• Bei Juventus Turin kehrt keine Ruhe ein: Immer weitere Details des Bilanzfälschungsskandals werden bekannt.
  • Brenzlig könnte es nun noch in einem zweiten Fall werden - sowohl für den Verein als auch für mehrere (Ex-)Spieler.
  • Auch Bayern-Star Matthijs de Ligt ist betroffen.

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Der Betrugsskandal um Juventus Turin zieht weitere Kreise: Nun droht neben Cristiano Ronaldo und weiteren Spielern womöglich auch dem heutigen Bayern-Star Matthijs de Ligt eine Sperre. Laut "La Repubblica" (Bezahlinhalt) und der "Gazzetta dello Sport" haben Ermittler Dokumente entdeckt, die mehrere Spieler belasten.

Juventus Turin hatte am 20. Januar eine drakonische Strafe erhalten: In der laufenden Serie-A-Saison wurden dem Verein 15 Punkte abgezogen. Hintergrund sind Vorwürfe, Juve habe die Marktwerte der eigenen Spieler manipuliert und so seine Klub-Bilanzen beschönigt. Allein in den Geschäftsjahren 2018 bis 2020 soll die Buchhaltung um mehr als 100 Millionen Euro frisiert worden sein. Die Richter des italienischen Fußball-Dachverbands Federazione Italiana Giuoco Calcio (FIGC) sahen dies als erwiesen an.

Im Raum steht noch ein weiterer Vorwurf: Die Bianconeri hätten während der Corona-Pandemie mit einigen Spielern vereinbart, deren Monatsgehälter vorübergehend zu kürzen - sie zum Teil aber schwarz weiterbezahlt und dadurch Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust. Der Verein streitet dies ab.

Zu den betroffenen Spielern gehören neben Ronaldo und de Ligt etwa der zur AS Rom gewechselte Paulo Dybala, Wojciech Szczesny, Leonardo Bonucci, Juan Cuadrado, Adrien Rabiot und der Ex-Schalker Weston McKennie. "La Repubblica" nennt noch weitere Namen: Merih Demiral von Atalanta Bergamo, Nizza-Mittelfeldmann Aaron Ramsey, Dejan Kulusevski und Rodrigo Bentancur von Tottenham sowie Arthur von Liverpool. Insgesamt sollen 23 Spieler betroffen sein.

Beteiligten Spielern droht 30-tägige Sperre - de Ligt würde Duell mit PSG verpassen

Eine Sperre gegen die Spieler könnte auch dann ausgesprochen werden, wenn sie gar nicht mehr bei Juve unter Vertrag stehen - wie im Fall von Ronaldo oder de Ligt, der im vergangenen Sommer von Turin zum FC Bayern München gewechselt war.

Im Raum steht eine Sperre von 30 Tagen, wie unter anderem "Il Fatto Quotidiano"-Journalist Paolo Ziliani und "La Repubblica" berichten.

Sollte sie greifen und abhängig davon, wann, würde der niederländische Abwehrspieler den Bayern nicht nur in der Bundesliga fehlen. Er könnte eventuell auch die Achtelfinal-Matches in der Champions League gegen Paris Saint-Germain am 14. Februar und 8. März verpassen.

Ob Fifa und Uefa das Urteil des FIGC-Berufungsgerichts anerkennen und umsetzen, ist noch unklar. Der europäische Kontinentalverband prüft allerdings derzeit die Finanzen der Italiener. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Mehrere Medien - darunter der "Corriere dello Sport" - gehen davon aus, dass der "Alten Dame" weiteres Ungemach droht: Die Rede ist von einem erneuten Abzug von 15 Punkten, einem Zwangsabstieg aus der Serie A sowie hohen Geldstrafen bis zu einem Dreifachen des hinterzogenen Betrags.

Cristiano Ronaldo erwägt Klage gegen Juventus Turin

Juventus Turin wollte die in der Coronakrise gekürzten Gehälter theoretisch nach Ende der Pandemie auszahlen. Zumindest im Fall von Cristiano Ronaldo scheint das nicht passiert zu sein: Laut "La Repubblica" erwägt der Stürmer deswegen eine Zivilklage gegen seinen Ex-Klub. Dieser schulde ihm noch 19,6 Millionen Euro Gehalt.

Der Portugiese scheint die Vereinbarung über die Gehaltskürzungen jedoch nie unterzeichnet haben. Dem "Corriere della Sera" liegt die Vertragsanpassung vor - zu sehen sind darauf nur die Unterschriften der Vereinsverantwortlichen.

Was Ronaldo zugutekommen könnte: Die Turiner hatten die Vereinbarungen auf Gehaltsverzicht zudem beim italienischen Verband nicht gemeldet - weshalb den Spielern, die den Deal unterzeichnet haben, die 30-tägige Sperre droht.

Juventus Turin will gegen Strafe vorgehen

Italiens Fußball-Rekordmeister will unterdessen vor das oberste Sportgericht des Italienischen Olympischen Komitees Coni ziehen. Das Berufungsgericht des nationalen Verbandes FIGC hatte am 20. Januar das Urteil der Vorinstanz - und damit die 15 Punkte Abzug - bestätigt.

Der Verband verhängte zudem lange Sperren gegen elf Mitglieder der früheren Vereinsführung, darunter gegen Ex-Präsident Andrea Agnelli (24 Monate) und seinen Stellvertreter Pavel Nedved (acht Monate). Beide traten in der Folge zurück. Der Verein wartet nun auf die Veröffentlichung der Urteilsbegründung und hat danach 30 Tage Zeit, Berufung beim obersten Sportgericht einzulegen.

"Angesicht der Ungerechtigkeit, die wir erlitten haben, wird sich der Verein geschlossen verteidigen", sagte der neue Klub-Präsident Gianluca Ferrero in einem Gespräch mit den Profis. "Heute vertretet ihr mehr denn je Millionen von Fans in der ganzen Welt."

Sollte die Strafe bestehen bleiben, haben die Turiner kaum noch Chancen auf einen Europacup-Startplatz. Die Mannschaft müsse die Entscheidung vorerst annehmen und auf dem Platz so viele Punkte wie möglich holen, sagte Trainer Massimiliano Allegri. Eine neue Entscheidung über die Strafe sei "wohl frühestens in zwei Monaten" zu erwarten.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • SID
  • Repubblica.it: Inchiesta Juventus: i giocatori rischiano un mese di squalifica
  • Gazzetta.it: La "carta di Ronaldo", il documento che "non deve esistere". E che CR7 non ha firmato
  • Corrieredellosport.it: La Juve rischia la B? Il gesto delle agenzie di scommesse che preoccupa i tifosi
  • AS.com: Caso Juve: también tiemblan los jugadores
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