In der Diskussion um eine Rückkehr von Mats Hummels in die deutsche Nationalmannschaft gerät Joachim Löw immer heftiger unter Druck. Ein Weltmeister und ein Europameister kritisieren die Sturheit des Bundestrainers.

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Niklas Süles Kreuzbandriss in Augsburg hat Joachim Löws EM-Planungen am 11. Oktober 2019 schwer beschädigt. Der Bundestrainer hat seinen wichtigsten Innenverteidiger auf unbestimmte Zeit verloren, nachdem er sieben Monate zuvor dessen damaligen Mitspielern Mats Hummels und Jerome Boateng ohne Not den Laufpass gegeben hatte.

Mats Hummels ist der beste Innenverteidiger des Jahres

Vor allem der Ruf nach Hummels, der seit Sommer 2019 wieder für Borussia Dortmund spielt, wird immer lauter.

Kein deutscher Manndecker weist im Jahr 2019 in Pflichtspielen eine bessere Zweikampfquote auf, wie der "kicker" nach dem neunten Bundesligaspieltag vorrechnete. An Hummels' 69,3 Prozent gewonnener Zweikämpfe reicht lediglich Süle mit 68,8 Prozent heran.

Umso weniger können Klaus Augenthaler, Weltmeister 1990, und Thomas Helmer, Europameister 1996 und jeden Sonntag Gastgeber des Fußball-Talks "Doppelpass" bei Sport1, Löws Entscheidung gegen Hummels nachvollziehen.

"Die Frage ist, ob er zu stolz ist, ihn um die Rückkehr zu bitten", sagte Augenthaler dem "kicker". "Mit einem Gespräch unter Männern könnte man es klären."

Löw hatte einem baldigen Hummels-Comeback nach Süles schwerer Verletzung eine Absage erteilt.

Für Augenthaler spielt der Bundestrainer Vabanque: "Ein Turnier wie die EM kann man nur mit einer stabilen Abwehr gewinnen. Der von Joachim Löw eingeleitete Umbruch ist völlig in Ordnung, ein bisschen Erfahrung würde aber guttun."

Augenthaler erinnerte daran, die WM 1990 als 32-Jähriger gewonnen zu haben. Hummels sei im Sommer 2020 31 Jahre alt.

Thomas Helmer: "Alles läuft auf Hummels' Rückkehr hinaus"

"Diese verjüngte Mannschaft braucht hinten im Zentrum einen Mann mit Erfahrung, mit Ausstrahlung, eine Führungsfigur", hieb Helmer im "kicker" in die gleiche Kerbe. Denn: "Es gibt derzeit keinen Abwehrchef im Löw-Team."

Helmer, der 1996 in England als 31-Jähriger Europameister wurde, ist sich deshalb sicher: "Es läuft also alles auf eine Rückkehr von Mats Hummels hinaus."

Süles "Unglück" sei "eine Vorlage, die Joachim Löw nur noch verwerten" müsse. "Und für den Bundestrainer bedeutet ein Ja zu Hummels keinen Gesichtsverlust", fügte Helmer an, denn: "Die nachrückende Führungsgruppe um Joshua Kimmich wird die Notwendigkeit einer Hummels-Rückkehr verstehen." (hau/dpa)

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