Der erste Großmeister des Sumo-Ringens, der außerhalb Japans geboren wurde, ist tot. Akebono, der bürgerlich Born Chad Rowan hieß und von der Insel Hawaii stammte, stirbt im Alter von 54 Jahren.
Olympia 1998 in Nagano. Akebono war überall, ein Superstar in Japan, mit seinem Auftritt bei der Eröffnungsfeier begeisterte er die Fans. Und plötzlich stand der Sumo-Großmeister vor Anni Friesinger.
Anni Friesinger erinnert sich an einen "riesigen Auflauf"
"Er war damals der bekannteste, schwerste und beste Sumo-Ringer der Welt. Es sprach sich herum, dass er ein großer Eisschnelllauffan ist. Auf einmal stand er in der Halle. Wow", erinnerte sich Friesinger, dreimalige Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, einmal für Die Welt: "Ein riesiger Auflauf. Hektik überall. Und was für eine Erscheinung, 2,04 Meter groß, 230 Kilogramm schwer. Und ich stand da mit meinen Anfang 20 Jahren, 1,68 Meter Körpergröße und war tief beeindruckt."
Nun ist Akebono gestorben, Japan trauert um eine Ikone seines Nationalsports. Denn: Akebono stieß als erster Nicht-Japaner in den Rang eines Yokozuna auf. Und seine erbitterten Duelle mit den einheimischen Brüdern Takanohana und Wakanohana begeisterten die Fans, doch Anfang April hörte sein Herz auf zu Schlagen. Mit 54 Jahren.
Akebono wurde auf Hawaii geboren
"Er hat Geschichte geschrieben", sagte Sumo-Expertin Shoko Sato der Nachrichtenagentur AFP. Und zwar 1993. Damals wurde aus Chad Rowan, der 1969 auf Hawaii geboren wurde, der erst 64. Yokozuna in der Historie des Sumo. Im Sumo-Ringen existiert kein höherer Rang. Und er kann dem Athleten auch nicht mehr aberkannt werden. Nur 73 Kämpfer in der Historie des Sumo-Ringens sind bisher zum Yokozuna ernannt worden. Dieser Rang hängt von der Kampfstärke ab, die der Ringer durch Turniersiege nachweist.
Akebonos Aufstieg zum Yokozuna war eine Sensation. Und eine Bürde. "Er hatte das Gefühl, dass er härter arbeiten musste als die japanischen Großmeister und dass er als japanischer anerkannt werden musste als die Japaner selbst", sagte Sato. 1996 erhielt Akebono die japanische Staatsbürgerschaft.
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Durch die harte Sumo-Schule
Sumo ist in Japan ja nicht nur Sport, sondern eine Einstellung, eine Art Religion. Die Yokozuna sind Heiligtümer, doch der Weg dahin ist hart. Der Alltag eines Sumo-Ringers ist karg und entbehrungsreich, die Welt ist streng hierarchisch aufgebaut, die Jungen müssen kochen und den Stars den Körper waschen. So wie es Akebono tat, der im Stall von Takamiyama ausgebildet wurde.
1988 trat Akebono unter dem Namen Daikai zum ersten Mal in Japan auf den Dohyo, die Lehmbühne, auf der die Kämpfe ausgetragen werden. Schnell stieg er auf, wurde zum Superstar. Hawaiis Pop-Star Israel Kamakawiwoʻole sang über ihn. Akebono gewann elf Turniere, bevor er sich 2001 als Sumo-Ringer zurückzog, um jüngere Kämpfer zu trainieren. Nun ist er gestorben - und Japan trauert. (sid/hau)
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