Während des Auswärtsspiels von Real Madrid gegen den FC Valencia am vergangenen Sonntag kam es zu rassistischen Beleidigungen gegen Real-Stürmer Vinicius Jr.. Es war kein Einzelfall, auch andere Spieler sind betroffen.

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Madrids Cheftrainer Carlo Ancelotti wollte sich während seiner Pressekonferenz nach dem Spieltagswochenende entschuldigen. In großer Wut hatte er zuvor behauptet, das gesamte Estadio Mestalla, das Stadion des FC Valencia, hätte in Richtung seines Spielers Vinicius Jr. rassistische Worte gerufen. Es seien nicht alle Valencia-Anhänger gewesen, stellte Ancelotti klar. Aber doch ein hörbarer Teil.

"Ich bin vorsichtig damit, eine ganze Kultur zu verurteilen. Aber ich denke, in den Stadien existiert eine ungesunde Toleranz gegenüber solchen Dingen. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch Tausende im Mestalla am Sonntag gab, die davon angewidert waren", sagt Ian Hawkey. Er ist Spanien-Reporter für die renommierte britische Tageszeitung "The Times". Vinicius Jr. warf der spanischen Liga derweil auf Twitter vor, Rassismus als "normal" zu betrachten. Liga-Chef Javier Tebas wies den Vorwurf zurück und betonte, diese Saison habe die Liga neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt. Bei acht davon sei Vinicius das Opfer der Anfeindungen gewesen.

"Nicht nur Vinicius"

Teilweise war herauszulesen oder herauszuhören, dass es doch gar kein strukturelles Rassismusprobleme geben, sondern Vinicius die Reaktionen provozieren würde. Hawkey jedoch nennt ein Gegenbeispiel: "Eine der wenigen Verurteilungen aufgrund rassistischer Äußerungen erfolgte im Februar gegen einen Anhänger von Real Mallorca. Er wurde dabei gefilmt, wie er Vinicius beleidigte. Und beim darauf folgenden Heimspiel wurde er dabei gefilmt, wie er Samuel Chukwueze von Villarreal auf gleiche Weise beleidigte. Es ist nicht nur Vinicius."

Am Dienstag nach der Partie im Mestalla waren in Spanien insgesamt sieben Personen festgenommen worden, denen in zwei verschiedenen Fällen ein Hassverbrechen zur Last gelegt wird. Amtlichen Angaben zufolge waren darunter drei Personen, die in dem Verdacht stehen, am Sonntag im Spiel zwischen Valencia und Madrid Vinicius rassistisch beleidigt zu haben. Nach einem Verhör wurden sie unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt.

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Vorfall wird zum Politikum

Im Fokus steht Vinicius vor allem wegen seiner fußballerischen Qualitäten. Im Dribbling und Eins-gegen-Eins kann der 22-Jährige nahezu jeden Verteidiger schlagen und auch mal dumm aussehen lassen. Von gegnerischen Fans wird der Brasilianer jedoch immer wieder nicht einfach nur ausgepfiffen - er wird Opfer von Rassismus, beleidigt wegen seiner Hautfarbe.

Die Vorgänge am Sonntag in Valencia sind mittlerweile ein Politikum. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wie auch der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez kritisierten die Vorfälle scharf. Führende konservative Politiker in Spanien verurteilten ebenfalls jede Art von Rassismus, wiesen jedoch den Vorwurf von Vinicius zurück, Spanien gelte inzwischen unter anderem in Brasilien als "Land der Rassisten".

Für die spanische Liga ist das Spiel im Mestalla in jedem Fall ein schwerer Schlag, denn Vinicius ist ein globaler Star, der von Millionen von Fußballfans verehrt wird. Jede Form von Rassismus gegen ihn könnte dem Standing von La Liga schaden. Und im schlimmsten Fall denkt Vinicius darüber nach, das Land zu verlassen und seine Dribblings und Tore woanders zu zeigen.

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