• Zum zweiten Mal ist Deutschlands U21 unter Stefan Kuntz Europameister geworden.
  • Am Sonntagabend gewann der DFB-Nachwuchs mit 1:0 gegen Portugal.
  • Dabei habe man "diesem Jahrgang am wenigsten zugetraut", sagt der Trainer.
  • Seine spezielle Ansprache zeigte Wirkung.

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Herr Kuntz, wie stolz sind Sie auf Ihre Mannschaft nach dem EM-Sieg?

Stefan Kuntz: Sehr. Das war die Krönung von dem, was die Spieler ab der Gruppenphase gezeigt haben. Das war purer Fußball, und das begeistert die Leute zu Hause. Und es war verdient.

Sie wirken sehr bewegt ...

Hinter den Spielern stecken 25 Einzelgeschichten. Was wir jetzt zurückbekommen haben, ist unglaublich. Und was in der Stunde nach dem Spiel zwischen Spielern und Trainer gesprochen wurde, ist fantastisch.

Zum Beispiel?

Ich habe David Raum erzählt, wie ich ihn ganz am Anfang bei einem Spiel in Würzburg beobachtet habe. Da hat er sein schlechtestes Saisonspiel gemacht. Danach habe ich zu meinen Trainerkollegen gesagt: "'Ich weiß nicht, was ich aus dem machen soll." Und dann hat er so eine Entwicklung genommen.

Ist diese Entwicklung das Besondere an dieser Mannschaft?

Diesem Jahrgang hat man am wenigsten zugetraut. Und überraschenderweise hatte ich am Ende sechs, sieben, acht Führungsspieler auf dem Platz - das ist ungewöhnlich. Der Zusammenhalt war sehr beeindruckend.

Sie haben Ihr Team mit Hyänen verglichen ...

Vor dem Niederlande-Spiel (Halbfinale, 2:1-Sieg, Anm. d. Red.) habe ich ihnen gesagt, dass sie mit Löwenherzen spielen sollen - auch mit Babylöwenherzen wie bei Florian Wirtz. Und mit Adleraugen, damit man die ganze Zeit das Spiel im Auge hat. Beim dritten Begriff habe ich ein bisschen gebraucht, und dann ist mir das mit der Hyänenbande eingefallen. Keiner kann Hyänen leiden, aber die kriegen zum Schluss immer, was sie wollen. Vorne beißt eine dem Gnu in den Huf, die kriegt zwar noch einen Schlag ab, aber dann kommen von hinten schon wieder vier neue Hyänen. Natürlich haben sie gelacht, aber das haben wir beibehalten.

Scheint gewirkt zu haben.

Der abschließende Satz war: Champions gehen ihren Weg bis zum Ende. Damit war alles gesagt. Und jetzt sind sie Champions.

Ihre Spieler loben Sie, gehen für Sie durchs Feuer. Wie schaffen Sie das?

Erstmal freut mich das. Es geht viel um Vertrauen. Ich versuche mit den Spielern darüber zu reden, welche Verhaltensweisen wie nach Außen wirken und welche Folgen sie haben können. Dann findet der Spieler normalerweise einen eigenen Weg und eine eigene Lösung.

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Welchen Spieler werden wir in der A-Nationalmannschaft wiedersehen?

Der Weg von der U21 zur A-Nationalmannschaft ist sehr weit. Das ist ein richtig großer Schritt, das sieht man bei den Jungs, die 2017 und 2019 dabei waren. Wir sind jetzt Europameister, aber man muss das relativieren. Die Niederländer hatten sieben Spieler bei der A-Nationalmannschaft, die Engländer neun. Bei uns ist es maximal Kai Havertz, der leider noch nie U21-Nationalmannschaft gespielt hat. Wir werden das Problem mit dem Talente-Mangel oder der noch nicht optimalen Ausbildung von Talenten nicht übertünchen. Aber wir haben Werte des deutschen Fußballs vertreten, über die jeder DFB-Mitarbeiter, jeder Amateur- und Jugendspieler sagen kann, das ist cool. Diese Signalwirkung hat die Mannschaft hinbekommen.

Welches war der schönere EM-Titel? 2017 oder 2021?

Schwer zu sagen. Beim ersten hatte ich mitten im Turnier noch gar keinen Vertrag für danach. Der war ein bisschen essenzieller für die berufliche Vertragsverlängerung. Aber weil der jetzige aktuell ist, ist er extrem intensiv. Ich habe mich selten auf eine Feier so gefreut wie heute.

Wie feiern Sie denn?

Ich habe mit Leichtsinn gesagt, dass ich etwas singen will. Vielleicht haben einige das ja schon wieder vergessen ... Auf jeden Fall wird es etwas Rockiges. Und ein paar Tanzschritte wird es auch geben. Da meine langjährige Tanzpartnerin dabei ist, kriege ich das hin.

(dpa/afp/msc)

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