• Er gehört zu den bekanntesten Sportreportern des Landes, kann auf eine über 40-jährige TV-Karriere zurückblicken.
  • Vor seinem Einzug bei "Promi Big Brother" spricht Jörg Dahlmann (63) über seine Trennung vom Bezahl-Sender Sky, die Folgen lockerer Sprüche und seinen Blick auf die kommende WM in Katar.
Ein Interview
von Carsten Lepthin

Herr Dahlmann, haben Sie nach Ihrem Ende bei Sky keine Lust mehr auf Fußball?

Mehr News zur Fußball-WM

Jörg Dahlmann: Doch, ganz im Gegenteil. Wie kommen Sie darauf?

Während Sie im "Promi Big Brother"-Haus sitzen, läuft mit der WM gerade das größte Fußballfest der Welt. Für einen Sportreporter ist diese terminliche Entscheidung eher ungewöhnlich...

Als die Anfrage kam, hat sich "Promi Big Brother" mit den Sendeterminen noch bedeckt gehalten, da wusste ich noch nicht, dass die Show parallel zur WM läuft. Mir als Fußballverrücktem blutet da schon das Herz. Andererseits finde ich die Geschichte mit "Promi Big Brother" total spannend und reizvoll. Und wie viele Spiele ich noch sehen kann, hängt natürlich auch davon ab, wie lange ich drinbleibe. Die letzte Sendung läuft am 7. Dezember, dann wäre es immer noch möglich, das Viertel- und Halbfinale und das Endspiel zu sehen.

"Ich sehe das etwas entspannter als die meisten anderen Menschen, die das kritisieren"

Die WM-Entscheidung für Katar wurde häufig kritisiert. Wie stehen Sie dazu?

Ich sehe das etwas entspannter als die meisten anderen Menschen, die das kritisieren. Ich finde auch, dass es grundsätzlich eine falsche Entscheidung war, die WM dorthin zu vergeben. Auf der anderen Seite bin ich keiner, der jetzt alles verdammt, was mit Katar zu tun hat. Ich lasse mir dadurch nicht den Spaß an einem Turnier nehmen, das am Ende des Tages der Wettstreit zwischen den besten Fußballnationen bleibt.

Trotz der vielen Proteste gegen das Regime in Katar?

Ich finde es wichtig, dass während der WM in Katar vor allem die ausländischen Besucher Flagge zeigen.

Kann man als Sportreporter zwischen den sportlichen und gesellschaftlichen Zuständen trennen?

Diese Trennung sollte man schon vornehmen und das Sportliche, den Wettstreit und den Spaß am Fußball in den Vordergrund stellen. Mit der Verurteilung von politischen oder gesellschaftlichen Zuständen sollte man sowieso immer vorsichtig sein. So ganz sauber sind doch die allerwenigsten Nationen.

Wären Sie gern vor Ort?

Ich wäre total gern vor Ort. Ich würde auch gern vorm Fernseher mitfiebern. Als Reporter bin ich ja draußen, wurde vom Sender vorzeitig in Rente geschickt.

Nach einem lustig gemeinten Spruch während einer Reportage, dass Sie sich eine Kuschelnacht mit Sophia Thomalla gut vorstellen könnten ...

... die damals mit Torwart Loris Karius zusammen war ...

... wurden Sie im Internet als sexistisch bezeichnet. Und als Sie während einer anderen Reportage Japan als "Land der Sushis" bezeichneten, bescherte Ihnen das den endgültigen Rauswurf beim Sender Sky.

Mit meinem Rauswurf hat das Management des Senders ein negatives Zeichen gesetzt. Das war ein klarer Eingriff in die Freiheit des Reporters. Ich habe mich ja weder rassistisch noch sexistisch geäußert.

Bereuen Sie den flapsigen Thomalla-Spruch?

Nein, den Spruch bereue ich nicht, aber ich kann auch die Leute verstehen, die ihn nicht gut oder geschmäcklerisch fanden. Ich habe die Person nicht beleidigt. Sophia Thomalla hat mir hinterher gesagt, dass sie über den Spruch gelacht hat, ihn super fand und sich geschmeichelt fühlte. Der Satz hat mein Leben verändert und ich war von heute auf morgen raus aus dem Geschäft.

Wie bitter ist das für einen Vollblut-Reporter? Bekommt man das überhaupt hin, ohne in das berühmte schwarze Loch zu fallen?

Ja, das klappt. Ich bin schon immer ein Mensch gewesen, der versucht, aus jeder Situation das Positive herauszuziehen. Das heißt auch, nicht in Depressionen zu verfallen, sondern mit einem Lächeln nach vorn zu gehen. Allerdings nicht ohne Kritik zu üben.

Auch an sich selbst?

Eigentlich mehr am Sender. Das Management bei Sky ist schlecht, da werden extrem viele Fehler gemacht. Das spreche ich offen aus, das hat mit Verbitterung nichts zu tun. Die Zweitliga-Berichterstattung zum Beispiel ist extrem unprofessionell und lieblos, das liegt aber nicht an den Reportern, sondern am Management. Der Fußball wird nicht optimal präsentiert, das gilt leider auch für die Topware, die Spiele der ersten Liga.

"Mir geht es gut, ich bin glücklich, zufrieden und total relaxt"

Ist das Thema Sportreporter für Sie abgeschlossen?

Mir geht es gut, ich bin glücklich, zufrieden und total relaxt. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht wieder in meinem Beruf arbeiten möchte. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gern wieder ans Mikro zurückkehren und kommentieren. Aber ich bin eben auch Realist, nehme die Dinge hin, wie sie sind und mache aus dem, was ist, das Beste.

Gibt es für die Zeit nach "Promi Big Brother" schon Pläne?

Ich werde nur noch Dinge tun, die mir Spaß bringen. Deshalb habe ich mir eine Anlage besorgt und werde im Frühjahr als DJ loslegen.

Und was wird man bei DJ Dahlmann hören?

Ich möchte Songs mit starken Melodien aus den 80ern, 90ern und dem Besten von heute spielen. Der schönste Titel des Jahres war für mich der Song von Elton John und Dua Lipa mit der Neuauflage von Cold Heart. Wer mich hören will, kann mich buchen.

Und wo sehen Sie Ihre Zielgruppe?

Zum Beispiel bei Sportvereinen auf dem Land, die ein Jubiläum haben. Die bauen dann ein Festzelt auf und dann lege ich auf. Ich habe vor, das mit einer Art Fußballtalk zu verbinden. Da kann dann noch ein anderer Promi oder ein Ex-Spieler dazukommen und wir haben ein rundes Paket.

Sie selbst werden aber nicht singen?

Nein, lieber nicht. Ich kann zwar singen, aber ich treffe die Töne nicht. (lacht)

Was reizt Sie an Ihrer "Promi Big Brother"-Mission?

Mich interessiert die Herausforderung, das Abenteuer und das gute Geld, das man bekommt, natürlich auch.

Der vorletzte "Promi Big Brother"-Gewinner hat mit der Gage seine Spielschulden bezahlt ...

Bei mir sind alle Konten ausgeglichen, da gibt es keinen finanziellen Druck. Als Frührentner komme ich gut über die Runden. Ich habe immer fleißig eingezahlt.

Sind Sie ein Gruppenmensch? Oder müssen die anderen Bewohner Angst vor Ihnen haben?

Ich habe früher in einer WG gelebt und im Studentenwohnheim haben wir uns mit 14 Leuten eine Küche geteilt. Mit Gruppen komme ich schon klar.

Ich bin allerdings ein Mensch, der morgens gern lange schläft. Wenn das nicht klappt, schleppe ich ein Schlafdefizit den ganzen Tag mit mir rum. Ich hoffe für mich und die anderen, dass ich dann gelassen bleibe.

Lesen Sie auch:

Wenn man sich bei "Promi Big Brother" etwas wünschen könnte, was wäre das bei Ihnen? Doch noch eine Kuschelrunde mit Sophia Thomalla?

(lacht) Nee, nee, das war ja auch nicht ernst gemeint. Aber sie ist eine tolle Frau, klug, humorvoll und selbstbewusst. Ich möchte mein schönes Leben weiterführen. Ich habe drei wunderbare Kinder, bin glücklicher Single und freue mich, viel Zeit auf Mallorca verbringen zu können. Ich habe dort eine wunderbare Wohnung mit Meerblick und bin wirklich total happy.

Das Interview wurde geführt im Auftrag von SAT.1.
Zur Person: Jörg Dahlmann wurde 1959 in Gelsenkirchen geboren, lebt heute in Wiesbaden und auf Mallorca. Er lernte Journalismus von der Pike auf, begann beim ZDF als Fußballreporter. Dahlmann berichtete für verschiedene TV-Sender über die Bundesliga, kommentierte die Champions League, Welt- und Europameisterschaften. Ab 2017 arbeitete er für den Pay-TV-Sender Sky, wurde 2021 dort entlassen. Über diese Trennung und 40 Jahre Berufsleben hat Jörg Dahlmann das Buch "Immer geradeaus" (Edel Verlag) geschrieben.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.