Das hätte sich Sandro Wagner wohl noch vor gut drei Jahren nicht träumen lassen. Vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der 35-Jährige Co-Trainer von Julian Nagelsmann wird. Somit wird auch Wagner wieder auf die große Bühne des Fußballs zurückkehren.

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Dort war Wagner übergangsweise bereits beim Länderspiel vor knapp zwei Wochen gegen Frankreich, als er an der Seite von Rudi Völler und Hannes Wolf das DFB-Team coachte. Nun also dauerhaft Nationalmannschaft – zumindest bis zur EM 2024.

Nagelsmann: Wagner brennt für DFB-Aufgabe

"Das Telefon wurde sehr warm an meinem Ohr, weil er sehr gebrannt hat, und er hat mir sofort signalisiert, dass es die richtige Entscheidung war, dass wir genau so einen Typen brauchen im Trainerteam", schwärmte Nagelsmann auf der Pressekonferenz von der Kontaktaufnahme mit Wagner.

Mit Wagner in seinem Team hat Nagelsmann wohl einen cleveren Schachzug getätigt. Denn er ist, neben all seinen Trainer-Fähigkeiten, ein besonderer Typ. Klartext und schonungslose Analysen zeichneten den früheren Stürmer bereits während seiner aktiven Laufbahn aus und ließen ihn auch danach zu einem der populärsten TV-Experten des Landes aufsteigen.

Über seine mangelnde Beliebtheit als Spieler sagte er einst: "In der Wahrnehmung bin ich sicher nicht einer der beliebtesten Spieler. Aber das ist völlig in Ordnung. Ich bin keiner, der sich verstellt. Die Leute wissen ja auch nichts von mir. Ich habe kein Facebook-Profil, wo ich meinen Hamster fotografiere."

Auf seinen Karriereplan als Profi angesprochen meinte Wagner: "Ich hatte immer drei große berufliche Ziele in meinem Leben: Profi bei Bayern München zu werden, es in die Nationalmannschaft zu schaffen und viele Millionen zu verdienen." All diese Ziele als aktiver Spieler hat Wagner erreicht.

Wagner trat 2018 aus DFB-Team selbst zurück – aus Enttäuschung

Das Kapitel Nationalmannschaft beendete Wagner allerdings selbst nach gerade einmal acht Länderspielen aus Enttäuschung über die Nichtnominierung für die WM 2018. "Ernst nehmen kann ich das natürlich nicht", sagte er damals über die Nichtberücksichtigung durch Bundestrainer Jogi Löw und äußerte seine Enttäuschung. Für ihn wäre die WM "eine tolle Sache gewesen".

Im Rückblick bereut Wagner allerdings den damaligen Entschluss: "Ich hätte die Füße stillhalten und das Turnier abwarten sollen." Und hier kommt eine weitere Stärke Wagners zum Tragen. Denn bei aller Direkt- und Offenheit ist Wagner ebenso in der Lage, selbstreflektiert zu sein.

Eine Fähigkeit, die ihm auch in seiner bisherigen Trainerkarriere zupasskam. Nur wenige Monate nach seinem Karriereende in China übernahm er 2020 im DFB-Nachwuchs den Posten des Stürmertrainers. Dort sollte er den Mittelstürmer-Nachwuchs in Verhalten und Abläufen auf dem Feld schulen. Ein halbes Jahr später war Wagner aber wieder zurück in München und übernahm das Traineramt bei der U19 von Vorstadt-Klub Spielvereinigung Unterhaching. Erneut nur wenige Monate später fand Wagner sich plötzlich auf dem Chefsessel der ersten Mannschaft wieder.

Nagelsmann über Wagner: "Ein extrem intelligenter Mann"

Dort blieb der gebürtige Münchner zwei Jahre und führte das Team in der vergangenen Saison zum Aufstieg in die 3. Liga. Aber schon vor Erreichen dieses Erfolgs gab Wagner bekannt, dass er sich einer neuen Herausforderung stellen wolle, ohne, dass er diese gleich publik machte.

So gab es einige Spekulationen, bevor der frühere Stürmer sich entschied, zurück zum DFB, genauer gesagt in die U20-Nationalmannschaft zu gehen. Dort sollte er als Co-Trainer von Hannes Wolf fungieren und wurde zudem ins neugegründete "Nachwuchs-Kompetenzteam" berufen. Aber auch dieser Posten ist bereits wieder Geschichte und Wagners fulminanter Trainer-Aufstieg findet den vorläufigen Höhepunkt als Co-Trainer der A-Nationalmannschaft.

"Ich kenne Sandro schon lange, hab ihn trainiert in Hoffenheim und weiß, dass er ein extrem intelligenter Mann ist, der sich als Spieler schon sehr viel damit beschäftigt hat", lobte Nagelsmann seinen zukünftigen Assistenten, den er bereits 2017 bei der TSG Hoffenheim als Spieler unter seinen Fittichen hatte.

Nun hat es gerade einmal drei Jahre gedauert, bis Wagner auch an der Seitenlinie endgültig oben angekommen ist. Doch es dürfte wohl nicht das Ende der Karriereleiter sein.

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