrankheiten und psychische Leiden. Häufig sind die Schäden irreversibel und die Folgen können mitunter tödlich sein. Bei einigen Sportveranstaltungen gab es schon Todesfälle aufgrund von Doping.
In den meisten Fällen war Überbelastung die Ursache. Die Sportler hatten ihre Leistungsgrenze weit überschritten, aber dies aufgrund des Dopings nicht gespürt. Aber auch ein späterer Tod durch Organversagen ist nicht unwahrscheinlich, wenn über Jahre gedopt wird.
Besonders bitter sind die körperlichen Schäden für Sportler, die unwissentlich gedopt wurden. In der DDR wurde Doping staatlich angeordnet und systematisch durchgesetzt – häufig ohne Wissen der Sportler. Aber auch in der BRD und in anderen Ländern wurde sehr häufig gedopt, allerdings meist mit Einverständnis der betroffenen Sportler. © 1&1 Mail & Media
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