- Die US Open stehen ganz im Zeichen der gespaltenen Golfwelt.
- Der Streit um die heftig kritisierte Saudi-Tour LIV ist eskaliert.
- Der US-Golfverband muss die "verfeindeten" Stars voneinander trennen.
Brooks Koepka benahm sich so gar nicht wie ein Golf-Gentleman, als er vollkommen entnervt den Medien die Schuld für die verfahrene Situation gab. "Ihr alle treibt dunkle Wolken über uns. Ich habe das Ganze satt. Das stinkt mir gewaltig", wetterte der viermalige Major-Champion: "Das ist eine beschissene Lage. Wir wollen die US Open spielen - und müssen nur über das andere Zeug reden."
Dieses "andere Zeug", über das sich US-Star Koepka so echauffierte, ist die Teilnahme der Rebellen von der heftig kritisierten Saudi-Tour LIV am dritten Major des Jahres. Die Spaltung der Golfwelt, die den Sport seit Wochen beherrscht, überschattet auch die bis Sonntag laufende Großveranstaltung in Brookline/Massachusetts.
US-Golfverband muss "verfeindete" Stars voneinander trennen
Seit dem ersten Saudi-Turnier in der vergangenen Woche in London und der umgehenden Sperre von 17 Teilnehmern vonseiten der us-amerikanischen PGA-Tour läuft die Situation zunehmend aus dem Ruder. Der US-Golfverband USGA, der wegen der Zulassung der LIV-Spieler stark in der Kritik steht, sah sich sogar dazu genötigt, die "verfeindeten" Stars erst einmal voneinander zu trennen.
Die Einteilung der Dreiergruppen wurde für die ersten beiden Tage so gewählt, dass sich die prominentesten Abtrünnigen (Phil Mickelson, Dustin Johnson, Bryson DeChambeau) und die größten PGA-Namen (Koepka, Rory McIlroy, Jon Rahm, Justin Thomas, Scottie Scheffler) aus dem Weg gehen. Diese deeskalierende Maßnahme des Ausrichters scheint bitter nötig zu sein. Schließlich machen vor allem Thomas und McIlroy keinen Hehl mehr daraus, was sie von der LIV-Tour halten. "Was sie dort machen, hat keine Bedeutung - außer dem Einsammeln von einem Haufen Kohle", sagte der viermalige Major-Champion McIlroy über die maßgeblich vom saudischen Regime finanzierte Konkurrenz.
LIV-Tour: Spieler und Medien werfen Golf-Profis Habgier vor
Die Einlassung McIlroys passt in den Tenor der meisten Medien. Sie werfen den abgewanderten Stars vor, aus Habgier gewechselt zu sein. Schließlich war das Turnier in London mit einem Preisgeld von 25 Millionen Dollar höher dotiert als jede PGA-Veranstaltung.
Insgesamt gibt es bei den acht LIV-Turnieren in diesem Jahr 250 Millionen Dollar zu verdienen. Dazu kommen Summen im dreistelligen Millionenbereich, die den Stars für ihre Unterschrift von LIV gezahlt wurden. Ganz so viel dürfte der zweimalige Major-Champion Martin Kaymer nicht bekommen haben. Dennoch nannte der Deutsche, der in Brookline verletzt fehlt, den finanziellen Anreiz als einen Wechselgrund.
Die Kritiker abseits des Sports geißeln die LIV-Prämien als "Blutgeld". Sie bringen sowohl die Terroranschläge des 11. September 2001 als auch die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi 2018 im Istanbuler Konsulat Saudi-Arabiens ins Spiel.
PGA und DP World Tour wollen gemeinsam gegen LIV-Tour vorgehen
Um die LIV-Tour sportlich in Schach zu halten, beraten die PGA und die DP World Tour (vorher European Tour) laut Medienberichten über ein gemeinsames Vorgehen. Dabei könnte es unter anderem darum gehen, die zu LIV abgewanderten Stars vom Ryder Cup auszuschließen. Der alle zwei Jahre stattfindende Teamwettbewerb zwischen den USA und Europa ist das größte Event der Golfwelt.
Im Gegensatz zur PGA verzichten die Europäer bisher auf eine Sperre für die Abtrünnigen. So sollen neben Kaymer auch der Südafrikaner Louis Oosthuizen und der Spanier Sergio Garcia (beide ebenfalls Major-Sieger) sowie Bernd Wiesberger (Österreich) in der kommenden Woche in München starten - Stand jetzt. (afp/sap) © AFP
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