Der Mangel an ausgebildeten Fußball-Schiedsrichterinnen und -Schiedsrichtern ist kein exklusiv deutsches Problem. Im Nachbarland Österreich geht ein Regionalverband deshalb nun einen revolutionären Weg.

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Ein pfiffiges Kerlchen leitet seit kurzer Zeit als Österreichs jüngster Schiedsrichter offizielle Punktspiele im Nachwuchsbereich des Regionalverbandes Steiermark. Der erst zwölf Jahre alte Jan Umschaden lässt im Rahmen eines Verbandsprojektes Spieler in Jugendklassen nach seiner Pfeife tanzen.

"Es hat mich schon immer interessiert, und jetzt hat es sich halt ergeben", beschrieb Umschaden in einem ORF-Bericht nach seinem zweiten Pflichtspiel als Referee seine Motivation für den Einstieg ins Schiedsrichterwesen.

Auch auf Proteste gegen seine Entscheidungen ist der junge Unparteiische, der seit Mitte März die Lizenz zum Pfeifen hat, vorbereitet: "Das ist mir egal. Ich bin der Schiedsrichter, ich pfeife."

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Jan Umschaden steht ein älterer Schiedsrichter zur Seite

Im Fall eklatanter Fehlentscheidungen steht Umschaden und den weiteren Talenten an der Pfeife ein sogenannter Tandem-Schiedsrichter auf dem Platz zur Seite und kann korrigierend eingreifen. Grundsätzlich jedoch soll der erfahrene Partner die heranwachsenden Schiedsrichter der Zukunft in Echtzeit vor allem in Fragen des Stellungsspiels oder der Laufwege schulen.

Bei Umschaden, der bei seinem Heimatverein Sportunion Hitzendorf als Abwehrspieler weiterhin dem Ball und gegnerischen Stürmern hinterherjagt, fiel der Apfel wieder einmal nicht weit vom Stamm: Auch sein Vater Kurt fungiert als Schiedsrichter und schwärmt vom "enormen Gerechtigkeitssinn" des Filius.

Es mangelt auch in Österreich an Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern

Die schiedsrichterliche Frühförderung von Schülern wie Jan Umschaden ist eine Reaktion des steirischen Verbands auf den weit verbreiteten Mangel an Unparteiischen. "Wir versuchen erstmalig, Schiedsrichter schon ab zwölf Jahren zu gewinnen", sagte der zuständige Projektleiter Gerhard Kressl im ORF über den innovativen Rekrutierungsweg. Sein Verband erhoffe sich, sagte Kressl weiter, "dass wir die Jungs früh genug zur Schiedsrichterei bringen und damit mehr Schiedsrichter gewinnen können".

Denn Österreichs Referees haben wie auch ihre Kollegen in Deutschland große Nachwuchssorgen. Für die Abdeckung des Spielbetriebs von 2.300 Vereinen mit ausgebildeten Schiedsrichtern fehlen in der Alpenrepublik momentan gut 1.000 Referees und Assistenten. In den Jugendklassen können derzeit lediglich 30 Prozent aller Begegnungen von offiziellen Unparteiischen geleitet werden. (sid/hau)

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