Spitzensportler haben einen sexy Körper, sind erfolgreich und stehen im Rampenlicht. Kurzum: Sie sind einfach zu beneiden. Doch der glamouröse Schein trügt. Beim Blick auf das Konto offenbart sich die Schattenseite: Viele Athleten im Profi-Sport verdienen deutlich weniger als 2000 Euro. Existenzängste sind die Folge. Diese nehmen nach dem Karriereende meist zu und oftmals stellt sich die Frage: Was kommt nun?
Medaillenregen, Olympisches Gold um den Hals und Autogramme - all das ist nur von kurzer Dauer. Im eigentlichen Teil der Karriere zwischen den jeweiligen Wettkämpfen und ihren Triumphen verblasst der Hauch von Glamour, wie eine Studie der Deutschen Sporthilfe belegt: Das durchschnittliche monatliche Brutto-Einkommen von Athleten aus Randsportarten beläuft sich auf 1.919 Euro, nach Abzügen stehen ihnen ganze 626 Euro zur Verfügung.
Selbstverständlich, dass bei diesen Zahlen entweder noch ein anderer Beruf ausgeübt wird oder der Weg für ein Leben nach dem Sport geebnet werden muss. Leicht ist dies aber nicht. Denn auch abseits des Beckens, des Spielfeldes und der Matte herrscht ein großer Konkurrenzkampf, der vielen Athleten Sorge bereitet und nur mit spezieller Förderung zu bewältigen ist.
Sport allein reicht nicht zum Leben
Insgesamt gehen 36 Prozent der Athleten einem Beruf parallel zum Sport nach, 32 Prozent studieren nebenher. Dieser Doppelbelastung hat sich auch der ehemalige Judoka Ole Bischof gestellt und ein Studium zum Volkswirt absolviert. Denn ihm sei immer klar gewesen, dass der Kampfsport keine Rente sichere. Beruft man sich auf die Studie der Deutschen Sporthilfe, beträgt das monatlich verfügbare Einkommen beim Judo 468 Euro. Doch trotz allem habe sich die Mühe gelohnt, so der Ex-Sportler in einem Gespräch mit "Zeit Online". Er hat den Sprung ins Berufsleben nach der Karriere erfolgreich geschafft und arbeitet seit fast drei Jahren bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers in Hamburg. Bischof, der seinen weißen Judoanzug gegen einen Business-Suit tauschte, sagte, dass er anfangs erst einmal wieder den Status des Lehrlings inne hatte.
Viele Spitzensportler können von so einem raschen Einstieg in ein neues Berufsfeld nur träumen. Oftmals blieb während der aktiven Karriere keine Zeit für eine gute Ausbildung. Doch selbst ein abgeschlossenes Studium ist keine Garantie dafür, dass gleich ein Arbeitsplatz sicher ist. Durch das Parallelstudium bleibt häufig keine Möglichkeit für Auslandssemester oder Praktika, die den Lebenslauf aufpeppen könnten. 57 Prozent der Sportler leiden deshalb unter Existenzängsten, wie man ebenfalls der Studie entnehmen kann.
Sporthilfe ermöglicht Einstieg in Beruf
Für Viele sei der Einstieg in den klassischen Beruf somit nur mit Hilfe möglich, argumentiert Michael Ilgner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Sporthilfe und ehemaliger Wasserball-Nationalspieler, in der "FAZ". Aus diesem Grund startete die Deutsche Sporthilfe im Jahr 2013 die Initiative "Sprungbrett Zukunft – Sport & Karriere". Ziel ist dabei, die langfristige Ausweitung der Athletenförderung weiterhin zu gewährleisten und die berufliche Situation der Spitzensportler nach der Karriere besser abzusichern. So bieten 140 Unternehmen, welche mit der Sporthilfe kooperieren, mit Rücksicht auf Wettkampf und Trainingszeit passende Praktika an.
Schattenseiten der hochgelobten Förderprogramme
Ein weiteres Förderprogramm können Sportler bei der Bundeswehr oder der Polizei genießen. Christina Schwanitz, eine erfolgreiche deutsche Kugelstoßerin, ist eine von 744 Sportlern, die bei der Bundeswehr angestellt ist, doch ein Zuckerschlecken ist dies keinesfalls. Wie sie gegenüber der "FAZ" verlauten ließ, sei Existenzangst ihr täglicher Begleiter. "Wenn du deine Leistung nicht bringst, wenn du dich verletzt, fliegst du gleich raus bei der Bundeswehr." Der Vertrag werde immer nur um ein Jahr verlängert und so könne es sein, dass in der nächsten Saison ein anderer Sportler den Platz einnehme, so Schwanitz weiter.
Wolfgang Maennig, Olympiasieger von 1988 im Ruder-Achter, offenbart allerdings "Zeit Online" die Kehrseite der Medaille des Sportförderprogramms. Er kritisiere vor allem die Tatsache, dass die meisten Bundeswehr-Athleten keine Ausbildung oder ein Studium parallel absolvieren. Bis 2012 verweigerte die Bundeswehr angestellten Sportsoldaten gar, während ihres Dienstes auch einer Ausbildung oder einem Studium nachzugehen. Doch die Aufhebung des Verbots habe nicht viel geändert. "Die jungen Leute fühlen sich sicher in ihrer beamteten Stelle mit den rund 1.500 Euro. Sie ahnen nicht, dass mit 32 das Ende da ist. Ihnen wird Sicherheit vorgegaukelt, die es nicht gibt".
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