Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro schaut die Welt gespannt auf die Leistungen der Leichtathleten – und sieht neben sportlichen Highlights vermutlich auch den ein oder anderen Doping-Betrüger. Mit diesen Substanzen helfen die Sportler nach.
Der 100-Meter-Lauf der Herren ist das große Highlight der Olympischen Spiele. Bei dem populären Wettkampf werden Legenden geboren – oder Betrüger überführt. Denn so beliebt die Disziplin ist, genauso verbreitet ist das Doping unter den schnellsten Männern der Welt. Acht von zehn Läufern aus der Top-10 mit den besten Ergebnissen überhaupt sind schon einmal des Dopings überführt worden.
Doch nicht nur in der Königsdisziplin der Leichtathletik wird gedopt, es scheint ein Massenphänomen sein, das sich durch alle Bereiche dieses Sports zieht. Laut einer Studie, an der die Universität Tübingen mitgearbeitet hat, sollen bei der Leichtathletik-WM 2011 in Südkorea etwa ein Drittel der Athleten auf verbotene Substanzen zurückgegriffen haben. Brisant: Die Studie durfte, anscheinend aufgrund von Druck durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF, bis heute nicht veröffentlicht werden.
Jede Sportart hat ihre eigenen Mittelchen
Aber auf welche Substanzen greifen die Sportler zurück, wenn sie schneller und einfacher an eine Gold-Medaille kommen wollen? "Jede Sportart hat natürlich andere Voraussetzungen", erklärt Eva Bunthoff, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei der NADA, gegenüber unserer Redaktion.
Die NADA ist die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland, die hierzulande für die Dopingkontrollen der Sportler zuständig ist und weiß, was welche Sportler zur Leistungssteigerung schlucken oder spritzen. "Während es in einigen Sportarten mehr um die Schnelligkeit geht, geht es bei anderen Sportarten mehr um Kraft oder um Ausdauer." Daher werden laut Bunthoff in jeder Disziplin andere Substanzen missbraucht.
"Die Statistik der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur, Anm. d. Red.) über weltweit nachgewiesene Dopingfälle zeigt, dass Anabolika die meistgebrauchten Dopingsubstanzen sind, vor den Stimulanzien, Beta-2-Agonisten und – seit einigen Jahren – Cannabinoiden", erklärt Eva Bunthoff weiter.
Auch Kokain und Joints erobern die Trainingshallen
Anabolika sind für den Muskelaufbau zuständig und steigern die Leistungsfähigkeit. Stimulanzien, hierbei handelt es sich oft um Kokain, Ecstasy, Amphetamine oder Ephedrin, unterdrücken die Müdigkeit und sind daher in Ausdauerdisziplinen sehr beliebt. Auch Fußballer greifen gerne auf diese Art des Dopings zurück, weil es Hemmungen unterdrückt.
Die Beta-2-Agonisten werden als Asthma-Helfer eingesetzt, weil sie die Luftwege weiten und Sportlern mehr Ausdauer verleihen. Zudem unterstützen sie – bei hoher Dosierung – die Athleten beim Aufbau von Bizeps und Co., indem sie die Proteinsynthese in den Muskelzellen stimulieren.
Die Cannabinoiden haben es nicht deshalb in die Sportarenen geschafft, weil sie die Leistungsfähigkeit erhöhen – schließlich bewirkt ein Joint eher das Gegenteil. Dennoch kann THC Hemmungen abbauen und es wird durchaus von Athleten eingesetzt, bei deren Sportart man ein gewisses Risiko eingehen muss, wie beispielsweise Downhill Radfahren.
Wie erfolgreich ist der Kampf gegen Anabolika & Co.?
Natürlich kämpfen Organisationen wie die NADA oder die WADA gegen Betrüger, unternehmen Kontrollen und leisten jede Menge Präventionsarbeit. Doch Sportmediziner Perikles Simon zeigt sich in der SWR-Sendung "Planet Wissen" pessimistisch: "Analytisch können wir weniger nachweisen als damals, zumindest wenn man es in Relation zu den heutigen Möglichkeiten und Mitteln sieht."
Vergleicht man die Ergebnisse der Studie der Universität Tübingen mit den Test-Ergebnissen der WADA, scheint der Sportmediziner Recht zu haben. Denn die Anti-Doping-Agentur geht bisher nur von ein bis zwei Prozent aus, die mit illegalen Substanzen nachhelfen, während die unter Verschluss gehaltene Studie von etwa einem Drittel aller Sportler spricht, die betrügen.
"Wir können von einem Hightech-Doping ausgehen, dem man nicht hinterher kommen kann", führt Perikles Simon fort. "Da kann nur der Gesetzgeber dagegen angehen."
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