Was wäre das DFB-Team ohne Thomas Müller "TM13"? Fast im Alleingang schießt der Bayer Deutschland zum 4:0-Sieg gegen Portugal - ein perfektes Ergebnis für die Nationalmannschaft in ihrem Auftaktspiel bei der WM 2014 in Brasilien. Und das auf seine typische Müller-Art - mit Laufwegen, die die Gegner schwer vorhersagen können, und einem Lächeln im Gesicht.

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Es war die herzigste Szene der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Thomas Müller, damals 20 Jahre alt und vielen Fans noch relativ unbekannt, hatte gerade zwei Tore im Achtelfinale gegen England geschossen - und grüßte im ARD-Interview seine Oma und seinen Opa, weil "das schon lang mal überfällig" war. Diese viel zitierte Szene wird ihn auf ewig als den netten "Bua" (hochdeutsch: Jungen) von nebenan definieren. Müller ist einer, der außerhalb des Spielfelds genauso wirkt, wie er Fußball spielt. Unkonventionell und sehr locker.

Auch Portugal hat die Müller'sche Lockerheit zu spüren bekommen. Elfmeter? Für den Mann mit den dünnsten Waden aller Zeiten kein Problem. Der Strafstoß wird mal eben schnell in bester Andi-Brehme-Manier verwandelt. Eh klar, denn wie er der ARD erklärt, habe er schon die eine oder andere Aktion im Weltfußball mitgemacht, und "da werde ich beim Elfmeter nicht nervös." Und wenn Müller einmal trifft, dann trifft er immer wieder. Das war schon 2010 so. Ein Tor, ein Lauf, ein Müller. Und so macht der "Raumdeuter", wie er sich selbst einmal genannt hat, auch noch das 2:0 und 4:0. Und lässt diejenigen verwundert zurück, die noch vor Beginn des Spiels einen echten Mittelstürmer gefordert hatten.

Bundestrainer Jogi Löw behält Recht

Man muss Jogi Löw gratulieren, dass er diesen Stimmen keine Beachtung geschenkt hat. Auch wenn sich die taktischen Maßnahmen des Bundestrainers nicht immer jedem erschließen, im Fall der Aufstellung von Thomas Müller hat er zu hundert Prozent Recht behalten.

Müller ist das unberechenbare Element im Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Er verunsichert Gegner nicht mit hübschen Tricks. Er ist kein Dribbelkünstler. Vielleicht kann er das auch, aber er hat es nicht nötig. Denn Müller steht einfach richtig. Er hat "ein Gefühl für Räume", wie er es einmal im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" beschrieben hat. Ein Gefühl, wie es vielleicht kein anderer Fußballer hat - denn sonst wären seine Gegenspieler nicht ständig überrascht, wenn er auf einmal vor oder hinter ihnen auftaucht und einnetzt. Immerhin: Manchmal wisse er selbst nicht, was er als nächstes mache, hat Müller mal gesagt. Vielleicht beruhigt es die Verteidiger, dass nicht einmal Müller selbst seinen nächsten Schritt vorhersagen kann.

Thomas Müller ist erfolgshungriger

In sieben WM-Spielen hat Müller bislang achtmal getroffen. Eine mehr als beeindruckende Statistik. Und was sagt Müller dazu? - "Bei Weltmeisterschaften läuft es nicht so schlecht für mich ...", sagt er und lächelt sein etwas schräges Müller-Lächeln.

Doch Müller ist nicht mehr der 20 Jahre alte Jungspund, der jetzt noch schnell die Oma grüßen würde. Stattdessen wird er, angesprochen auf einen möglichen WM-Torrekord, ernst: "Jetzt bleiben wir erstmal ruhig. Wir sind hier, um Weltmeister zu werden, und nicht, um irgendwelche Rekorde zu brechen."

Müller ist erfolgshungriger geworden. 2010 hat es ihm noch gereicht, einfach nur dabei zu sein. Jetzt, vier Jahre später, muss der Titel her. Aber er weiß, dass Deutschland das ganz große Ziel nur als Mannschaft gewinnen kann. Deshalb lenkt er schnell von sich selbst ab und spricht vom großen "Wir". Seine Tore schießt er nicht für sich, sondern für sein Team.

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