Gündogan
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Bundestrainer Julian Nagelsmann sieht nach dem späten Sieg über Griechenland zumindest einen positiven Aspekt. "Es war ein sehr interessanter Test in allen Bereichen. Es war auch ein Test für die Psyche, um mit Druck umzugehen. Das fand ich sehr wertvoll", erklärte er in der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Das Stadion war nicht zufrieden, wir waren in der Halbzeit nicht zufrieden. Wir mussten eine Reaktion zeigen, das haben wir getan. In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Kontrolle. Am Ende war der Sieg wichtig, um die Fans mitzunehmen. Ein spätes Tor tut immer gut. Da kann man in Leverkusen nachfragen."
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Nagelsmann sieht jedoch offenbar auch einen belebten Konkurrenzkampf in seinem Team. Die EM-Startelf sei "nicht in Stein gemeißelt". "Wir haben 13 Spieler, die für die Startelf infrage kommen." Besonders hart ist der Konkurrenzkampf in der offensiven Dreierreihe hinter dem gesetzten Stürmer Kai Havertz. "Wir haben nicht nur drei Spieler für die Positionen da vorne, sondern sechs. Jeder Spieler da vorne weiß, dass er nicht immer eine Garantie hat, von Beginn an zu spielen", sagte der Bundestrainer.
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Auf der Position des Torhüters sieht Nagelsmann jedoch keinen Handlungsbedarf, obwohl Manuel Neuer mit einem erneuten Patzer für vermehrte Diskussionen sorgt. Neuer hatte vor dem 1:0 der Griechen den Ball nach vorne abprallen lassen, sodass Masouras abstauben konnte. Nagelsmann bügelte die Nachfragen jedoch ab: "Ich nehme keine Selbstzweifel bei ihm wahr. Das ist wichtig. Ich lasse keine Diskussion aufkommen. Er hatte drei Weltklasseparaden, die hält nicht jeder. Der Schuss war minimal abgefälscht. Er hat mein Vertrauen."
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Dann holte der Bundestrainer zur präventiven Medienschelte aus: "Mir ist bewusst, dass das Thema in den Medien diskutiert wird. Auch wenn ich den Sinn nicht nachvollziehen kann. Jeder Deutsche sollte ein Interesse daran haben, dass jeder Spieler gefestigt und stabil spielt."
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Auch seine Mitspieler stellen sich vor Neuer. "Wenn Manuel Neuer keine Sicherheit ausstrahlen kann, wer sonst? Er ist der Rückhalt für die Mannschaft", sagte Maximilian Mittelstädt.
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Und Siegtorschütze Pascal Groß geriet sogar förmlich ins Schwärmen: "Ich verstehe die Diskussion nicht. Die zwei, die er hält, können genauso gut Tore sein", spielte er auf Neuers Glanzparaden gegen Christos Tziolis an. "Ich glaube, dass er ein unfassbar guter Torwart ist. Ich habe ihn das zweite Mal gesehen beim Training. Ich bin begeistert, wie gut er ist. Das habe ich so in meiner Karriere noch nicht erlebt."
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Neuer selbst gab sich zumindest leicht selbstkritisch: "Da gehören immer mehrere dazu, aber ich schaue jetzt auf mich: Ich hätte ihn besser wegbringen müssen." EM-Zweifel? Sicher nicht. "Bei beiden Spielen finde ich, dass ich gute Leistungen gezeigt habe. Und so gehe ich auch in die Gruppenphase."
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Auf das gesamte Spiel gesehen war Neuer vor allem mit Halbzeit zwei zufrieden: "Wir hätten viele Situationen besser ausspielen können, das müssen wir besser machen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gute Chancen herausgespielt, wir waren am Drücker. Da hat man gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollen", sagte er bei RTL.
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Kapitän Ilkay Gündogan wurde bei RTL vor allem bezüglich der ersten Halbzeit deutlich: "Es war buchstäblich ein Test. Die erste Halbzeit war träge, das wurde eiskalt bestraft, das haben die Griechen gut gemacht. Trotzdem ist das nicht unser Maßstab. Zum Glück haben wir noch das 2:1 gemacht und das Spiel gewonnen."
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In der Halbzeit hatte Nagelsmann laut Gündogan offenbar die richtigen Worte gefunden: "Julian Nagelsmann hat in der Halbzeit eine Ansage gemacht und ermahnt, dass das so nächste Woche auch eintreten kann. Deswegen darf man sich so eine erste Halbzeit nicht erlauben."
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Das Testspiel beschloss der Kapitän mit einem grundsätzlich positiven Gefühl: "Wichtig war, dass wir die Zuschauer mit dem Tor glücklich nach Hause schicken konnten. Wir brauchen die Zuschauer, das wird uns pushen. Wir können aus den beiden Spielen viele Lehren für das Turnier ziehen. Ich sehe das nicht so negativ, das ist ein Lernprozess, die Sinne sind geschärft."
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Auch Toni Kroos gab bei RTL seine Analyse zum Spiel ab: "Man weiß, dass im Fußball auch schlechte Halbzeiten dazu gehören. Wir sind nicht so gut, wie wir zuletzt gemacht wurden - aber auch nicht so schlecht, wie wir davor gemacht wurden. In der ersten Halbzeit haben wir viele Bälle hergeschenkt, da sind wir in zwei, drei Konter gelaufen. Dann waren wir etwas konzentrierter, und dann sieht es auch etwas besser aus."
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Die deutlichste Kritik kam - wie so oft - von Lothar Matthäus. "Das ist mir alles zu positiv", sagte der 63-Jährige in seiner Rolle als TV-Experte bei RTL. Bundestrainer Julian Nagelsmann und auch Kapitän Ilkay Gündogan müssten "auch das eine oder andere kritische Wort finden". Es dürfe nicht nur gelobt werden, sondern es müssten "individuelle Fehler" auch angesprochen werden.
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"Das war nicht das, was die Mannschaft bringen kann", sagte Matthäus über die erste Halbzeit am Freitagabend in Mönchengladbach. "Natürlich haben sie das Blatt gewendet, das ist für mich das Positivste."
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Nun bekommen die Spieler aber erst einmal zwei Tage frei. "Es gibt jetzt zwei Tage, wo die Jungs zur Familie können", sagte Nagelsmann, "dann bereiten wir uns konzentriert vor auf Schottland."