Zum Abschluss des Länderspieljahres will Julian Nagelsmann das Fundament für die Heim-EM legen. Doch mehrere Ausfälle zwingen den Bundestrainer zu weiteren Experimenten.
Julian Nagelsmann sollte beim großen Marketing-Tag am DFB-Campus schon mal den EM-Jubel proben - stattdessen kam er als Improvisationskünstler kaum hinterher. Gratulieren, streichen, nachnominieren, weitere Absagen moderieren: Der letzte Lehrgang des Länderspieljahres ist erheblich gestört, bevor er so richtig begonnen hat.
Am Montag folgten dann schlechte Nachrichten im Halbstundentakt. Auf die verletzungsbedingte Absage von
Auch
Deutschland soll Titelanwärter sein
Dabei wollte der Bundestrainer in Ruhe sein EM-Fundament legen und noch ein wenig experimentieren. Beim Heimturnier im Sommer solle sich Deutschland in der Riege der Titelanwärter direkt "hinter Frankreich einreihen, die für mich der Topfavorit sind", wie Sportdirektor Rudi Völler im BR-Interview betonte. Für
Doch Gosens und Thiaw fehlen, die Position des Rechtsverteidigers ist überdies eine ewige Baustelle. Nagelsmann wird in den kommenden Tagen entscheiden müssen, ob er sie mit der Abberufung von Joshua Kimmich aus dem defensiven Mittelfeld schließen will. Der Bayern-Star huschte am Vormittag wie alle seine Kollegen wortlos in den Wolkenkratzer des Frankfurter Melia-Hotels. Wenig später ging es schon wieder los zum Abdrehen der Social-Media-Clips und TV-Beiträge zur EM.
Nagelsmann brachte den Pflichttermin hinter sich, um schnell wieder tüfteln zu können. Die Aufbruchstimmung der USA-Reise will sich der Bundestrainer keinesfalls verderben lassen, gute Laune bei trübem Wetter ist angesagt.
Schließlich warten zwei Länderspiele, die er unter das Schlagwort "Emotionalität" gestellt hat: Zehntausende türkische Fans werden das ausverkaufte Berliner Olympiastadion zum Brodeln bringen, auch in Wien, "in einer wunderschönen Stadt, in einem sehr geschichtsträchtigen Stadion", wie Nagelsmann schwärmte, wird es heiß hergehen. "Das wird sehr, sehr laut", sagte er: "Wir freuen uns auch, wenn die deutschen Fans mitgrölen und dagegenhalten."
Nagelsmann muss EM-Euphorie entfachen
An der EM-Euphorie kann Nagelsmann selbst drehen. Die Spiele gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) waren bei Weitem nicht perfekt, aber doch vielversprechend, Lust und Spielfreude waren endlich wieder offensichtlich. Erst im März, nach "einem langen Break", sieht er seine Spieler wieder - danach muss er schon sein Turnier-Team nominieren, das dann das EM-Quartier in Herzogenaurach beziehen wird.
Die Profis kommen trotz der ständigen Unterbrechungen der Vereinssaison gerne zur Nationalmannschaft. "Wir freuen uns auf die Spiele, ja wirklich", sagte Thomas Müller. "Gegen die Türken und gegen Österreich, das waren schon immer gute Spiele, weil es Mannschaften sind, die auch wehtun können."
Die noch 25 Spieler, davon vier Torhüter, wollen und sollen sich alle empfehlen. "Das werden Richtung März weniger werden, da wird der Kreis sicherlich etwas konzentrierter", kündigte Nagelsmann an. Dann wird er ein weiteres brisantes Thema behandeln müssen: Der langjährige Stammtorhüter Manuel Neuer, stellte der Bundestrainer in Aussicht, wird zurückkommen - mit hohen Ambitionen. (sid/jum)
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