• Offenbar werden die vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten für die Weltmeisterschaft in Katar nicht ausreichen.
  • Deshalb wird nun über Zeltlager und Pendelflüge als Alternativen nachgedacht.

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Seit geraumer Zeit laufen Diskussionen über die Kapazitäten der katarischen Hotelbranche und deren mögliche Überlastung durch den Ansturm an WM-Fans.

"Wir werden bei der WM über 100.000 Zimmer für Übernachtungen anbieten können", sagt Omar al-Jaber aus dem leitenden Supreme Committee für die Organisation der WM laut dem Sport-Informations-Dienst (SID). Neben klassischen Hotels werden auch Apartmentanlagen, Fandörfer und zwei Hotelschiffe Übernachtungen offerieren. Trotzdem werben die Organisatoren bereits öffentlich mit Ausweichmöglichkeiten.

Vorgesehen sind etwa Zelte, die zwar an die Wasser- und Stromversorgung angeschlossen sind, dafür aber keine Klimaanlage haben.

Etwas mehr Luxus sollen etwa 200 Zelte am Küstenstrand im Süden Katars nahe der Wüste bieten. Al-Jaber versucht das Ganze, als "echtes Camping" zu verkaufen und dem Ganzen den Charakter von Event-Tourismus zu verleihen.

"Luftbrücke": Fans könnten täglich zu Spielen geflogen werden

Neben den Zeltanlagen soll zudem eine Art "Luftbrücke" entstehen. Katar handelt momentan mit befreundeten Golfstaaten aus, dass täglich Fans mit bis zu 160 Pendelflügen aus den umliegenden Ländern morgens zu den Spielen eingeflogen und abends wieder zurückgeflogen werden. Das würde zusätzlich die katarischen Unterkünfte entlasten.

Der Weltverband Fifa sah zuvor als Vorteil der WM in Katar, dass es ein Turnier mit kurzen Wegen sei. Durch die Probleme der Organisatoren, genügend Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe der Stadien anzubieten, wird dies nun jedoch konterkariert. Alle Stadien wurden innerhalb von 100 Kilometern gebaut und die Anfahrtswege sind kurz, aber die geringe Fläche der Halbinsel von 11.571 km² – und damit vergleichbar mit Montenegro oder dem Kosovo – bringt eben auch erhebliche Nachteile mit sich.

Darüber hinaus wird immer deutlicher, dass die reichen Golfstaaten trotz ihrer strikt autokratischen und nicht selten planwirtschaftlichen Strukturen trotzdem nicht einfach sportliche Großereignisse aus dem Boden stampfen können. Al-Jaber hat mitgeteilt, dass sich aktuell noch mehrere Hotels im Bau befänden. Zudem laufen die Beratungen zu den vorgesehenen Zeltstädten ebenso noch wie Verhandlungen zu den Pendelflügen. Vieles ist auf Kante genäht, wo doch eigentlich schon seit Jahren abschätzbar war, wie viele Fans sowie Medien- und Sponsorenvertreter ungefähr nach Katar reisen würden.

Aus der WM in Katar 2022 wird Improvisationsturnier

Übrigens hat auch der große Nachbar Saudi-Arabien in diesem Jahr erst im allerletzten Moment die Formel-1-Rennstrecke in Dschidda fertiggestellt, wie "Motorsport.com" berichtete. Noch in der Woche des Grand Prix liefen die Bauarbeiten. Unbegrenzte finanzielle Ressourcen sind nun einmal nicht alles.

Das musste mittlerweile auch der Weltverband Fifa erkennen. Dieser hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Schwierigkeiten mit Gastgeberländern und deren organisatorischen Abläufen. Man erinnere sich an die teils trägen Baufortschritte in Brasilien vor der WM 2014. Aber eigentlich sollte das so strikt organisierte Emirat Katar da eine Ausnahme bilden. Das tut es aber nicht.

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Die nun angedachten Alternativlösungen machen aus der WM, neben der ohnehin schon vorgenommenen terminlichen Verschiebung vom Sommer in den Frühwinter, ein Improvisationsturnier, das zudem aufgrund der zusätzlichen Pendelflüge auch beim ökologischen Fußabdruck immer weiter in den roten Bereich abrutscht.

Nach dem Bier-Dilemma folgt nun die Hotelzimmer-Knappheit – man darf schon auf die nächste Episode im Katar-Wahnsinn gespannt sein.

Verwendete Quellen:

  • eurosport.de: WM 2022 - Quartiernot in Katar: Golfstaat setzt auf Zeltstädte und Luftbrücken für ausländische Fans
  • motorsport.com: Domenicali sicher: F1-Strecke in Saudi-Arabien wird rechtzeitig fertig
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