In der EM-Vorrunde muss Deutschland gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz spielen. Es geht dabei auch um Geld: Bis zu 28,25 Millionen Euro Prämie zahlt die Uefa an jeden Verband. Die Nationalspieler verlangen daran ihren Anteil. Warum eigentlich?

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Pit Gottschalk dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft ihrem Verband DFB Gutes tun will, dann gewinnt sie im Sommer die Heim-EM und füllt die Kassen: Bis zu 28,25 Millionen Euro kassiert der neue Europameister, wenn er die drei Vorrundenspiele und alle vier nachfolgenden K.-o.-Spiele inklusive Endspiel siegreich gestaltet.

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Sieben Länderspiele in Folge gewinnen - man wird als Deutscher ja wohl noch träumen dürfen. In der realen Welt dürfen wir uns glücklich schätzen, wenn die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann die Gruppenphase übersteht. Die Gegner heißen Schottland, Ungarn, Schweiz.

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Mit der Leistung steigen auch die Prämien

Eigentlich müsste die Teilnahme an der Europameisterschaft eine Ehre für jeden Nationalspieler sein. Aber man kann die Uhr danach stellen, dass sie selbst oder ihre Berater Ansprüche auf die EM-Prämien stellen. Die WM-Versager von 2018 wollten vier Jahre später, bei der WM 2022 in Katar, 400.000 Euro Siegprämie.

Ihre Verhandlungsposition ist gut. Die Uefa gab unter der Woche bekannt, welche Summen die 24 Verbände kassieren können. Allein für die Teilnahme am EM-Turnier gibt's 9,25 Mio. Euro. Jeder Vorrundensieg bringt eine Million Euro, jedes Unentschieden die Hälfte. Prämie fürs Achtelfinale: 1,5 Mio. Euro.

Danach schnellen die Zahlungen steil nach oben. Viertelfinale: 2,5 Mio. Euro. Halbfinale: 4,0 Mio. Euro. Vize-Europameister: 5,0 Mio. Euro. EM-Titel: 8,0 Mio. Euro. So kommt in den vier EM-Wochen (14. Juni bis 14. Juli) ein erquickliches Sümmchen zusammen. Wie gesagt: maximal 28,25 Mio. Euro.

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Der DFB könnte das Geld gut gebrauchen

Der "Kicker" meldete vor gut einem Jahr, dass der Verband einen Verlust von rund 30 Mio. Euro verzeichnet. Es geht dabei um Altlasten, die der DFB zu stemmen hat. Aber misslungene Klimmzüge in der Buchhaltung werden die Nationalspieler nicht kümmern. Sie fordern ihren Anteil.

Denn Nationalspieler wollen grundsätzlich nur das Beste: Geld. Zwischen 300.000 und 500.000 Euro wird für jeden einzelnen drin sein. Wenn die Nationalspieler ein Signal setzen wollen, hier wäre eines: Verzichtet auf jede EM-Prämie! Oder teilt sie mit den DFB-Frauen oder U17-Weltmeistern! Oder spendet es einfach!

Der Grund ist eine heilige Dreifaltigkeit:

  • Erstens: Die Nationalspieler verdienen ja schon das große Geld in ihren Vereinen.
  • Zweitens: Mit der EM-Teilnahme steigt der Marktwert und damit automatisch das Vereinsgehalt.
  • Drittens: Die Nationalspieler haben nach drei kaputten Turnieren einiges gutzumachen.

Aber dafür müssten sie den Adler auf der Bruse als Ehre und nicht als weitere Einnahmequelle definieren und Solidarität empfinden. So naiv wird niemand sein. Irgendwann wird beim DFB die Meldung aufploppen, dass man sich auf eine EM-Prämie für die Spieler geeinigt hat. Moneten statt Ehre: So schaut's aus.

Über den Autor:

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Verwendete Quellen:

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